Entwicklung29.04.2024

Genome Editing: Ein enormes Potenzial in Afrika


Die Entwicklung von CRISPR-Cas9, der berühmten molekularen Schere, hat die Genom-Editierung in der Grundlagenforschung weltweit revolutioniert. Allerdings blieb der afrikanische Kontinent bisher von diesen wissenschaftlichen Fortschritten weitgehend unberührt. Forschende, wie Thomas Auer von der Universität Freiburg, sind jedoch davon überzeugt, dass diese Technologie dazu beitragen könnte, grosse Herausforderungen in der Landwirtschaft, Viehzucht und Medizin zu bewältigen.

Vor der Einführung von CRISPR-Cas9 im Jahr 2012 war die präzise Veränderung des Genoms ein komplexer Prozess, der hohe Investitionen erforderte. Diese revolutionäre Technologie ist einfach und schnell und ermöglicht es Wissenschaftler_innen, die DNA von Pflanzen, Tieren und Menschen an bestimmten Stellen zu schneiden und gezielt zu manipulieren. Dies eröffnet neue, bisher unerreichte Möglichkeiten in der Genetik, wie z. B. die Schaffung von krankheitsresistenten Pflanzen oder die Behandlung von genetisch bedingten Krankheiten.

Afrika hinkt hinterher
Leider hindert der Mangel an Forschungsfinanzierung, Infrastruktur und qualifiziertem Personal, aber auch die unklare Rechtslage auf dem afrikanischen Kontinent die Menschen dort daran, von dieser Technologie zu profitieren. Das hat eine internationale Gruppe von Forschenden, darunter Thomas O. Auer vom Department für Biologie der Universität Freiburg, in einem kürzlich in Nature Biotechnology publizierten Kommentar diskutiert. «Die meisten Länder geben weniger als ein Prozent ihres BIP für die Forschung aus und es gibt einen eklatanten Mangel an Infrastruktur, um molekularbiologische Forschung zu betreiben», stellt der Freiburger Assistenzprofessor fest. Auer ist mit dem afrikanischen Kontext bestens vertraut, wo er für die NGO TReND in Afrika Kurse über Genome Editing organisiert hat. Hinzu kommt die Abhängigkeit der afrikanischen Institutionen von ausländischen Geldgebern sowie die Kontrolle des geistigen Eigentums und der Lizenzen durch ausländische Einrichtungen.

Ein beträchtliches Potenzial
Aufgrund ihrer grösseren Genauigkeit und Kosteneffizienz könnte die Genom-Editierung lokalen Wissenschaftler_innen neue Forschungserkenntnisse in Bereichen ermöglichen, die für die wirtschaftliche Entwicklung Afrikas entscheidend sind. Der Kommentar erinnert in diesem Zusammenhang daran, dass die Landwirtschaft auf dem Kontinent bis zu 35 % des BIP ausmacht und ein wichtiger Beschäftigungsfaktor ist. Da die Technologie die Entwicklung von krankheitsresistenten Nutzpflanzen und Tieren ermöglicht, könnte sie zur Ernährungssicherheit beitragen. Der Artikel nennt als Beispiel eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen kenianischen und äthiopischen Wissenschaftler_innen, die eine genomisch veränderte Sorghumhirse entwickelt haben, welche gegen Striga, eine der problematischsten Pflanzenparasiten Afrikas resistent ist.

Hindernisse überwinden
Die Autor_innen des Artikels geben mehrere Empfehlungen ab, um das Potenzial der Genomeditierung in Afrika voll auszuschöpfen.

  • Sie schlagen eine stärkere Zusammenarbeit zwischen den Staaten vor, insbesondere durch panafrikanische Einrichtungen wie die Afrikanischen Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) oder die Neue Partnerschaft für Afrikas Entwicklung (NEPAD).
  • Sie fordern die Regierungen auf, öffentlich-private Partnerschaften sowie finanzielle und steuerliche Anreize zu schaffen.
  • Sie plädieren für mehr Investitionen in Ausbildung und Infrastruktur, um eine kritische Masse an Fachkräften mit praktischer Erfahrung auszubilden.

«Durch die Stärkung der wissenschaftlichen Kapazitäten und die Förderung von Innovationen kann Afrika die Ziele für nachhaltige Entwicklung erreichen und die Lebensbedingungen seiner Bewohner_innen verbessern», hält Thomas Auer fest.

Making genome editing a success story in Africa, Nature biotechnology, 19.03.2024