03.07.2012

Religion in der Schweiz: Viel im Gespräch, wenig praktiziert


Da scheiden sich die Geister: Während religiöse Themen in Politik und Medien eine wachsende Bedeutung verzeichnen, ist die individuelle Auseinandersetzung mit der Religion klar zurückgegangen. Zu diesem Schluss kommt das soeben zu Ende gegangene Nationale Forschungsprogramm NFP 58 des Schweizerischen Nationalfonds (SNF). Fünf Forschende der Universität Freiburg waren am NFP 58 beteiligt, dessen Erkenntnisse und Empfehlungen heute vom SNF präsentiert werden.



Über 135 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben sich in den letzten fünf Jahren im Auftrag des Bundesrates mit dem Thema «Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft» beschäftigt. In insgesamt 28 Projekten - drei davon an der Universität Freiburg - und einem Budgetrahmen in der Höhe von 10 Millionen Franken analysierten die Forschenden die sich stets wandelnde Religionslandschaft der Schweiz. Eine zentrale Erkenntnis zum Ende des Forschungsprogramms ist, dass religiöse Themen zwar einerseits in der öffentlichen Debatte an Gewicht gewonnen haben, die Religion auf individueller Ebene aber je länger je weniger Platz einnimmt.

Projekte der Universität Freiburg im NFP 58

Prof. René Pahud de Mortanges des Lehrstuhls für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht war Mitglied der Leitungsgruppe, die mit der Durchführung des NFP 58 betraut war. Die Aufgaben des Ausschusses reichen von der Projektbeurteilung zuhanden des Forschungsrats des Schweizerischen Nationalfonds (SNF) bis hin zur Überwachung des wissenschaftlichen Qualitätsstandards. In seiner Funktion als Mitglied der Leitungsgruppe hat René Pahud de Mortanges einen Beitrag zum Syntheseband geschrieben. Darin thematisiert er ganz allgemein die Einsichten, die sich aus den verschiedenen Projekten des NFP 58 für das Verhältnis von Staat und Religionsgemeinschaften ergeben. Des weiteren hat Prof. Pahud de Mortanges einen Kongress durchgeführt, der sich mit juristischen Fragen im Zusammenhang mit Religionsgemeinschaften, Staat und Gesellschaft befasste und woraus das Buch "Religion und Integration aus der Sicht des Rechts" (René Pahud de Mortanges [Hrsg.], Zürich 2010) entstanden ist.

Prof. Christian Giordano, Inhaber des Lehrstuhls für Sozialantropologie, leitete das Projekt: «Migration und Religion: Perspektiven von Kindern und Jugendlichen in der Schweiz». Kinder und Jugendliche der zweiten Migrationsgeneration finden eigene Wege, die Kultur und Religion ihrer Eltern zu leben und sich gleichzeitig in der Schweiz zu Hause zu fühlen.

Link zum Projekt:
http://www.nfp58.ch/d_projekte_jugendliche.cfm?projekt=75

Ansgar Jödicke
, Lehr und Forschungsrat am Studienbereich Gesellschafts-, Kultur- und Religionswissenschaften leitete das Projekt «Religiöse Bildung zwischen Religionsgemeinschaften und öffentlicher Schule». Er stellt darin fest, dass an den Schweizer Schulen immer stärker der Staat die Verantwortung für den Religionsunterricht übernimmt, ja dass viele Kantone bereits einen eigenen Unterricht zum Thema Religion abhalten und damit der religiösen Pluralität in der Gesellschaft Rechnung tragen wollen. Die Studie empfiehlt, die Konzepte für diesen Unterricht stärker zu profilieren, um drohenden religionsrechtlichen Problemen zu begegnen.

Link zum Projekt:
http://www.nfp58.ch/d_projekte_jugendliche.cfm?projekt=76

Prof. Joachim Trebbe und Prof. Philomen Schönhagen des Departements für Medien und Kommunikationswissenschaft befassten sich in ihrem Projekt mit der «Darstellung von Religion und Religionsgemeinschaften im Fernsehen». Sie zeigen auf, dass Religionen im Fernsehalltag der Schweiz allgegenwärtig sind, wobei jene am häufigsten dargestellt werden, die auch in der Gesellschaft am stärksten vertreten sind. Dabei zeigen die Fernsehsender das Christentum meist konfliktfrei, während Religionen, die kulturell nicht in der Schweiz verhaftet sind, oft problemorientiert präsentiert werden.

Link zum Projekt:
http://www.nfp58.ch/d_projekte_religion.cfm?projekt=84


Medienmitteilung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (PDF)

Kontakt: Prof. René Pahud de Mortanges, Lehrstuhl für Rechtsgeschichte und Kirchenrecht, 026 300 8140, rene.pahuddemortanges@unifr.ch