Tipps und Tricks zum autonomen Lernen

Auf dieser Seite finden Sie eine Sammlung von nützlichen Tipps, um das Beste aus Ihrem selbstgesteuerten Lernen zu machen. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg dabei!

  • Der erste Schritt: Zielsetzung

    Verschaffen Sie sich Klarheit über den Stand Ihrer Sprachkenntnisse, um die weiteren Schritte planen zu können. Ihr Sprachniveau können Sie z.B. mit den Checklisten des Europäischen Sprachenportfolios, dem Raster zur Selbstbeurteilung des GER und/oder mit einem Niveautest wie Dialang  überprüfen. Danach können Sie mit den Checklisten bestimmte Sprachhandlungssituationen als Lernziele auswählen. Somit haben Sie eine viel konkretere Vorstellung dessen, was z.B. Leseverstehen auf Niveau B2 bedeutet. Die Checklisten können in verschiedenen Zwischenstadien sowie am Ende des Lernprozesses eingesetzt werden, um Lernfortschritte zu evaluieren.

  • Der zweite Schritt: Planung

    Die Planung hängt in erster Linie von der Zeit ab, die zum Erreichen der Lernziele zur Verfügung steht, d.h. in welcher Zeitspanne und wie intensiv Sie lernen können bzw. wollen. Wichtig ist, dass Sie bei der Planung realistisch sind und sich nicht von Wunschträumen leiten lassen. Wenn Sie das (noch) nicht können, ist der autonome Lernprozess eine gute Gelegenheit, es zu erlernen.

    Am besten formulieren Sie zu Beginn Ihre Planung schriftlich, damit später der Lernprozess mit der Planung verglichen und dabei überprüft werden kann. Bei der Formulierung der Planung hilft es, möglichst konkret folgende Fragen zu beantworten:

    • Was will ich lernen? (Fertigkeiten, Inhalte)
    • Womit will ich lernen? (Lernmaterialien)
    • Wo will ich lernen? (Lernorte)
    • Wann will ich lernen? (Lernzeiten)
    • Wie oft will ich lernen? (Lernfrequenz)
    • Wie will ich lernen? (Methoden, Strategien, Hilfsmittel)
    • Wie will ich die einzelnen Fertigkeiten trainieren?
    • Mit wem will ich lernen? (Soziales Lernen)
  • Was will ich lernen? Fertigkeiten, Inhalte

    Die Entscheidung über die Inhalte richtet sich ganz nach Ihren individuellen Interessen. Je nachdem ob Sie die Zielsprache für den Alltagsgebrauch oder für spezifische, z.B. studienbedingte oder berufliche Zwecke lernen, wählen Sie dementsprechend Inhalte aus. Welchen Fertigkeiten Sie den Vorrang geben, hängt von Ihren Vorkenntnissen ab. Als Anfänger/in in der Zielsprache ist es sinnvoll, mit den rezeptiven Fertigkeiten Hör- und Leseverstehen und mit dem Wortschatz zu beginnen, was Ihnen ein Eintauchen und Einfühlen in die neuen Klänge, Wörter und Sätze erlaubt. Für fortgeschrittene Lernende liegen die Prioritäten eher in der Verbesserung der produktiven Fertigkeiten Sprechen und Schreiben sowie in der Aneignung eines spezifischen Wortschatzes. Diese Angaben entsprechen einer allgemeinen Tendenz – selbstverständlich können und sollen Sie Ihre Prioritäten immer selbst setzen. Je präziser Ihre Zielsetzung ist, desto weniger werden Sie sich in der Weitläufigkeit der Möglichkeiten verirren.

  • Womit will ich lernen? Auswahl der Lernmaterialien

    Es lohnt sich etwas Zeit in die Auswahl der Lernmaterialien zu investieren. Um etwas Geeignetes zu finden, können Sie zuerst mit unserer Suchmaske Material auswählen und im Selbstlernzentrum erproben gehen, oder dann z.B. sich in einer Fachbuchhandlung oder im Sprachregal anderer Bibliotheken (z.B. KUBLivrEchange) umsehen, mit einer gezielten Abfrage im Internet entsprechende Webseiten suchen oder sich von Unterrichtenden der Zielsprache beraten lassen.

