16.10.2012

Grosse Ehre für "abenteuerlichen" Professor der Universität Freiburg


Der Comic-Autor Hergé verschaffte ihm Auftritte in drei Abenteuern von Tim und Struppi – Dafür erhielt der fiktive Uni-Professor Paul Cantonneau von der Gemeinde Givisiez nun eine nach ihm benannte Strasse.




Foto: Ralf Ströher

Die Figur des Professor Paul Cantonneau taucht im Band "Der geheimnisvolle Stern" zum ersten Mal auf. Dabei wird er von Hergé als "professeur de l'université de Fribourg" bezeichnet. Als Mitglied einer internationalen Expertengruppe beteiligt er sich an der Seite von Tim und Kapitän Haddock an einer Forschungs-Expedition. Ihr Ziel: Die Untersuchung eines Bruckstücks eines Meteoriten, der in den arktischen Ozean gefallen ist. In den Bänden "Die sieben Kristallkugeln" und "Der Sonnentempel" tritt Cantonneau erneut als Wissenschaftler auf. Diesmal geht es jedoch um eine archäologische Expedition rund um das untergegangene Reich der Inka.

Die Frage nach der eigentlichen wissenschaftlichen Stammdisziplin von Cantonneau bleibt auch bei Hergé-Experten ungelöst. Ist er nun Geograf oder doch eher Archäologe? Klar scheint, dass der belgische Zeichner den Tim-Geschichten mehr Kohärenz verlieh, indem er Figuren aus vergangenen Abenteuern wieder verwendete.

Jean Rime, Vize-Präsident der Schweizer Tim-Freunde und Diplomassistent im Studienfach Französisch an der Universität Freiburg, hat sich vertieft mit der Figur Cantonneau und allfälligen historischen Hintergründen befasst. Bei der Einweihung des Strassennamens hielt er eine Rede zu Cantonneau und dessen fiktiven Biographie.
Zur Frage, warum der Belgier Hergé den Professor gerade an der schweizerischen Universität Freiburg angesiedelt hatte, mutmasst Jean Rime folgendes: "Tim's Abenteuer wurden ab 1932 in der Zeitschrift "L'Echo illustré" publiziert, welche in Genf herausgegeben wurde, jedoch stark vom Bischofssitz des Bistums Genf, Lausanne und (eben) Freiburg geprägt war. Die Hochburg des Westschweizer Katholizismus wurde dementsprechend häufig im Wochenblatt erwähnt, das Hergé abonniert hatte. Freiburg war auch weitherum bekannt für die Aufnahme zahlreicher ausländischer Studierenden. Auch wenn Hergé bis zu diesem Zeitpunkt nie selbst in Freiburg war, scheint es plausibel, dass die Stadt in seinem Umfeld kursierte. Aufgrund der einzigen theologischen Fakultät der Schweiz genoss die Universität zudem einen internationalen Ruf in kirchlichen und religiösen Kreisen." (Jean Rime, in "Hergé au pays des Helvètes" hrsg. von: Association Alpart, 2012, p. 15-22. Übersetzung aus dem Französischen.)

Artikel zum Mythos Cantonneau in "La Liberté":
http://www.laliberte.ch/grandfribourg-sarine/le-professeur-paul-cantonneau-sorti-de-son-sommeil

Kontakt: jean.rime@unifr.ch