Proseminar: Der grosse Rausch. Drogen und Drogenpolitik in der Schweiz im 20. Jahrhundert
UE-L15.02127

Dozenten-innen: Cottier Maurice
Kursus: Bachelor
Art der Unterrichtseinheit: Seminar
ECTS: 3
Sprache-n: Deutsch
Semester: HS-2024

Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte die Schweiz dank der hiesigen Pharmaindustrie zu den weltweit führenden Produzentinnen von Heroin. Unter dem Einfluss der USA kam es ab den 1920er-Jahre weltweit zu einer prohibitiven Wende. Während dies für die Schweiz vorerst den Verlust eines lukrativen Exportgeschäfts bedeutete, spielte die Durchsetzung des Verbots für Handel und Konsum im Inland vorerst eine untergeordnete Rolle. Dies änderte sich fast schlagartig gegen Ende der 1960er-Jahre. Aufgrund des teilweisen ostentativen Konsums von Cannabis und später Heroin im Rahmen der 1968er-Bewegungen kam es in der Schweiz zum ‘Drogenproblem’. Anfänglich deuteten die Behörden den Drogenkonsum und -handel durch die Brille des Kalten Kriegs und dem damit verbundenen Anti-Kommunismus als politisch subversiven Akte und sittliche und körperliche Gefährdung der Schweizer Jugend. Schon früh meldeten sich aber auch Stimmen, die die repressive Politik kritisierten. In den 1980er-Jahren bildeten sich offene Drogenszenen. Internationale Medien berichteten über die desolaten Zustände in Schweizer Städten. Erheblich verschärft wurde die Situation durch das Auftreten des HI-Virus. Die Situation galt nun als untragbar. In der Folge kam es zu einer breitgeführten Debatte, welche in der Einführung der Überlebenshilfe und der sogenannten Vier-Säulen-Politik mündete. Bei der legalen Abgabe von Heroin nahm die Schweiz umstrittene Pionierrolle ein. Neben der teilweisen ‘Liberalisierung’ bildete die Repression allerdings weiterhin eine wichtige Stütze der Drogenpolitik. Ab den 1980er-Jahren verschob sich der Fokus der Polizeibehörden immer mehr auf ausländische Drogendealer und das ‘organisierte Verbrechen’. Dabei vermengten sich drogen-, sicherheits- und asylpolitische Debatten.

Das Ziel des Proseminars ist es, dass die Studierenden durch das Lesen von einschlägiger Sekundärliteratur den Forschungstand zu Drogen und Drogenpolitik in der Schweiz erarbeiten und durch ein Studium von Primärquellen einen eigenständigen Forschungsbeitrag leisten. Im Proseminar werden auch Techniken des wissenschaftlichen Arbeitens vermittelt.

Am Proseminar kann nur teilnehmen, wer gleichzeitig auch den Grundkurs «Der grosse Rausch. Drogen und Drogenpolitik in der Schweiz im 20. Jahrhundert» besucht.