Weitere Schweizer Kulturschätze online06.04.2020
Hebräische Handschriften aus Schweizer Sammlungen
Das Projekt e-codices der Universität Freiburg digitalisiert mehr als 60 hebräische Handschriften aus Schweizer Sammlungen, 24 davon sind bereits online. Diese Schätze unserer Kultur, von denen einige bis ins 12. Jahrhundert zurückreichen, können jetzt online kostenlos aufgerufen werden.
In der Schweiz gibt es fast 800 hebräische Bücher, die zwischen dem 12. und 19. Jahrhundert von Hand wurden. Sie befinden sich in privaten und öffentlichen Sammlungen. Diese Manuskripte stammen aus verschiedenen Regionen wie Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien oder dem Nahen Osten und enthalten eine grosse Vielfalt an literarischen Gattungen, die von biblischen und liturgischen Texten über Kabbala und Philosophie bis hin zu Texten über Medizin und Grammatik reichen. Diese Dokumente, die von Juden verfasst oder abgeschrieben wurden, sind repräsentative Zeugen des Interesses ihrer früheren Besitzer. Diese waren meist christliche Hebraisten, darunter der Theologe Theodore de Bèze (1519-1605), ein Schüler des Reformators John Calvin (1509-1564), der Basler Professor für Hebräisch Johann Buxtorf (1564-1629) und noch später der Neuenburger Professor Louis Bourguet (1678-1742).
Manuskripte für alle zugänglich
Dieses von der Susanne & René Braginsky Stiftung finanzierte digitale Projekt mit dem Titel Hebräische Handschriftenbibliothek der Schweiz hat zum Ziel, mittelalterliche (12.-15. Jh.) und moderne (16.-19. Jh.) hebräische Manuskripte zu beleuchten und mit einer wissenschaftlichen Beschreibung zu versehen. Eine erste Auswahl der hervorragendsten Exemplare kann jetzt online kostenlos auf e-codices eingesehen werden. Diese hebräischen Manuskripte stammen nicht nur aus privaten Sammlungen wie derjenigen von René Braginsky, aus welcher bereits 88 Dokumente online sind, sondern auch aus öffentlichen Institutionen, wie der Universitätsbibliothek Basel, der Burgerbibliothek Bern, der Bibliothèque de Genève, der Kantonsbibliothek Vadiana St. Gallen, der Stadtbibliothek Schaffhausen und der Zentralbibliothek Zürich. «Diese Spezialbibliothek wird dazu beitragen, die Bedeutung der hebräischen Manuskripte in den Schweizer Sammlungen, die der Öffentlichkeit grösstenteils unbekannt blieben, zu vermitteln», sagt Justine Isserles, Forscherin und Projektleiterin.
Schätze und Perlen – Ein Beispiel
Unter all diesen Schätzen können wir eine prächtige Pessach-Haggada aus dem 18. Jahrhundert erwähnen, die in der Bibliothek von Genf aufbewahrt wird. Dieses reich verzierte Büchlein, das im Frühling am jüdischen Passahfest gelesen wurde, erzählt die biblische Episode des Auszugs der Hebräer aus dem Land Ägypten und enthält vollständig in schwarzer Tinte gezeichnete Illustrationen, die meisterhaft den Kupferstich imitieren.