Fundamentaltheologie. Religionskritik: Die drei "Meister des Verdachts" (Marx - Nietzsche - Freud). Hauptvorlesung.
UE-T01.01762
Dozenten-innen: Negel Joachim |
Kursus: Master |
Art der Unterrichtseinheit: Vorlesung |
ECTS: 3 |
Sprache-n: Deutsch |
Semester: FS-2021 |
Religionskritik ist mitnichten, wie ein häufig anzutreffendes Vorurteil meint, ein neuzeitliches Phänomen. Schon die vorsokratischen Philosophen Griechenlands (erinnert sei nur an den be-rühmten Spruch des Xeno¬phanes von Kolophon), schon die alttestamentlichen Propheten (er-innert sei an Jeremia, Amos und Hosea) betreiben Religionskritik, und zwar der schärfsten, ätzendsten Art. Im Unterschied zur Religionskritik des 19. Jahrhunderts, die bei David Friedrich Strauss und Ludwig Feuerbach ihren Ausgang nimmt und bei den drei großen „Meistern des Verdachts“ Marx, Nietzsche und Freud auf ihren Höhepunkt kommt, geht es den griechischen Philoso-phen und den Propheten Israels jedoch um eine vernunftgemäße bzw. theologisch-sozialkriti-sche Reinigung des Gottesbildes. Es ist ihnen um die Wahrheit Gottes zu tun, und deshalb muß die menschliche Rede von Gott immer wieder kritisch auf den Prüfstand gebracht wer-den. Genau darin unterscheiden sie sich nun aber auch von der Religionskritik der Moderne um ein Ganzes. Denn hier wird der Anspruch formuliert, Religion insgesamt sei ein ideologischer Verblendungszusammenhang, den es nicht nur kritisch zu durchdringen, sondern, soweit möglich, zu überwinden gelte. Die Vorlesung nimmt den sog. „Neuen Atheismus“ (R. Dawkins, Chr. Hitchens u.a.) zum An-laß, die Grundzüge der modernen Religionskritik (Feuerbach; Marx, Nietzsche, Freud) darzu-stellen, um von dort aus der Frage nachzugehen, was sich hieraus für ein reflektiertes jüdisch-christ¬liches Gottesbild lernen läßt.
Dokumentation
Magnus Striet (Hg.): Wiederkehr des Atheismus – Fluch oder Segen für die Theologie?, Freiburg/Br.: Herder (2008). Richard Schröder: Abschaffung der Religion? Wissenschaftlicher Fanatismus und die Folgen, Freiburg/Br.: Herder (2011). Alister McGrawth: Der Atheismus-Wahn. Eine Antwort auf Richard Dawkins und den atheistischen Fundamentalismus, Asslar (2007). Christoph Türcke: Der tolle Mensch. Nietzsche und der Wahnsinn der Vernunft, Lüneburg: zu Klampen (21999). Joachim Negel: Ambivalentes Opfer. Studien zur Symbolik, Dialektik und Aporetik eines theologischen Fundamentalbegriffs, Paderborn: Schöningh (2005) 337-505. Jürgen Werbick: Gottesglaube und Gotteslehre nach dem „Tod Gottes“. In: Ders.: Ver-gewisserungen im interreligiösen Feld, Berlin: Lit (2011) 33-59.