Anlässlich des Dies academicus 2016 verleiht die Universität Freiburg erneut fünf Persönlichkeiten einen Ehrendoktortitel. Geehrt werden dieses Jahr Dr. Timothy Radcliffe, ehemaliger Magister des Dominikanerordens; Staatssekretär Chefunterhändler der EU Dr. Jacques de Watteville; Journalist Dr. Roger Schawinski; Schriftsteller und Nobelpreisträger Mario Vargas Llosa und Geologe Prof. Albert W. Bally. Jeder von ihnen hat dazu beigetragen, dass bedeutende Fortschritte in sozialen, diplomatischen oder wissenschaftlichen Bereichen erzielt wurden.

Jede der fünf Fakultäten wird am diesjährigen Dies academicus, am Dienstag, 15.November, einen Ehrendoktor würdigen. Dieses Jahr stehen Diplomatie, Journalismus, Literatur, Theologie und Geologie im Fokus.

Theologische Fakultät – Dr. Timothy Radcliffe
Der Dominikanerorden feiert dieses Jahr sein 800-jähriges Jubiläum. Die Theologische Fakultät, die eng verbunden ist mit diesem Orden, hat beschlossen, aus diesem Anlass Bruder Timothy Radcliffe zu ehren. 1945 in London geboren, übernahm er später wichtige Aufgaben im Orden: Prior im Kloster von Oxford (1982-1988), Provinzial von England (1988-1992) und schliesslich Magister des Dominikanerordens (1992-2001). In dieser Funktion wurde er auch Grosskanzler der Theologischen Fakultät. Sein Schaffen und seine Werke haben ihm mehrere Auszeichnungen und Ehrentitel beschert. Im Jahre 2015 hat Papst Franziskus ihn in den Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden aufgenommen. Freude und Brüderlichkeit sind für ihn von wesentlicher Bedeutung, sowie der Kampf für Gerechtigkeit und Frieden. Mit seiner direkten Art und anschaulichen Bildern ermöglicht er auch bildungsferneren Menschen einen Zugang zum Christentum und seiner Denkweise. Dr. Timothy Radcliffe lebt die Theologie und Predigt ohne jegliche Weltfremdheit. Ihm gelingt die Verbindung von Tradition mit der Moderne, der schlichte Gebrauch der Vernunft mit einer offenen Vision.

Dr. Timothy Radcliffe wird vom ehemaligen Rektor der Universität, Prof. Guido Vergauwen, bei der Zeremonie vertreten. Dieser war mehrere Jahre lang Assistent des Ordensmagisters Timothy Radcliffe für das intellektuelle Leben des Dominikanerordens.

Dr. Timothy Radcliffe hält seinen öffentlichen Vortrag mit dem Titel «Espérance dans le désert: leçons reçues de nos frères et soeurs» am Donnerstag, 1. Dezember 2016 um 19.15 Uhr, im Auditorium A, Misericorde.

Rechtswissenschaftliche Fakultät – Staatssekretär Chefunterhändler der EU Dr. Jacques de Watteville
Innerhalb des diplomatischen Korps des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) war Dr. Jacques de Watteville während seiner Laufbahn Botschafter und Leiter der Wirtschaft und Finanzen des EDA, Schweizer Botschafter in Syrien und Botschafter und Leiter der Mission der Schweiz bei der EU in Brüssel. 2012-2013 war er Botschafter der Schweiz in der Volksrepublik China und der Republik Korea. Im Jahr 2013 besetzte er das Amt als Staatssekretär für Finanzfragen im Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) 2015 wurde er zum Chefunterhändler der EU ernannt. Die Fakultät der Rechtswissenschaften verleiht ihm den Titel als Ehrendoktor für seine grossen Verdienste um die Interessen der Schweiz im internationalen Rahmen, in Steuer- und Finanzangelegenheiten sowie der Verbesserung der Beziehungen zwischen der Schweiz und der EU.

Dr. Jacques de Watteville hält einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel «Les défis de la politique européenne de la Suisse» am Montag, 14. November 2016 um 17.15 Uhr, im Saal 3113 der Universität Miséricorde.

Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät – Dr. Roger Schawinski
Dr. Roger Schawinski, 1945 in Zürich geboren, ist ein Pionier der Schweizer Medienlandschaft. 1974 schuf und leitete er den «Kassensturz», 1977-1978 war er Herausgeber der Zeitung «die Tat» – die von Gottlieb Duttweiler, dem Migrosgründer – ins Leben gerufen wurde. Ein Jahr später nutzte er die Deregulierung des Marktes und etablierte den ersten Schweizer Rundfunk aus Italien – Radio 24 entstand. 1994 gründete er TeleZüri und 1998 Tele24, für die er mit dem Gottlieb Duttweiler-Preis ausgezeichnet wurde. Nach einem Abstecher 2003-2006 zum deutschen Sender Sat1 kam er zurück in die Schweiz, gründete Radio1, das später auch Radio 105 kaufte und startete eine Talkshow auf SRF1.
Die Fakultät der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften will sein herausragendes Engagement für die Gründung privater Radiosender in der Schweiz, die Medienvielfalt, unabhängigen Journalismus und das Recht auf Informationsfreiheit belohnen. Heute engagiert sich Dr. Roger Schawinski gegen ein Informationsmonopol.

Dr. Roger Schawinski hält einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel: «Die Schweizer Medienpolitik – Einige Erfolge und viele verpasste Chancen» am Montag, 14. November 2016, um 17.15 Uhr im Auditorium A120, Boulevard de Pérolles 90.

Philosophische Fakultät – Mario Vargas Llosa
Der Nobelpreisträger und weltbekannte Schriftsteller neuer lateinamerikanischer Romane, Mario Vargas Llosa, der 1936 in Peru zur Welt kam, ist eine der wichtigsten Persönlichkeit der spanischen Literaturbewegung des 20. Jahrhunderts. Er ist tief im lateinamerikanischen Kontinent verwurzelt, interessiert sich jedoch auch für die grundlengenden Probleme auf unserem Planeten. Seine Werke sind bekannt für psychologische und soziale Tiefgründigkeit, Analysen der Macht, zeitgenössische Ideologie, Fanatismus und seine Konsequenzen, wie auch den Kampf für die Freiheit – wodurch er zu einer international anerkannten, literarischen und moralischen Autorität wurde. Mario Vargas Llosa lebte in Madrid, London, Paris, Lima und New York, reiste viel und dozierte an diversen Institutionen. Seine Vielfältigkeit, der Reichtum und die Tiefe seiner Arbeit liessen ihn zum gefragten Berater nicht nur im Bereich der Literatur, sondern auch in Fragen zur Kultur, Kommunikation und Politik werden.

Mario Vargas Llosa hält einen öffentlichen Vortrag mit dem Titel: «La escritura y la vida» am Dienstag, 15. November, um 17.15 Uhr, in der Aula Magna, Miséricorde.

Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät – Prof. Albert W. Bally
Der 1925 geborene Prof. Albert W. Bally ist ein Experte für die Interpretation seismischer Untersuchungen und für Geologie, welche die Industrie (insbesondere die Ölindustrie) stark beeinflusste. Als beispielloser Lehrer verfolgte er eine aussergewöhnliche wissenschaftliche Karriere, die so einmalig war, dass man heute von der «Schule Bally» spricht. Der Schweizer, Holländer und US-Staatsbürger absolvierte einen Grossteil seiner Studien in der Schweiz, wo er 1953 einen Doktortitel in Geologie erhielt. Er verfasste Bücher, Karten und seismische Atlanten von weltweiter Bedeutung für Schüler und Forscher der Geologie. Stark beeinflusste er auch die seismische und geologische Interpretation des Jura und des Molassebeckens. Dank seiner Beratung und seinem Atlanten-Modell konnte das Becken in einem seismischen Atlas erfasst werden. Sein Neffe, der emeritierte Prof. Thomas Bally, ehemaliger Chemieprofessor an der Naturwissenschaftlichen Fakultäten unserer Universität, wird Prof. Albert W. Bally am Dienstag, 15. November vertreten.