12.04.2006

Aus Fehlern lernen, auch in der Forschung


Die Erfolgschancen von Freiburger Gesuchen beim Schweizerischen Nationalfonds (SNF) zu erhöhen, das ist das Ziel von Polygon, Teil der Dienststelle Forschungsförderung, welche die Forschenden der Alma Mater berät. Zur Verbesserung dieses Angebotes hat Polygon die Gründe für die zwischen 2000 und 2004 abgelehnten Gesuche der freien Forschung ausgewertet.

109 von 311 Projekten wurden in diesen vier Jahren vom Schweizerischen Nationalfonds abgelehnt, respektive auf Vorschlag des SNF von den Forschern selbst zurückgezogen. Diese Möglichkeit besteht für nicht förderungswürdige Gesuche, damit die Forschenden diese überarbeiten und noch einmal einreichen können.

Sorgfältig arbeiten!

Michel Monbaron, als Vizerektor zuständig für den Bereich Forschung an der Universität Freiburg, bat die 68 noch in Freiburg tätigen Gesuchsteller, Polygon ihre Gesuchsunterlagen und die Ablehnungsschreiben zur Verfügung zu stellen. Ingesamt 28 solche Dossiers wurden Polygon zugestellt und ausgewertet. Daraus ergeben sich folgende wichtige Schlussfolgerungen:

- Überarbeiten lohnt sich: Sechs ursprünglich als nicht förderungswürdig befundene Gesuche wurden überarbeitet. Im zweiten Anlauf wurden fünf dieser sechs Gesuche durch den SNF genehmigt. Der Rückzug eines Gesuches mit anschliessender Überarbeitung und Wiedereinreichung lohnt sich insbesondere dann, wenn der Schweizerische Nationalfonds im Ablehnungsschreiben explizit dazu einlädt.

- Wissenschaftliche Qualifikation ist gefragt: Publikationen erhöhen die Chance auf eine Genehmigung des Gesuches beim SNF. Denn bei mehreren der untersuchten Projekte - insbesondere aus der Abteilung Biologie und Medizin – konnte der  Hauptgesuchsteller nicht genügend wissenschaftliche Publikationen vorweisen, was sich negativ auf die Beurteilung des Antrags auswirkte. Bemängelt wurde insbesondere, wenn gar keine Publikationen oder nur solche in „low impact"-Zeitschriften auf dem geplanten Forschungsgebiet vorzuweisen waren.

- Nicht zu ambitiös und den Umständen angepasst: Inhaltlich zu breit beziehungsweise zu ambitiös angelegte Forschungsprojekte haben keine grossen Erfolgschancen. Den Forschenden wird geraten, die Anträge klar einzugrenzen. Gleichzeitig sollten die Anzahl der beantragten Mitarbeitenden und die beantragte Dauer dem Umfang des Forschungsvorhabens entsprechen. Sonst stellt der SNF die Durchführbarkeit in Frage.

- Keine Vorarbeiten und Handbücher: Forschungsprojekte - insbesondere der Geistes- und Sozialwissenschaften - setzen oftmals Vorarbeiten voraus. Wenn deren Finanzierung im Rahmen eines SNF-Gesuches beantragt wird, sinken die Chancen auf eine Genehmigung des gesamten Projektes. Für solche Vorarbeiten kann evtl. der Forschungsfonds der Universität Freiburg (http://www.unifr.ch/subsides) Mittel zur Verfügung stellen. In diesem Zusammenhang muss auch darauf hingewiesen werden, dass der SNF die Zusammenstellung von Bibliographien oder Handbüchern nicht als Forschungsarbeit betrachtet und somit nicht fördert.

Quality matters: Die Mehrheit der nicht als förderungswürdig erachteten Gesuche scheiterte daran, dass der SNF die wissenschaftliche Qualität, die gewählte Methode oder den Ansatz als unbefriedigend beurteilte. Die Vermutung, solche Begründungen dienten nur als Vorwand, der wahre Grund liege jedoch in der offensichtlich zusehends prekären Finanzsituation, findet in den Unterlagen keine Bestätigung. Die angespannte finanzielle Lage des SNF spielt nur eine kleine Rolle und ist bei weitem nicht so entscheidend, wie immer vermutet wird. Schlechte Gesuche hätten wohl auch bei einer besseren Finanzlage des SNF keine Chance gehabt.