Unsere Geschichte

Im Jahr 2022 feierte die AGEF ihr 130-jähriges Bestehen. 130 Jahre einer Institution, die für das akademische Leben unverzichtbar ist, die sich jedoch im Laufe der Zeit stark gewandelt hat. 

Erste Statuten

Die AGEF hat nicht immer unter dieser Bezeichnung existiert. Ursprünglich hat sie sich «Academia» genannt, als sie 1891 zustande kam, nur zwei Jahre nach der Gründung der Universität. Im Jahr 83 wurden die ersten Statuen verfasst. Die Gründung einer Krankenkasse für Studierende wird bereits in diesen Statuten erwähnt. Tatsächlich hat die AGEF diese Dienstleistung während des grössten Teils ihrer Geschichte angeboten. 1900 ist für unsere Vereinigung ein entscheidendes Jahr, denn zu diesem Zeitpunkt tritt das Gesetz über die Universität in Kraft, aus dem 1904 neue Statuten der Academia abgeleitet werden: Die Generalversammlung entsteht, die Beziehungen zum Rektorat werden organisiert und der Mitgliedsbeitrag wird von einem auf zwei Franken pro Semester erhöht. Bis in die 1940er Jahre sind die sozialen, kulturellen und politischen Aktivitäten der Academia eher spärlich. Um dem entgegenzuwirken, gründet die Academia drei Ämter für Kunst und Kultur, für Arbeit sowie die akademische Sportskommission. Im folgenden Jahrzehnt werden vier zusätzliche Ämter gegründet, nämlich der Hilfsdienst, das Amt für Presse und Propaganda, das Amt für äussere Angelegenheiten und die Redaktion der Studierendenzeitschrift.

 

Struktur

Die Struktur der Academia ähnelt der heutigen Organisation: Sie besteht aus dem Vorstand und dem Delegiertenrat (dem heutigen Studierendenrat). Einziger Unterschied: Der damalige Vorstand bestand aus drei statt acht Vertreter·innen. 1952 wird die Geschäftsprüfungskommission (GPK) gegründet. Ein weiteres wichtiges Element in der Struktur der AGEF kommt erst viel später: Die Stelle eines/r ständigen Sekretärs·in wird 1955 eingerichtet, die die rein administrativen Aufgaben des Vereins übernimmt.

 

Krise von 1968

Die Situation der Academia ist so weit relativ stabil, da ihre verschiedenen Institutionen gut funktionieren und ihre Beziehungen zur Universität gut sind: Nach jahrelangen Forderungen entspricht die neue Mensa den Bedürfnissen der Studierenden, die AGEF veröffentlicht jährlich ihren Leitfaden für Studierende und publiziert regelmässig die Spectrum-Zeitschrift. Trotz allem sind die Studierenden mit den Ergebnissen unzufrieden. Ihre finanzielle Lage hat sich in den letzten Jahren verschlechtert, und zwar aus zwei Gründen: Die Steigerung der Studiengebühren und die Unterbringungsprobleme belasten die studentischen Budgets. Während der Generalversammlung (GV) des 30. Dezembers 1968 wächst die Unzufriedenheit der Studierenden, bis eine Gruppe von Demonstranten hereinstürmt und die GV unterbricht. Der Vorstand reagiert darauf, indem dieser die Studierenden dazu aufruft, die Anmeldung zu den Prüfungen zu boykottieren. Zur grossen Überraschung der Schweizer Bürger·innen wird diese Bewegung von der studentischen Gemeinschaft befolgt. Trotz dieser kurzfristigen Reaktion werden die Wahlen von 1969 erheblich ignoriert. Während die Teilnahme 1968 44% erreichte, sinkte sie 1969 auf 7,6%.

 

Neue Statuten und Namensänderung

1969 wird eine neue Revolte gegen den Vorstand geführt. Ein Initiativ-Vorstand namens Nove et Cetera wird mit dem Ziel gegründet, die Struktur und Arbeitsweise der Academia zu reformieren. Am 12. Januar 1970 wird die neue, durch den Initiativ-Vorstand verfasste Satzung verabschiedet, was die Identität der Academia drastisch verändert. Als erste grosse Änderung wird ihr Name durch das Akronym AGEF (Allgemeine Studierendenschaft der Universität Freiburg) ersetzt. Außerdem darf die Vereinigung nicht mehr zu politischen Fragen Stellung nehmen, ausser bei Problematiken, die mit der Situation der Studierenden in Zusammenhang stehen. 

 

Ruhigere Phase in den 1970er Jahren

Mit den neuen Statuten ändert sich die Organisation der AGEF und der neue, 1970 gewählte Vorstand, muss sich zahlreichen Herausforderungen stellen. Der Studierendenrat erhält mehr Macht und die Meinung der Fachschaften gewinnt an Bedeutung. Die Rolle der AGEF im Senat wird in den Verordnungen gut erläutert, was allerdings in den Fakultäten und den Departements nicht der Fall ist, denn ihre Rolle und Befugnisse sind von einer Institution zur anderen nicht dieselben. Ab den 1970er Jahren nimmt die AGEF an der Organisation des Sozialdienstes teil und gründet in den folgenden Jahren drei Dienste für Studierende, die bis heute bestehen: der Rechtsdienst, die Wohnungsbörse und die Kinderkrippe der Universität Freiburg.

 

Universitätspolitik

Gegenwärtig ist die Universitätspolitik stabiler als zu früheren Zeiten. In den 1970er Jahren war sie zum Beispiel Gegenstand zahlreicher Kontroversen. Die grosse Mehrheit der Studierenden war innerhalb der AGEF engagiert und verteidigte dort ihre Prinzipien. Laut der «Commission de professeurs présidée par Roland Rufieux et par le Rectorat de l'Université» (1992) werden vier Hauptbewegungen untersucht:

  1. Die Reformer·innen: Sie treten für die Studierendengemeinschaft ein, indem sie sich auf bestehende Strukturen stützen und sich mit höflichen Mitteln sowie mit politischen Aktionen engagieren.
  2. Die kritischen Studierenden: Diese Gruppe, vorwiegend zusammengesetzt aus der politischen Linke, stellt sich gegen die Vorstellungen der bestehenden Autoritäten. Ihre bevorzugten Mittel sind Demonstrationen und Stellungnahmen ausserhalb des universitären Bereichs. Nichtsdestotrotz unterstützen sie die Idee einer allgemeinen Vereinigung und lehnen eine Revolution innerhalb der AGEF ab.
  3. Die Revolutionären: Sie bilden die linksextreme Minderheit der Studierenden innerhalb der AGEF. In den 1970er Jahren gründen sie den Vorstand Uni-Brèche, welches die AGEF als Institution aufgeben will.
  4. Die Konservativen: Obwohl sie in der AGEF eine Minderheit bildet, hält diese Gruppe stark an der Tradition fest und sieht die Aktionen der AGEF nicht gern. Manche stellen sogar ihre Existenz in Frage.

Heutzutage ist die grosse Mehrheit der Studierenden leider in einer fünften Kategorie zu finden: den Nichtwähler·innen. Viele Studierenden nehmen nicht am politischen, oder am kulturellen Leben der AGEF teil. Unter den Mitglieder·innen der AGEF ist die erste Kategorie der Reformer·innen immer mehr vertreten. Dieser Wunsch zur Reformierung der Institutionen der Universität, um auf die Bedürfnisse der Studierenden besser eingehen zu können, ist die Hauptbewegung des Vorstandes und des aktuellen Studierendenrats.