Erinnerung und Geschichte erzählen. Fiktionale und autobiografische Aneignung von Vergangenheit im Deutschunterricht

Das Wesentliche
Daten

Donnerstag, 21. November 2024

09.15–17.00

Dauer

1 Tag

Kosten

CHF 250.–

Format Seminar / Kurs
Sprache Deutsch
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Flyer
Ort/e

Weiterbildungszentrum, Rue de Rome 6, Freiburg

Zielgruppe

Lehrpersonen der Sekundarstufe I und II

Inhalt

Aus dem Kanon der Schullektüre sind Texte nicht wegzudenken, die sich im Grenzbereich von historischer Faktizität, familiär tradiertem Gedächtnis und autobiografischer Erinnerung bewegen. Uwe Timms «Am Beispiel meines Bruders» rückt den Zweiten Weltkrieg ins biografische und familiäre Gedächtnis, ein umfangreicher Werkteil des Schweizer Autors Thomas Hürlimann erforscht die Geschichte seiner Familie. In jüngerer Zeit sind Auseinandersetzungen mit der Migrationserfahrung hinzugetreten wie beispielsweise Melinda Nadj Abonjis «Tauben fliegen auf». Fatma Aydemirs «Dschinns», noch relativ neu, wird sicher auch einen Platz im Lektürekanon gewinnen.


Im Deutschunterricht hat, so könnte man schliessen, Literatur als Wissens- und Gedächtnisspeicher einen wichtigen Platz. Diesen Platz kann man vermutlich mit der möglichen Gegenwartsrelevanz des Schreibens im Schnittpunkt von Autobiografie und Fiktion begründen. Immerhin greifen die Texte Generationenverhältnisse auf, ein Thema, mit dem alle in irgendeiner Weise konfrontiert sind. Mit Generation kommt gleichzeitig ein Konzept in den Fokus, das unser Denken über historische Entwicklung nachhaltig prägt (und dementsprechend seit Wilhelm Dilthey zentral für die Hermeneutik ist). Und aus literaturtheoretischer Sicht zeigt sich die Herausforderung, Texte zu behandeln, in denen Vergangenheit neu erfunden wird.


In dieser Weiterbildung möchten wir der Frage nachgehen, wie literarisches Erzählen in künstlerischer und historisch überzeugender Weise die biografisch relevante Vergangenheit aneignet. Damit rückt auch eine Auseinandersetzung mit Texten ins Zentrum, die für das jeweils eigene biografische Verhältnis zum Selbst eine Rolle spielen können: Wie wird innergenerationelle Solidarität und Spannung erzählerisch dargestellt? Wie bezieht sich Herkunft literarisch auf Zukunft? Wie lassen sich historisch-biografische Unsicherheiten behandeln? Wie äussern sich Traumata und Vergessen in literarischen Texten?

Ziele

Das Weiterbildungsseminar:

  • stellt historische und aktuelle Positionen zum Zusammenhang von Literatur und Gedächtnis, Historisches Erzählen, Autofiktion sowie Trauma und Literatur vor;
  • untersucht anhand älterer und neuerer Beispiele, wie literarische Texte eine Auseinandersetzung mit Erinnerung und Gedächtnis inszenieren;
  • beleuchtet theoretisch und praktisch die Herausforderungen von bzw. durch Literatur in der alltäglichen Lektüre und im Unterricht;
  • fördert den Austausch von Unterrichtserfahrungen im Kontakt mit Literaturtheorie.


Ein Reader mit den theoretischen und literarischen Texten, die im Rahmen der Weiterbildung analysiert und diskutiert werden sollen, wird den Teilnehmenden zwei Wochen vor der Ver¬anstaltung zur Verfügung gestellt.

Kursverantwortliche und Referierende

Kursverantwortung

Kindt Tom Oliver, Prof. Dr., Professor für Germanistische Literaturwissenschaft, Universität Freiburg

Müller Ralph, Prof. Dr., Professor für Germanistische Literaturwissenschaft, Universität Freiburg

Daten und Orte
Zeit Ort
21.11.2024 von 09:15 bis 17:00 Weiterbildungszentrum, Rue de Rome 6, Freiburg
Medien und Dokumente

Dokument-e

Kontakt

Weiterbildungsstelle der Universität Freiburg
Rue de Rome 6
1700 Fribourg

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