Karrieren ehemaliger Doktorierender 

Wo sind ehemalige Doktoranden und Doktorandinnen der Universität heute tätig? Entdecken Sie hier einige unserer Ehemaligen im Porträt:

Barbla Etter

 

Wann haben Sie an der UniFr doktoriert und zu welchem Thema?

Ich habe zwischen 2011 bis 2016 an der philosophischen Fakultät im Bereich Mehrsprachigkeitsforschung und -didaktik zum Thema «Gemeindefusionen an der Sprachgrenze im Kanton Graubünden» doktoriert.

Ich hatte eine Anstellung als Assistentin mit zwei Verträgen zu total 100%, fürs Doktorat waren 50% angerechnet. Ich hatte während der fünf Jahre meiner Doktoratszeit immer wieder ändernde Verträge am Lehrstuhl für Rätoromanisch und am Institut für Mehrsprachigkeitsforschung.

Was machen Sie heute beruflich?

Ich bin Teamleiterin der Sektion Schifffahrt beim Bundesamt für Verkehr und stehe einem Team von sieben Ingenieuren und einer Juristin vor.

Meine Arbeit umfasst einerseits technische Bereiche wie die Plangenehmigungen der Neubauten von Schiffen und die Abnahme von Schiffsführerprüfungen bei Passagierschiffen und andererseits viel politische Arbeit wie die Mitarbeit in verschiedenen Kommissionen (Rheinschifffahrt, Grenzgewässer, etc.), bei denen ich als Delegationsleiterin die Schweiz vertrete. Zudem erarbeiten wir Revisionsentwürfe von Gesetzen und Verordnungen im Bereich Schifffahrt.

Innerhalb meiner Sektion habe ich Führungsaufgaben inne wie die Koordination meines Teams, Mitarbeitergespräche, Anstellung von neuen Mitarbeitenden, oder die Teilnahme an amtsinternen Sitzungen und Klausuren. Zudem bin ich die erste Kontaktperson für Branchenverbände und die kantonalen Schifffahrtsämter, bei welchen wir an Infoveranstaltungen sowie Weiterbildungen Fachbeiträge leisten. Und schliesslich koordiniere ich auch die Beantwortung von Bürgeranfragen zum Thema Schifffahrt, die unsere Sektion erhält.

 

Welche Momente und Erfahrungen aus Ihrer Doktorarbeitszeit bleiben Ihnen in besonders guter Erinnerung?

Die Erfahrungen, die ich auf Konferenzen gemacht habe, waren sehr gut. Es war spannend, über internationale Forschungsthemen mit anderen Forschenden und Mitdoktorierenden zu diskutieren.

Ich hatte ein sehr praktisches Forschungsthema und hatte dafür einen intensiven Austausch mit den Gemeinden und Gemeindepräsidenten. Es war für mich auch immer wieder wertvoll zu sehen, dass diese ganz andere Sorgen hatten als die eher philosophischen Fragen, wie sie beiden Konferenzen diskutiert wurden, z.B. inwieweit es sinnvoll ist, die Mehrsprachigkeit im Kanton Graubünden bis ins kleinste Detail umzusetzen. Der Kontrast dieser zwei Welten war sehr spannend.

 

Welche Herausforderungen haben Sie in Ihrem Doktoratsstudium angetroffen?

Ich hatte sehr viele Verpflichtungen für den Lehrstuhl wie z.B. unterrichten, die Studierenden betreuen, Anfragen beantworten, Übersetzungen machen und administrative Arbeiten erledigen. Für die eigene Forschung blieb wenig Zeit.

Es gab von Seiten des Lehrstuhls und des Instituts sehr viele unausgesprochene Erwartungen und kein Verständnis dafür, wenn ich mal Grenzen setzen wollte. Auch war der Lohn für so viel Engagement sehr tief.

Als Doktorand_in ist man in einer schwachen Position und traut sich vielfach nicht, Vorgesetzte oder das System zu kritisieren oder eine Aufgabe abzulehnen. Man ist eine billige Arbeitskraft mit sehr geringen Entwicklungsmöglichkeiten innerhalb der Universität.

 

Welchen Einfluss hatte Ihr Doktoratsstudium für Ihren weiteren beruflichen Werdegang?

Ich habe gelernt, selbstständig und zielgerichtet zu arbeiten. Da ich heute selbst eine Führungsposition innehabe, kann ich sagen, dass sich an der Uni niemand die Zeit genommen hat, diese Führungsaufgaben zu übernehmen, die Arbeit wertzuschätzen und die Mitarbeitenden zu fördern und ihnen eine Perspektive zu geben.

Was in meiner aktuellen Stelle anders und vielleicht schlechter ist im Vergleich zum Doktorat ist, dass ein keinen Platz für Perfektionismus hat: man muss auch damit leben, dass man mal eine Arbeit abgeben muss, welche sicher nicht perfekt ist.

 

Hat Ihnen Ihr Doktortitel geholfen, Ihre aktuelle Stelle zu bekommen?

