Wochenprogramm
Thema 3 – Gebet in der Krise
"Nichts soll dich verstören,
nichts dich erschrecken,
alles vergeht,
Gott ändert sich nicht.
Geduld erlangt alles;
wer Gott hat,
dem fehlt nichts:
Gott nur genügt."
Teresa von Avila
Blog-Artikel: Gebet in der Krise
„Not lehrt beten“, so heisst es im Volksmund. Das ist wohl so. Eine Notsituation, das Wegbrechen von vormals Selbstverständlichem, existentielle Infragestellungen, Leid, Schmerz, Trauer, Ungewissheit, Verlust: das alles führt den Menschen heraus aus einer alltäglich-routinebewährten Illusion von Sicherheit, wirft ihn zurück auf den tragenden Grund seiner Existenz, lässt ihn dort Halt suchen und Schutz vor der erschütternden Erfahrung, dass auf dieser Welt letztlich nichts ganz sicher, nichts unverletzlich ist. Wohl dem Menschen, dem sich in und hinter dem Verlust aller innerweltlichen Schätze und Gewissheiten noch der Bezug zu dem Einen eröffnet, dessen Zusage und Treue niemals wanken! Ein Bezug, der das tragende Fundament der eigenen Existenz spürbar werden lässt – selbst noch im Modus der Klage oder des schweigenden, keinen Sinn mehr verlangenden Sich-Gott-Anheimstellens.
Nun wird in der Corona-Krise gerade eine Form der Belastung erfahrbar, die vielleicht insofern besonders schwierig auszuhalten ist, als sie menschlichen Bewältigungsstrategien entgegensteht. Gemeint ist der Zwang zur Passivität. Gewiss: immer wieder ist derzeit zu lesen, dass die Corona-Situation Menschen neu feststellen lässt, was das Eigentliche, das Wesentliche in ihrem Leben ist. Zugleich erzwingt aber der Kampf gegen das Virus eine Preisgabe von Handlungsspielräumen und Gestaltungsmacht. In vielerlei Hinsicht bleibt nur das Abwarten; wie unsere Welt in zwei, drei Jahren aussieht, wagt gerade wohl niemand zu prognostizieren, und das richtige, anderen Menschen dienende Verhalten ist gegenwärtig nicht ein Tun, sondern ein Lassen. In Krisensituationen sucht der Mensch eigentlich aber zu handeln – zu reagieren, zu ändern, zu bekämpfen, zu entfliehen, neu zu beginnen. Und so lässt sich vielleicht formulieren, dass in der Corona-Krise eine Gestalt der Lebens- und Gebetshaltung erfordert wird, die wohl etwas genuin Christliches berührt: Das Zugeständnis, dass der Weg des Starken nicht immer im Aktivismus liegt. Der Verzicht auf den Drang zu handeln, zu leisten und zu machen, auf ein Kontrollmonopol, auf Gestaltungsmacht, auf das Gefühl der Lufthoheit im eigenen Leben. Und stattdessen das Aushalten und Annehmen, die Akzeptanz von Ungewissheit und Passivität, das zuversichtliche Loslassen, der Schritt ins Dunkel – in dem Vertrauen, dass da einer ist, der wartet, auffängt, trägt.
Ursula Schumacher
Professorin für Katholische Theologie und Religionspädagogik
(Schwerpunkt: Dogmatik und ihre Didaktik) an der PH Karlsruhe
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"Nachterfahrungen, eine Chance den Glauben zu vertiefen?" mit Peter Zimmerling
Martin Luther und sein Zeitgenosse Johannes vom Kreuz betonen, dass Nachterfahrungen die Voraussetzung dafür sind, um die beglückende Nähe Gottes zu erfahren. Solche Widerfahrnisse haben die Aufgabe, Menschen von der Fixierung auf das irdische Leben zu lösen, um ein Sensorium für die Welt Gottes entwickeln zu können. Der Vortrag will zeigen, dass die Erfahrung der Nachtseite des Glaubens von der heutigen Tyrannei des gelingenden Lebens freimacht. Schwierigkeiten, Misserfolge und Leiden bieten die Chance, umzukehren und die Selbstverständlichkeiten des Lebens zu verändern, hinter denen sich bekanntlich die größten Irrtümer verbergen.
PETER ZIMMERLING ist Professor für Praktische Theologie an der Universität Leipzig, wo er seit 2012 der erste Universitätsprediger ist. Neben seiner Tätigkeit als Pfarrer, promovierte er bei Jürgen Moltmann über Zinzendorfs Trinitätslehre und habilitierte 1999 an der Universität Heidelberg. Seine Arbeitsschwerpunkte sind, u.a. das Leben und Werk Dietrich Bonhoeffers, Spiritualität und evangelische Mystik, Seelsorge und Predigtlehre.
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"Ist Zweifeln gefährlich?" mit Veronika Hoffmann
Veronika Hoffmann studierte katholische Theologie in Frankfurt (St. Georgen) und Innsbruck; anschliessend folgte die Promotion an der WWU Münster sowie die Habilitation in Dogmatik und Ökumenischer Theologie in Erfurt. Seit 2018 ist sie Professorin für Dogmatik an der Universität Fribourg.
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"Die Entstehung christlicher Spiritualität in der Zeit der Verfolgungen" mit Gregor Emmenegger
Gregor Emmenegger ist Titularprofessor und unterrichtet als Lehr- und Forschungsrat Patristik, Dogmengeschichte und alte Kirchengeschichte an der Universität Fribourg und Luzern. Neben seiner Lehrtätigkeit widmet er sich der Veröffentlichung von koptischen Papyri sowie der Online-Ausgabe der Bibliothek der Kirchenväter.
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"Lob der Klage – Hiobs Botschaft an die Beter" mit Ralph Kunz
Beten ist mehr als Gott sei Lob und Dank! Wer betet, kennt auch das flehende, seufzende oder klagende Gebet. Paulus wagt das Bild, dass auch Gott in uns seufzt, Hiob rebelliert gegen Gott. Was bedeutet das für unser Beten? Ist es möglicherweise die Klage, die uns einen tieferen Zugang zum Beten eröffnen kann? Wir wollen Hiobs Botschaft verstehen, dem betenden Jesus folgen und ihm zuhören. Was betet er im Garten? Warum ist er [k]ein Hiob? Und was könnte es für uns heissen, seine Bitte zu hören: Wachet und betet mit mir.
Ralph Kunz studierte evangelische Theologie in Basel, Los Angeles und Zürich, war danach Assistent am Lehrstuhl Praktische Theologie an der Universität Zürich, Pfarrer in Seuzach und Fachmitarbeiter der evangelisch-reformierten Landeskirche des Kantons Zürich. Seit 2004 ist er Ordinarius für Praktische Theologie mit den Schwerpunkten Gottesdienst und Seelsorge an der Theologischen Fakultät der Universität Zürich.