    Für das autonome Lernen ist es wichtig, dass die Lösungen zu den Übungen dabei sind. Es ist oft ratsam, verschiedene Lernmaterialien auszuprobieren. Als Lernende/r auf den unteren Lernniveaus könnten Sie z.B. ein eher schmales Lehrwerk für autonome Lernende, das eine relativ steile Lernprogression enthält, mit zusätzlichen, möglichst authentischen Nebenmaterialien kombinieren. Als Lernende/r auf den oberen Sprachniveaus können Sie sich z.B. aus dem stetig wachsenden Angebot im Internet passende authentische Hör- und Lesetexte aussuchen sowie mit Präsenz- oder Online-Tandems interaktiv mündlich und schriftlich kommunizieren und sich dabei helfen bzw. korrigieren lassen.

  • Wo will ich lernen? Lernorte

    Die Auswahl der Lernorte ist einerseits vom ausgewählten Lernmaterial abhängig, denn z.B. mit Büchern, einem Computer oder zum Aussprachetraining sind eher ruhige und bequeme Orte zu bevorzugen, wo Sie auch Wichtiges aufschreiben oder sich selbst aufnehmen können, während Sie mit einem Mp3-Gerät/Smartphone/Tablet fürs Hörverstehen oder mit Lernkärtchen auch unterwegs im Zug oder Bus arbeiten können. Andererseits hängt der Lernort von den eigenen Vorlieben ab, wo und wie Sie am wirksamsten lernen. Vielleicht müssen Sie das erst ausprobieren und herausfinden: brauchen Sie Musik im Hintergrund und einen anregenden Tee mit Süssigkeiten dazu, um die eigene Lernmotivation zu fördern und aufrecht zu erhalten? Oder lernen Sie im Gegenteil konzentrierter bei störungsfreier Ruhe ohne Ablenkung? Oder einmal das Eine und einmal das Andere, je nach Lernziel?

  • Wann will ich lernen? Lernzeiten

    Die Lernzeit ist von der eigenen Zeitorganisation abhängig, die von anderen, prioritär gesetzten Beschäftigungen wie Studium, Arbeit oder Sozialleben bestimmt wird und für das autonome Lernen die nötigen Lücken übriglässt. Um eine Selbstdisziplin aufzubauen hilft es, das Lernen so zu planen, dass Sie ein Rhythmus möglichst regelmässiger Abstände und zu festen Zeiten verfolgen können. Dadurch können die äusseren Verpflichtungen eines Kurses simuliert werden, die einige Lernende als Lernanreiz brauchen, wenn sie an ihrer Motivation und Ausdauer zweifeln.

  • Wie oft will ich lernen? Lernfrequenz

    Je öfter Sie sich mit der Zielsprache auseinandersetzen, desto besser trainieren Sie Wortschatzgedächtnis und Sprachfertigkeiten. Unter anderem auch deswegen ist das Eintauchen in die Sprache in ihrem Kontext, etwa bei einem Aufenthalt in der Zielsprachenkultur, die wirksamste Lernweise. Lernt man ausserhalb der Zielsprachenkultur, so muss man Folgendes beachten: eine kurze und intensive Lernperiode, z.B. täglich eine Stunde während drei Monaten, nützt die Möglichkeit sowohl des Kurz- wie auch des Langzeitgedächtnisses und bringt Sie schneller zum Lernerfolg. Es ist darum befriedigender als ein extensives Lernen über eine lange Zeitdauer hinweg. Nach einer intensiven Lernperiode muss man sich aber weiterhin mindestens ein- bis zweimal wöchentlich mit der Zielsprache beschäftigen, damit das Gelernte im Langzeitgedächtnis bleibt. Für das Gedächtnis- und Fertigkeitentraining ist zudem häufiges kurzes Wiederholen, z.B. zweimal täglich eine halbe Stunde, viel wirksamer als eine ausgedehnte Lerndauer einmal wöchentlich oder noch seltener.

  • Wie will ich lernen? Methoden, Strategien, Hilfsmittel

    Nicht alle Lernmethoden sind für alle Lernenden gleich wirksam. Als autonome/r Lernende/r müssen Sie die für sich geeigneten Strategien und Hilfsmittel oft zuerst selbst herausfinden, indem Sie Verschiedenes ausprobieren und den Lernerfolg dabei beobachten. Falls Sie sich an früheren Lernerfahrungen vorwiegend an wirkungslose und demotivierende Lernweisen erinnern, können Ihnen Bücher und Webseiten mit Lernanleitungen für autonomes Lernen oder andere autonome Lernende auf neue Lernideen bringen.

