Autobiographische Quellen
Im Familienarchiv oder im Nachlass bei der ZB Zürich befinden sich zahlreiche autobiographische Quellen, von denen hier nur die wichtigsten vorgestellt werden.
Unter dem Titel "Aufzeichnungen" findet sich eine schwarze Kladde mit Protokollen der Gespräche mit Kutter, Barth, Thurneysen und Schmidhauser vom 7. Dezember 1920 bis zum 10. Oktober 1921, die ein neues Licht auf die Anfänge der dialektischen Theologie werfen.
Walter Nigg hat zwei Lebensläufe hinterlassen. Der erste trägt die Überschrift "Walter Nigg - Lebenslauf" (= Lebenslauf I, siehe Leben / Lebenslauf). Über den Grund und den Zeitpunkt der Abfassung ist nichts bekannt. Der Inhalt lässt vermuten, dass er um 1928 verfasst worden ist. Ein zweiter Lebenslauf wurde für die Universität Zürich im Zusammenhang mit der Habilitation über Franz Overbeck verfasst (=Lebenslauf II). Der bedeutendste biographische Fund im Nachlass ist der handschriftliche Rechenschaftsbericht "Ein Wörtlein über meine Bücher", der um 1985 geschrieben wurde. Nigg kommentiert hier seine Entwicklung als Autor und gibt Einblicke in Schlüsselerlebnisse seiner Biographie. Das um 1987 verfasste Manuskript "Stationen der Lebensreise. Versuch einer religiösen Deutung der Lebensstufen" spiegelt in der für Walter Nigg typischen Weise eigene Erfahrungen in fremden Lebensläufen.
Die wichtigste Quelle für diese Biographie und Werkmonographie ist jedoch das Werk. Gerade weil Walter Nigg sein eigenes Leben in fremden Biographien spiegelte, enthalten seine Bücher eine Fülle von persönlichen Erlebnissen und Erfahrungen, Erinnerungen an Orte und Begegnungen mit Menschen sowie zahllose Kommentare zum Zeitgeschehen. Man kann ohne Übertreibung sagen, dass Walter Niggs Werk auch die Geschichte seiner Seele ist. Im Epilog seiner Geschichte der evangelischen Mystik "Heimliche Weisheit" (1959) hat Nigg einen kurzen autobiographischen Rückblick[1] veröffentlicht. Er enthält ein mystisches Schlüsselerlebnis und Erinnerungen an die Mutter. Der Bericht trägt den Titel "Eine vertrauliche Mitteilung". Ein weiterer Schlüssel zu Niggs früher Biographie ist der Aufsatz "Wie wir Freunde wurden"[2] aus dem Jahre 1918. Er ist die erste greifbare Arbeit. Aus ihr erhält die Forschung einen Einblick in die Seele des 15jährigen Walter Nigg.
[1] Walter Nigg. Eine vertrauliche Mitteilung. In: Heimliche Weisheit. Mystisches Leben in der Evangelischen Christenheit. Artemis Verlag. Zürich 1959. S. 488-490.
[2] Walter Nigg. Wie wir Freunde wurden. Eine Knabenerzählung. In: Schweizer Kamerad vom 15. Januar 1918.