13.11.2009

Ehemaliger päpstlicher Zeremonienmeister zu Gast an Alma Mater


Der ehemalige Zeremonienmeister für die liturgischen Feiern des Papstes, Erzbischof Piero Marini, hält am 16. November 2009 einen Vortrag zur Umsetzung der Ziele aus der Liturgiereform des zweiten Vatikanischen Konzils in den Papstgottesdiensten und in der Vielfalt der Weltkirche.



Welche Gestalt kann die Papstliturgie unter den Bedingungen der Kirche von heute annehmen? Wie lassen sich in den Papstgottesdiensten die Ziele der Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962–1965) verwirklichen? Wie kommt dabei die Vielfalt der Kirche nicht nur in Rom zum Ausdruck, sondern auch in den Ländern und Kulturen, die der Bischof von Rom vor allem seit dem Pontifikat Johannes Pauls II. auf Pastoralreisen besucht hat? Erzbischof Piero Marini, dessen Gesicht den meisten Zeitgenossen aus Fernsehübertragungen oder direkten Begegnungen in Rom, Bern, Köln, Paris oder anderswo vertraut ist als derjenige, der 20 Jahre lang (1987–2007) bei Papstgottesdiensten dezent im Hintergrund stand, wird über diese Fragen in einem Gastvortrag am Montag, den 16. November, um 18.15 h an der Universität Freiburg (Miséricorde, Auditorium C) berichten.



Wirken für die Liturgiereform des Konzils

Der 1942 in der Lombardei (Valverde) geborene Marini ist eine der in der Öffentlichkeit am meisten bekannten Persönlichkeiten der römischen Kurie. Durch sein Wirken als Päpstlicher Zeremonienmeister hat er entscheidend dazu beigetragen, dass diese besonderen Gottesdienste gemäss den Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils weltweit zumeist vorbildlich gefeiert worden ist und dadurch auch den Gottesdienst vor Ort oft – bewusst oder unbewusst – beeinflusst hat. Marini wurde gleich nach seiner Priesterweihe 1965 in die begonnene Liturgiereform des Konzils einbezogen und arbeitete lange Jahre in römischen Instanzen, die in breiter internationaler Vernetzung mit Bischöfen und Fachleuten die Durchführung der Reform zum Auftrag hatten. Für diese Aufgabe qualifizierte er sich unter anderem durch ein Doktorat in Liturgiewissenschaft, dem er später noch ein Doktorat in Politikwissenschaften hinzufügte. Als Gastprofessor für Liturgiewissenschaft wirkte er seit 1970 bis heute am Päpstlichen Liturgischen Institut von Sant’Anselmo in Rom. 1987 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Leiter des Amtes für die Papstgottesdienste; 1998 wurde er zum Bischof geweiht.

Papstliturgie, Inkulturation, Medien
Mit großer Sorgfalt bereitete Piero Marini zusammen mit seinem Mitarbeiterstab alle Papstgottesdienste sowohl in Rom als auch anderswo vor, darunter die großen internationalen Gottesdienste z.B. bei Weltjugendtagen. Bei rund 80 Pastoralreisen Johannes Pauls II. war er immer darum bemüht, dass in die Gottesdienste Elemente der jeweiligen Kulturen und Länder einflossen. So zeigte er auch auf diesem Feld Wege, wie Inkulturation des Glaubens und der Liturgie, besonders im aussereuropäischen Raum, möglich sind. Bemerkenswert ist weiterhin Marinis Aufmerksamkeit für die mediale Vermittlung der Papstgottesdienste, vor allem im Fernsehen. Seine selbstkritische Auseinandersetzung mit den dabei entstehenden Fragen hat er wiederholt bei Kongressen und Vorträgen über Berechtigung und Möglichkeiten von Großgottesdiensten dargelegt. Unvergessen ist die eindrückliche Gestalt, die er der Begräbnisliturgie Johannes Pauls II. gab; auch für die Gottesdienste zur Übernahme des Petrusdienstes durch Benedikt XVI. war er verantwortlich.
Er erfüllte seinen Dienst noch gut zwei Jahre unter dem jetzigen Papst. Sicher kein Zufall, sondern eine symbolträchtige Entscheidung war es, dass er auf den 14. September 2007, dem Tag des Inkrafttretens des Motu Proprio „Summorum Pontificum“ zur Wiederzulassung der tridentinischen Liturgie in der römisch-katholischen Kirche, seinen Rücktritt einreichte. Seitdem hat er das Amt des Präsidenten des Päpstlichen Komitees für die Internationalen Eucharistischen Kongresse inne. In mehreren Büchern hat er seine reichen liturgischen Erfahrungen dargestellt und theologisch Position bezogen.

Theologische Akzente
Bei den großen Papstgottesdiensten, die Piero Marini zu gestalten hatte, ging es im Geist des Konzils nicht zuletzt um die Entfaltung legitimer liturgischer Vielfalt und Inkulturation. Auch war er bemüht, das theologisch begründete Verhältnis von Universalkirche, wie sie besonders im Petrusamt repräsentiert ist, und den Teilkirchen in eine adäquate liturgische Gestalt umzusetzen. Bei aller Prägung, die Marini durch die medial vermittelten Papstgottesdienste auf die Liturgie der katholischen Kirche ausgeübt hat, war er sich jedoch ebenso der Tatsache bewusst, dass die päpstlichen Großgottesdienste unter anderen Bedingungen nicht als liturgischer Massstab gelten können. In der ästhetischen Gestaltung der Papstliturgie unter der Verantwortung von Piero Marini sollte sich gemäss der Konzilsweisung auch ein verändertes Verständnis des Petrusamtes widerspiegeln: weniger höfisch-feudal als vielmehr in apostolischer Einfachheit.

Martin Klöckener
Dekan der Theologischen Fakultät
und Direktor des Instituts für Liturgiewissenschaft der Universität Freiburg



Der Vortrag wird in französischer Sprache gehalten; die anschliessende Diskussion ist zweisprachig.

Date, heure et lieu de la conférence : lundi 16 novembre 2009, 18h15, Auditoire C, Miséricorde, Av. de l’Europe 20, 1700 Fribourg.