Vom halben zum ganzen Pluralismus! So forderte es einst der grosse Tübinger Theologe Eilert Herms. So ist der christliche Glaube in unserer pluralen Gesellschaft zwar längst nicht mehr «normal» oder gar die Mehrheitsmeinung. Doch verlangt es ein echter, d.h. ein «ganzer» Pluralismus, dass auch Christinnen und Christen ihre jeweiligen Standpunkte in die öffentliche Debatte miteinbringen können, ohne ihre Glaubensüberzeugungen an der Garderobe abzugeben («halber» Pluralismus). Denn der christliche Glaube – wie überhaupt Religion – ist auch in unserer (post-) säkularen Zeit längst nicht obsolet geworden! Das Gegenteil ist der Fall: Global bekennen sich 85% der Weltbevölkerung zu einer Religion, Tendenz steigend. Der Rückgang der institutionalisierten Kirchen in der Schweiz, Deutschland und in vielen Teilen Westeuropas ist daher global gesehen die Ausnahme, nicht die Regel. Höchste Zeit also, sich mit der gesellschaftsprägenden Kraft von Religion auseinanderzusetzen!