  • Wie will ich die einzelnen Fertigkeiten trainieren?

    Für das Hör- und Leseverstehen ist ein mehrmaliges kombiniertes Rezipieren von interessanten authentischen Hörtexten mit Transkription sehr wirksam z.B. TedTalks, Euronews Webseite oder Hörbücher mit Text (grosse Auswahl im Selbstlernzentrum).

    Für das Wortschatztraining braucht es leicht zugängliche Weiderholungsmöglichkeiten, z.B. Flashcards oder Wortschatztrainer wie Quizlet, Memrise, Anki, die Sie auch aufs Handy/Tablet herunterladen können; oder Lernkärtchen, die Sie überallhin mitnehmen können. Wichtig ist es zudem, die Wörter nie allein, sondern immer mit einem kurzen Kontext aufzuschreiben und zu lernen, um Bedeutung und Anwendungsbeispiel von Anfang an miteinander zu verbinden.

    Für die Aussprache ist es nützlich, die Aufnahmen von muttersprachlichen Sprechern nachzuahmen und sich dabei selbst aufzunehmen, um beim vergleichenden Wiederanhören genau auf die Unterschiede zu achten und die eigene Aussprache dann durch wiederholtes Üben an das lautliche Vorbild anzugleichen.

    Das Sprechen und Schreiben üben Sie am besten mit Partner/innen, die Sie korrigieren können. Dies kann vor Ort geschehen oder auch Online (E-Mails, Chats, Skype, Lerngemeinschaften wie z.B. Busuu, Lingq, Italki).

  • Mit wem soll ich autonom Lernen? Soziales Lernen

    Autonom lernen bedeutet keinesfalls allein lernen: was Sie gelernt haben, wollen und müssen Sie ja mit Sprecher/innen der Zielsprache auf seine Verstehbarkeit und Korrektheit hin erproben. Falls Sie Hemmungen aus Angst vor Fehlern haben, so besprechen Sie am besten mit Ihren Sprech- oder Schreibpartner/innen den Umgang mit diesen Fehlern. Möchten Sie korrigiert werden? Wenn ja, in welchem Moment und auf welche Weise? Mit der Auswahl eines geeigneten Gegenübers ermöglichen Sie sich damit eine Art «geschützte» Lernumgebung, in der man mit Geduld und Verständnis auf Ihre Fehler reagiert und Sie sich nicht vor einer Blamage zu fürchten brauchen. Zudem erhalten Sie auf Ihre individuellen Fehler eine passgenaue Rückmeldung, aus der Sie für Ihr Weiterlernen nützliche Schlüsse ziehen können. Falls Sie unter Ihren Bekannten keine/n Sprecher/in der Zielsprache finden, können Sie es bei UNITandem  oder bei einer der diversen Online-Tandemvermittlungen oder Meetups versuchen.

  • Warum ist die Reflexion des eigenen Lernprozesses so wichtig?

    Durch die Reflexion über Ihre eigenen Lernprozesse können Sie Ihre metakognitiven Kompetenzen stärken. Je besser Sie sich selbst als Lernende kennen, umso leichter gelingt es Ihnen, den eigenen Lernprozess zu planen, zu regulieren und letztendlich auch zu optimieren. Es ist wichtig, den Zusammenhang von Aufgabenanforderungen, eigener Anstrengung, dem Einsatz von Lernstrategien und dem Lernerfolg zu verstehen. Um das eigene Lernen zu beobachten, die Lernstrategien zu reflektieren und die Lernfortschritte zu evaluieren, ist es sehr hilfreich, ein Lernlogbuch zu führen. Die schriftliche Formulierung hilft Ihnen, sich Ihre Gedanken bewusst zu machen und zu klären. Das Lernprotokoll ermöglicht es, Ihren eigenen Lernweg von Mal zu Mal sowie über längere Zeit im Rückblick nachzuvollziehen und Ihre Lernweise besser zu verstehen. Der Beginn eines Logbuchs könnte z.B. etwa so aussehen: Logbuch Beispiel 

  • Wie soll ich mein autonomes Lernen evaluieren?

