Vorlesung: Mittelalterliche Literatur in Text und Bild (GM)
UE-L03.00500

Dozenten-innen: Herberichs Cornelia
Kursus: Master
Art der Unterrichtseinheit: Vorlesung
ECTS: 3
Sprache-n: Deutsch
Semester: FS-2024

In der semi-oralen Kultur des Mittelalters spielt das Medium Bild für die Literatur eine besondere Rolle: In illustrierten Handschriften werden Bilder Texten beigegeben, um diese zu illustrieren, zu kommentieren, zu gliedern oder zu dekorieren. Einige literarische Texte werden von ganzen Bildprogrammen begleitet (z.B. ›Eneasroman‹, ›Welscher Gast‹, Heinrich Seuses ›Vita‹), in andere Texte werden nur punktuell Bilder eingefügt, so dass besonders wichtige Handlungs- oder Entstehungsmomente von Texten auf diese Weise hervorgehoben werden (z.B. Stifter- oder Autorenbilder). Auch in Form von ausgeschmückten Buchstaben können bildliche Darstellungen rezeptionslenkende Funktionen wahrnehmen (z.B. durch historisierte Initialen).

Doch auch ausserhalb von Handschriften tritt die Literatur der Vormoderne immer wieder in einen Dialog mit Bildern, sei es in Form von Wandmalereien (z.B. ›Iwein‹-Fresken), Bildteppichen (›Tristan‹) oder Schmuckgegenständen (Minnekästchen, ›Erec‹-Krone).

In der Vorlesung werden anhand von Beispielen aus dem frühen bis späten Mittelalter unterschiedliche Formen von Text-Bild-Relationen vorgestellt und deren Funktionen insbesondere in Bezug auf das Verständnis des jeweiligen literarischen Textes und dessen Rezeptionsgeschichte interpretiert. Erprobt werden dabei zugleich unterschiedliche theoretische Zugänge zu Text-Bild-Relationen, die sich aus den Ansätzen der Transmedialität, Intermedialität und Multimodalität ergeben. Berücksichtigt werden unterschiedliche Gattungen vormoderner Literatur, beispielsweise Antikenroman, Artusroman, Heldenepik, Bibelepik, Lyrik, Mystik und Drama in komparatistischer Perspektive.