19.04.2005

Naturgefahren mit Jahrringen auf der Spur


Freiburg, 14. April 2005. Die Jahrringe eines Baumes verraten viel über sein Alter und über Witterungsverläufe. Weit zurückliegende Ereignisse wie etwa Lawinen oder Murgänge lassen sich mittels Jahrringanalysen bestimmen, womit sich wichtige Hinweise für Schutzmassnahmen ergeben. Vom 21.-23. April treffen sich an der Universität Freiburg Wissenschaftler aus der ganzen Welt, um neuste Forschungsergebnisse aus der Dendrochronologie zu präsentieren.

Die Datierung von Jahrringen in Bäumen - kurz Dendrochronologie - wird seit einigen Jahrzehnten zur Untersuchung von Umweltveränderungen (z.B. Klimageschichte) oder auch in der Naturgefahrenforschung erfolgreich eingesetzt. Mitte April werden in Freiburg Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 20 Ländern an der Fachkonferenz für Jahrringforschung (TRACE 2005 - Tree Rings in Archaeology, Climatology and Ecology) Forschungsprojekte erläutern. Zur Sprache kommt auch ein vor 18 Monaten initiiertes Gemeinschaftsprojekt des Departements der Erdwissenschaften der Universität Freiburg, genauer der Forschungsgruppe für Geomorphologie von Prof. Michel Monbaron - und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL), das vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird. Gerade in der Naturgefahrenforschung ist das Wissen um das zeitliche Auftreten vergangener Naturkatastrophen (z.B. Lawinen oder Murgänge) eine wichtige Basis für den Blick in die Zukunft. Wie ist, langfristig gesehen, die Zunahme der alpinen Naturkatastrophen in den letzten 50 Jahren zu bewerten? Nimmt die Häufigkeit der Ereignisse als Folge der globalen Klimaerwärmung wirklich zu oder werden diese heute nur deutlicher wahrgenommen? Diesen Fragen gehen Dr. Ingo Heinrich (Universität Freiburg) und Dr. Holger Gärtner (WSL) mit ihren Teams anhand der Analyse von Jahrringen nach. Grosser Nutzen für die Prävention Die Datierungsmöglichkeit einer Störung mit Hilfe von Jahrringen ist von grossem Nutzen für die Beurteilung von Gefahrengebieten. Vielfach treten Murgänge und Lawinen in den gleichen Gebieten auf, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten. Murgänge ereignen sich häufig im Spätsommer, wenn die Bäume bereits am Ende ihrer jährlichen Wachstumsperiode stehen. Lawinen dagegen treten nur im Winter bis ins Frühjahr hinein auf, zumeist kurz vor Beginn der neuen Wachstumsperiode der Bäume. Bislang war es nicht möglich, Reaktionen der Bäume auf diese beiden Prozesse voneinander zu unterscheiden. Die Teams aus Freiburg und aus Birmensdorf wollen diesbezüglich Klarheit schaffen und haben zu diesem Zweck an vier Standorten der Schweizer Alpen und Voralpen Langzeitversuche mit vier Baumarten etabliert. Auf diesen Flächen versuchen die Forscher nun, einzelne Prozesse möglichst realitätsnah zu imitieren und dabei die Reaktionen der Bäume auf Massenbewegungen in ihrer natürlichen Umwelt zu erfassen. Erste Ergebnisse zeigen, dass die holzanatomischen Reaktionen entsprechend der Art der Störung und des zeitlichen Auftretens in der Tat variieren. So kommt es je nach Art der Störung zu unterschiedlichen Ausprägungen wie z.B. zunehmender Zellwanddicke und abnehmender Zellgrösse innerhalb eines Jahrringes. Besonders die nur bei Laubbäumen auftretenden Gefässzellen zeigen deutliche Veränderung diesbezüglich. Die neue Technik der Rekonstruktion von Massenbewegungen soll mithelfen, in potentiellen Gefahrenzonen ein besseres Bild der vergangenen Aktivitäten am Hang zu entwickeln und Massnahmen für einen besseren Schutz dieser Zonen zu ergreifen. Gelingt es den Forschern, Lawinen und Murgänge mittels Analyse der Holzanatomie zu unterscheiden, wäre dies von grossem Nutzen für die Naturgefahrenforschung. Link: http://www.unifr.ch/geosciences/geographie/Trace/TRACE2005Homepage.html Kontakt: Dr. Ingo Heinrich, Tel.: +41 26 300 92 48, E-Mail: ingo.heinrich@unifr.; Prof. Michel Monbaron, Tel.: +41 26 300 90 16, E-Mail:michel.monbaron@unifr.ch Quelle: Dienst für Presse und Kommunikation, Tel.: +41 26 300 70 34, E-Mail: press@unifr.ch