Laboris-PreisPublikationsdatum 08.01.2025
Verkauf von Sex ist Arbeit
Für ihre Doktorarbeit in Zeitgeschichte, die dem Thema Sexarbeit gewidmet ist, wurde Sarah Baumann von der Gewerkschaft Unia mit dem Laboris-Preis ausgezeichnet. Interview.
Die Gewerkschaft Unia verleiht alle zwei Jahre einen Wissenschaftspreis, mit dem hervorragende Forschungsarbeiten zum Thema Arbeit öffentlich anerkannt werden sollen. Im Jahr 2024 ging der Preis an Sarah Baumann für ihre Dissertation über die Arbeit von Prostituierten (Prekäre Liberalisierung. Sexuelle Arbeit von Frauen in Schweizer Städten, 1950er- bis 1980er-Jahre).
Sarah Baumann hat Zeitgeschichte und Philosophie studiert und am 29. April 2024 ihre Doktorarbeit an unserer Fakultät verteidigt. Sie ist Mutter von zwei Kindern und zurzeit für die Parlamentsdienste tätig, wo sie als Redaktorin für das Amtliche Bulletin arbeitet. Zudem arbeitet sie als selbständige Historikerin unter anderem als Vorstandmitglied und Redaktorin für den Verein Frauen*geschichte(n).
Sarah Baumann, was hat Sie motiviert, zu diesem Thema zu forschen?
Debatten um Sexarbeit sind stark polarisiert: Sie drehen sich um Moral, legitime oder illegitime Sexualität, Selbstbestimmung oder Zwang. Was in diesen Debatten kaum thematisiert wird, sind die Lebens- und Arbeitsverhältnisse von Frauen, die Sex gegen Geld anbieten. Diese Lücke spiegelt sich auch in der Geschichtsforschung wieder. Die bestehende Literatur befasst sich vorwiegend mit der behördlichen Regulierung von Sexarbeit um 1900. Mich interessierte, wie sich die Sexarbeit von Frauen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gestaltete und veränderte und unter welchen sozialen und ökonomischen Bedingungen Frauen der Sexarbeit nachgingen.
Und wie haben Sie sich gefühlt, als Sie erfahren haben, dass Sie diesen Preis erhalten haben?
Das Netzwerk Arbeitsforschung Schweiz würdigt mit dem Laboris-Preis akademische Studien im Bereich der Arbeitsforschung. Die Gewerkschaft Unia stiftet den Preis. Mir geht es mit meiner Dissertation im Wesentlichen darum, das Thema Sexarbeit, das bisher vor allem ein Gegenstand der Sexualitätsgeschichte war, in die Geschichte der Arbeit einzuschreiben. Ich freue mich deshalb ganz besonders über den Laboris-Preis, da er genau diese Perspektive würdigt.
⇒ Erfahren Sie mehr über den von der Gewerkstatt Unia verliehenen Preis