Meine Stelle war für einen Master-Hochschulabschluss ausgeschrieben, ich verdiene auch nicht mehr, weil ich einen Doktortitel besitze. Während des Auswahlverfahrens hat dieser sicherlich dennoch geholfen, denn ein Doktortitel zeigt, dass man Durchsetzungskraft und Ausdauer hat, selbstständig arbeiten und auch grosse Projekte zu einem Ende bringen kann.

In meiner Doktorarbeit hatte ich Einblick haben in politische Geschäfte, Prozesse und Verhandlungen, was für meine aktuelle Stelle sehr wichtig ist. Entscheidend war sicherlich auch, dass ich alle vier Landessprachen sowie Englisch beherrsche. Eine Faszination für Technik und Maschinen hatte ich allerdings schon immer, was sicherlich hilfreich war, diese Stelle zu bekommen.

 

Haben Sie einen Ratschlag für aktuelle und angehende Doktorierende?

Wählen Sie ein Thema, das Sie fesselt – nur so können Sie die lange Zeit des Doktoratsstudiums durchhalten. Treten Sie der Welt mit einer grossen Offenheit entgegen und bewerben Sie sich nach dem Doktorat auch auf Stellen, für die Sie auf einen ersten Blick keine grossen Chancen haben. Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl und wagen Sie das Ungewöhnliche – dies gilt insbesondere für Frauen, die sich oft erst bewerben, wenn über 90% der Stellenbeschreibung auf sie zutrifft. 

Corinne Jud Khan

 

In welcher Zeitspanne haben Sie an der UniFr doktoriert, in welchem Fach und zu welchem Thema?

Ich habe zwischen 2004 und 2009 an der mathematisch-naturwissenschaftlichen und medizinischen Fakultät im Bereich Biochemie zum Thema «The influence of light on the circadian clock of mice and men” doktoriert.

Dabei hatte ich jeweils wechselnde Verträge je nach Finanzierungsquelle (Drittmittel von EU, SNF, etc.). Meine Hauptarbeit bestand in der Forschung, doch ich hatte auch ein Blockpraktikum während des Semesters mit ca. 60h Arbeitszeit pro Semester und half bei Bedarf am Lehrstuhl aus. Die reelle Arbeitszeit betrug wohl meistens gegen 150%.

Was machen Sie heute beruflich?

Ich bin Mitglied der Geschäftsleitung von Agroscope und Leiterin im Kompetenzbereich Methodenentwicklung und Analytik.

 

Welche Momente und Erfahrungen in Ihrem Doktoratsstudium bleiben Ihnen in besonders guter Erinnerung?

Die EUCLOCK Meetings bei Frauenchiemsee. Einmal jährlich trafen sich alle am EU-Projekt beteiligten Forschenden aus 28 Gruppen und 9 Ländern im Kloster Frauenwörth am Chiemsee. Da es jeweils Winter war, war auf der Insel alles geschlossen und auch der Rundgang um die Insel dauerte nur 15 min. Somit kam es jeweils zu einem sehr regen Austausch zwischen den Teilnehmenden. Dadurch entstanden viele gute Forschungsideen und die geknüpften Verbindungen halten teils noch bis heute.

 

Welche Herausforderungen haben Sie in Ihrem Doktoratsstudium angetroffen?

Es ist sehr spannend in die Tiefen eines Themas abzutauchen. Schwierig ist es allerdings durchzuhalten, wenn die Ergebnisse nicht kommen. Es braucht viel Durchhaltewillen und man muss manchmal versuchen, die Fragen aus einer ganz anderen Perspektive anzugehen, um dann wieder einen Schritt weiter zu kommen. Die Freude, wenn es dann klappt, ist dafür unglaublich gross und man muss diese Momente auch geniessen und feiern. Das gibt Energie für die Berg- und Talfahrt bis zur nächsten Publikation.

 

Welchen Einfluss hatte Ihr Doktoratsstudium für Ihren weiteren beruflichen Werdegang?

Ohne Doktorat wäre mein Werdegang bestimmt ganz anders verlaufen. Während des Doktorats wird man nicht nur Experte auf einem bestimmten Thema, sondern man lernt auch das wissenschaftliche Handwerk. Die Theorie aus dem Studium kommt in die praktische Anwendung. Daneben lernt man einiges über sich selbst und seine eigenen Fähigkeiten, aber auch über seine Grenzen. Während des Doktorats habe ich festgestellt, dass ich eine Stärke im Management habe und mir das auch grosse Freude bereitet. Dies hat meine künftigen Entscheide wesentlich beeinflusst.

 

Hat Ihnen Ihr Doktortitel geholfen, Ihre aktuelle Stelle zu bekommen?

Ganz klar ja. Daneben war aber auch die Mehrsprachigkeit (d,f,e) der Ausbildung an der Universität Fribourg ein klarer Mehrwert.

 

Haben Sie einen Ratschlag für aktuelle und angehende Doktorierende?

Interessieren Sie sich auch für Themen ausserhalb des Doktorates oder übernehmen Sie auch mal das eine oder andere freiwillige Amt. Dies gibt Ihnen und Ihrem CV eine zusätzliche Dimension und sorgt für Ausgleich.