    Falls Sie Lernpartner/innen haben, können Sie diese zwar gelegentlich um Rückmeldungen, Korrekturen oder Erklärungen bitten. Aber die Verantwortung zur kritischen Evaluation Ihrer Lernfortschritte, Strategien und Hilfsmittel bleibt während des autonomen Lernens immer bei Ihnen. Jede ausgeführte Übung vergleichen Sie mit der Lösung und sehen sofort, ob Sie sie wiederholen müssen oder mit der nächsten Übung weiterfahren bzw. zu einem anderen Lernbereich wechseln können. Am besten erproben Sie Ihre Fertigkeiten in authentischen Kommunikationssituationen. Die Reaktionen der Kommunikationspartner zeigen Ihnen schnell, was verstanden wurde und was nicht.

    Nach Abschluss einer Lernperiode können Sie Ihre Kenntnisse und Fertigkeiten auch in einem Test messen. Solche gibt es im Internet oder in Büchern und Software zur Vorbereitung kostenpflichtiger Tests und Diplome. Für Ihre Selbstreflexion ist es aufschlussreich, über Ihre Selbst- und Fremdevaluationen im Lernprotokoll jeweils Rechenschaft abzulegen. Auf dieser Grundlage vertiefen Sie am Ende Ihrer Lernperiode die verschiedenen Aspekte Ihrer Lernerfahrung und machen eine Beurteilung in einem zusammenfassenden Schlussbericht, der dann wieder als Ausgangspunkt für Ihre weiteren autonomen Lernschritte dient.

  • Wie soll ich mein autonomes Lernen adaptieren?

    Der Erfolg beim autonomen Lernen hängt wesentlich davon ab, wie wirksam Sie die Folgerungen aus Ihren Fehlern und Misserfolgen in erfolgreiches Lernen umsetzen können. Dies setzt aufmerksames Beobachten, kritisches Reflektieren und ehrliches Beurteilen voraus, sowie den Willen, Ihre Folgerungen optimal umzusetzen. Dieser Wille beruht auf bestimmten Grundhaltungen beim autonomen Lernen, die Sie sich bei diesem Lernprozess aneignen müssen, falls Sie nicht schon über Sie verfügen:

    • Indem Sie keine Angst vor Fehlern haben und daraus zu lernen bereit sind, geben Sie sich die Gelegenheit, sich schrittweise zu verbessern.
    • Indem Sie für andere Lernweisen offen sind und in kreativer Weise eigene Lernhilfen erstellen und verbessern, geben Sie sich die Möglichkeit, Neues kennenzulernen und auf seine Wirksamkeit hin zu erproben.
    • Indem Sie mit Ihren Lernzielen realistisch bleiben und stetig darauf hin lernen, erwerben Sie Selbstsicherheit und Zufriedenheit mit Ihren Lernerfolgen, Grundlage für Ihre weitere Motivation.

    Wichtig bei der Anwendung Ihrer Reflexionen und Folgerungen auf Ihre nächsten Lernschritte bleibt, dass Sie damit immer Ihre Lust zu Lernen aufrechterhalten und fördern können und wollen. Wenn Sie sich unerreichbare Lernziele setzen oder sich durch Lernschwierigkeiten entmutigen lassen, verlieren Sie die Motivation und brechen frustriert den Lernprozess ab.

  • Wo finde ich vertiefende Informationen zum autonomen Lernen?

    Links

    Bücher im Selbstlernzentrum

    • Kleinschroth, Robert: Sprachen lernen. Der Schlüssel zur richtigen Technik [MDT-DaF-m-91.3-txt]
      Auf die richtige, individuell angemessene Methode kommt es an: bewährte Ratschläge, kreative Techniken, Tipps und Tricks aus Wissenschaft und Praxis ersparen Lernfrust und fördern die Lernlust
    • Rug, Wolfgang / Neumann, Thomas / Tomaszewski, Andreas: 50 praktische Tips zum Deutschlernen [MDT-DaF-m-91.4-txt]
      Kleiner Ratgeber mit 50 praktischen Angeboten, Ideen, Methoden, um sich mit stärkerem Selbstbewusstsein auf den Weg des autonomen Lernens zu machen.
    • Rampillon, Ute: Lernen leichter machen - Deutsch als Fremdsprache [MDT-DaF-m-91.5-txt]
      Umfangreiche Sammlung praktischer Lerntechniken, die verschiedene Lernertypen berücksichtigt. Neben allgemeinen Techniken und Strategien zur Selbstmotivation, Selbstorganisation und Selbstevaluation umfasst sie die Bereiche Wörterbucharbeit, Grammatik, Wortschatz, Auswendiglernen, Lesen, Hören, Notizen anfertigen, Arbeit mit TV und Videos, Schreiben und Sprechen.