Tofu vom Bauernhof in mindestens fünf Geschmacksrichtungen, vegane Schokobrötchen und Gemüse, das so regional ist, das es Seislertütsch versteht. Das alles findet man auf dem Freiburger Wochenmarkt – am Samstagmorgen auf dem Rathausplatz im Burg-Quartier, am Mittwochvormittag auf dem Georges-Python-Platz im Herzen der Stadt. Die meisten, die hier ihre Waren anbieten, sind lokale Produzent_innen. Doch das ist nicht der einzige Ort, an welchem Bio und Fairtrade grossgeschrieben werden. Wer nachhaltig einkaufen möchte, kann sich in Freiburg ausleben.
Im Rahmen der diesjährigen Nachhaltigkeitswoche der Uni Freiburg organisierten Studierende des Vereins Label J’OSE einen Stadtrundgang zum Thema. Auf verschiedenen Etappen wurden Unternehmen vorgestellt, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen möchten und nach Erfüllung verschiedener Kriterien das Label erhalten haben. Grundprüfsteine sind Abfallsortierung, Lichtoptimierung, und Wärmemanagement im Laden. Für Gastronomiebetriebe, Geschäfte mit Lebensmitteln u.a. werden noch weitere Kategorien hinzugezogen. Selbst, wer schon seit Jahren in Freiburg wohnt, konnte auf dem Spaziergang Neues für sich entdecken.
Schweizer Blumen, Cashew-Käse und faire Fashion
Aux Fleurs, so simpel heisst die Blumenboutique an der Rue de Lausanne. Hier werden stilvolle Arrangements und Bouquets passend zur Jahreszeit zusammengestellt. Wer den kleinen Laden betritt, merkt schnell, dass die Heizungen ausgeschaltet sind. Damit wird nicht nur Energie gespart, auch die Blumen bleiben länger frisch. Was passiert aber mit ihnen, wenn sie nicht verkauft werden? Weggeworfen werden sie nicht, verspricht die Floristin. Eine Lösung findet sich immer, zum Beispiel werden dem Nonnenkloster welche gespendet. Wenn immer möglich, werden die Blumen zu Fuss geliefert. Wie charmant!
Nur wenige Schritte weiter befindet sich in derselben Gasse die Bottega Ethica. Studierendenpreise gibt es hier nicht, dafür bekommt man fürs Geld richtig gute Qualität und stylische Produkte, die fair produziert wurden. Auch nicht ganz so günstig ist der vegane Camembert, der im Petit Paradis an der Rue du Tilleul erhältlich ist – dafür ist der Geschmack himmlisch. Der Schweizer Käseersatz aus fermentierten Cashew-Nüssen hat Suchtpotenzial und verursacht kein Tierleid. Im Petit Paradis, der mittlerweile seit zwanzig Jahren existiert, gibt es aber noch viel mehr zu entdecken. Bio-Sirup und Kaffee, der in Freiburg geröstet wurde, sind nur ein paar Beispiele. Verschwendet wird auch hier nichts. Die Warenmengen sind so gut kalkuliert, dass praktisch nie vorkommt, dass ein Joghurt im Ladenkühlschrank abläuft, sagt die Verkäuferin.
Unverpackt einkaufen, Gebrauchtes wertschätzen, Brötchen retten
Der Atout Vrac an der Grand-Rue favorisiert lokale Produkte und legt grossen Wert auf qualitative Lebensmittel, viele davon in Bioqualität. Wer in dieser Kooperative einkauft, bringt die eigenen Behälter mit, denn Atout Vrac ist ein Unverpackt-Laden. Vollkornnudeln, Linsen, Kichererbsen … Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Und wer Zeit und Lust hat, bekommt hier auch alle Zutaten, um eigene Seife, Deodorant oder Waschmittel herzustellen.
Die Grand-Rue hat aber noch viel mehr zu bieten. Nur ein paar Meter weiter verkauft der Moule Frip’ Vintage Kleidung. Im Atelier du Verger lässt sich immer ein hübsches Geschenk finden und im Book’ In ein seltenes und spannendes Buch. Und weil Shopping-Touren bekanntlich hungrig machen, lässt sich ein solcher Rundgang in der Äss Bar abschliessen. Diese Bäckerei engagiert sich gegen Food Waste und bietet zu super Preisen Brötchen und Sandwiches vom Vortag an, die zuvor bei achtzehn anderen Bäckereien aus der Region unverkauft blieben. In diesem Sinne: Viel Spass beim Entdecken!
__________- Webseite des Vereins Label J’OSE
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