Forschung

Die Forscherinnen und Forscher der Einheit Sozialanthropologie widmen sich vielfältigen Themen. Einer unserer Schwerpunkte ist die Forschung über Verwandtschaft, Gender, Kindheit und Jugend. Gender und Verwandtschaft sind Dimensionen, die all unsere Lebensbereiche durchdringen. In unserer Einheit untersuchen wir zum Beispiel wie gleichgeschlechtliche Elternschaft in Israel in Familie, Synagogen, Parlament und Gerichten verhandelt wird und dabei zentrale Fragen über das Judentum und seine Position in Gesellschaft und Politik aufwirft. Wir erforschen auch wie lokale Gemeinschaften in der Schweiz ihre eigene Stromproduktion nachhaltig organisieren und welche Rolle Verwandtschaft dabei spielt. Ausserdem reflektieren wir, wie wir die Lehr- und Forschungspraxis in den Sozialwissenschaften gendersensitiv gestalten können.

Cybersicherheit, Digitalisierungsprozesse sowie die sozialen, politischen und kulturellen Auswirkungen der neuen Technologien stehen ebenfalls im Mittelpunkt unserer Forschung. Dieser zweite Schwerpunkt analysiert die sozio-technische Transformation unserer Gesellschaften. Wir konzentrieren uns auf die Art und Weise, wie digitale Infrastrukturen verwaltet werden, indem wir uns mit den Wartungs- und Innovationspraktiken beschäftigen, die ihre Bereitstellung und ihren Betrieb ermöglichen. Wir versuchen insbesondere, die Logiken, Modelle und Organisationstypen zu erfassen, die die Sicherheit digitaler Systeme produzieren, gewährleisten, aufrechterhalten und gefährden. Indem wir beispielsweise Ethnographien über Kryptographie und Hacking durchführen, entwickeln wir nicht nur Wissen darüber, was die Regime der digitalen Sicherheit charakterisiert, sondern dokumentieren auch, wie diese Regime die sozialen, wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten beeinflussen, die sich teilweise auf diese neuen Technologien stützen.

Der dritte Schwerpunkt bildet die Beziehung zwischen Menschen und ihrer gebauten Umwelt. Dabei fokussieren wir auf das soziale Leben von Infrastruktur und Technologien. Während Ingenieur:innen mit ihrem Fachwissen über Materialien und Technologien zu diesem Thema beitragen, generieren wir Wissen über die politische, kulturelle und gesellschaftliche Komplexität der Infrastruktur. Wir erforschen zum Beispiel wen neue Autobahnen sozial und ökonomisch ein- und aus-schliessen, oder welche Energieinfrastrukturen ökologisch, demokratisch und sozial nachhaltig sind. Wir untersuchen welche Rolle spektakuläre Infrastrukturen wie olympische Stadien oder monumentale Brücken in nationalen Projektionen spielen und welche wirtschaftlichen Interessen sie vertreten. Weiter erforschen wir, welche Werte in die gebaute Umwelt – wie Gebäude, Autobahnen, Bergbahnen usw. – einfliessen, oft ohne bewusst hinterfragt zu werden. Unsere Forschung generiert Grundlagenwissen, um über die gebaute Umwelt kritisch aber auch konstruktiv nachzudenken.

In unserer Forschung verbinden wir diese aktuellen Debatten mit innovativen methodologischen Ansätzen und mit Themen, die immer schon im Zentrum sozialanthropologischer Forschung standen: zum Beispiel wie sich Menschen gesellschaftlich organisieren, wie sie ethnische, nationale und andere Gemeinschaften bilden, womit sie sich identifizieren, und welche ökonomischen und rechtlichen Strukturen sie erschaffen, um das Leben in ihren Gemeinschaften und Gesellschaften zu regulieren.

Forschungsprojekte

Publikationen

Ethik und Deontologie