Kinder fördern – eine interdisziplinäre Studie zum Umgang mit ADHS
Subprojekt C: Empirische Verlaufsuntersuchung
(Dominik Schöbi, Jaqueline Esslinger, Institut für Familienforschung und Familienberatung, Universität Freiburg)
In diesem Subprojekt wird mittels Ambulantem Assessment (Ecological Momentary Assessment, Daily Diary) erfragt, wie das Alltagsleben von betroffenen Kindern mit ADHS Diagnose in ihrer Familie über einen längeren Zeitraum hinweg erlebt wird und welches die Folgen einer medikamentösen Behandlung sind.
Es werden mittels situationsspezifischen Fragen Informationen zum Lebensumfeld und dem spezifischen Kontext (Zeit, Ort, schulische und Familiensituation) und zum individuellen Erleben und Verhalten (Gefühle und Aktivitäten, Erlebnisse in der Schule und in der Familie) zeitnah und unter reellen Alltagsbedingungen erhoben. Zu diesem Zweck wird Kindern und ihren Eltern eine spezifisch entwickelte Applikation für ihr Smartphone abgegeben, die ihnen im Rahmen der eingestellten Zeitintervalle altersadäquate Fragen zu ihrem emotionalen Befinden, Lernerfolg, Sozialverhalten und sozialen Interaktionen sowie und zu ihrem subjektiven körperlichen Befinden stellt. Diese Daten ermöglichen alltagsnahe Rückschlüsse zu den Fluktuationen im psychosozialen Funktionsniveau bei Kindern und Eltern, und zu Interaktionen innerhalb der Familie, sowie zwischen Kindern, Eltern, Lehrern und Peers.
Da die Untersuchung im Längsschnitt vorgenommen wird, wird eine Veränderungsmessung und damit verlässliche Veränderungsvorhersagen ermöglicht. Zudem werden individuelle und dyadische Prozesse abbildbar und analysierbar, und damit wird auch die Erfassung und Abbildung der Reaktivität und Responsivität der betroffenen Personen im Moment und im Verlauf möglich sein. Die geplante Forschung ergänzt damit bisherige Studien, indem sie nicht nur den status quo der Entscheidungsprozesse schweizweit untersucht, sondern auch Hinweise dazu liefern kann, ob und wie das psychosoziale Funktionsniveau medikalisierter Kinder über die Zeit hinweg variiert, und welche kurz- und langfristigen Veränderungen bei den Kindern im Alltag in unterschiedlichen Lebensbereichen und für alle beteiligten Betroffenen zu erwarten sind.