Psychologie12.06.2017

Fibromyalgie: Mehr als eine Depression!


Entgegen weit verbreiteter Vorurteile sind Fibromyalgiepatienten keine eingebildeten Kranken. Ein Forschungsteam der Universität Freiburg konnte in Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Zürich die neurobiologischen Ursachen der Krankheit belegen. Für die zwei bis vier Prozent der Bevölkerung, welche die Krankheit betrifft, ist dies ein entscheidender Schritt in Richtung einer grösseren Anerkennung.

Für einige Mediziner ist Fibromyalgie im besten Fall eine Depression, die von körperlichen Symptomen (chronische Schmerzen, Müdigkeit) begleitet wird - und im schlimmsten Fall eine eingebildete Krankeit. Dass es sich bei Fibromyalgie durchaus um eine echte Krankheit mit biologischen Ursachen handelt, zeigen nun Untersuchungen am Dopaminlevel von Patienten durch die Forschungsgruppe von Chantal Martin Soelch, Professorin am Departement für Psychologie der Universität Freiburg.

Dopamin-Explosion
Für ihre Studie hat sich Chantal Martin Soelch auf das Dopamin gestützt, einen  Neurotransmitter, der bei Schmerzen und Depressionen eine zentrale Rolle spielt. Bei gesunden Probanden bewirken gewisse Stimuli, etwa die Verabreichung einer Belohnung, die Freisetzung von Dopamin. Bei Depressiven bleibt diese Reaktion praktisch aus. Hingegen bei Fybromialgie-Patienten – und das ist das zentrale Ergebnis der Untersuchung – löst derselbe Stimulus geradezu eine Explosion des Dopaminlevels aus ! «Das ist der Beweis» folgert Chantal Martin Soelch «dass Fibromyalgie und Depression nicht dieselben biologischen Ursachen haben und dass es sich also um zwei unterschiedliche Krankheiten handelt.»

In Richtung einer grösseren Akzeptanz
Fibromyalgie ist schwer nachweisbar und wird oft falsch verstanden. Das führt dazu, dass Personen, die an ihr leiden, oft falsch behandelt werden. Indem sie auf wissenschaftliche Weise die neurobiologischen Ursachen der Krankheit aufzeigt, bildet die Studie von Chantal Martin Soelch einen Schritt in Richtung einer grösseren Anerkennung der Fibromyalgie. Als nächtes möchte die Freiburger Forscherin die Auswirkungen einer psychologischen anstelle der gängigen medikamentösen Behandlung auf das Belohnungssystem der Patienten testen. Da dieses Verfahren bereits bei einigen chronischen Schmerzpatienten funktioniert hat, gibt es für Fibromyalgie-Patienten Hoffnung auf bessere Tage.