Wilhelm Kupferschmid (1835-1926)
Mit Pfarrer Wilhelm Kupferschmid - Großvater seiner ersten Ehefrau Lily - verband ihn mehr als nur der gemeinsame Beruf. Lily und Walter Nigg sprachen von ihm nur immer zärtlich als vom "Großväterchen".
Mit Pfarrer Wilhelm Kupferschmid - Großvater seiner ersten Ehefrau Lily - verband ihn mehr als nur der gemeinsame Beruf. Lily und Walter Nigg sprachen von ihm nur immer zärtlich als vom "Großväterchen".
Im Neumünsterpfarrer Hermann Kutter fand der schon mit elf Jahren vaterlos gewordene Walter Nigg einen Vaterersatz, der ihm zeitlebens unendlich viel bedeutete.
Im Hause des Göttinger Universitätsprofessors Erik Peterson konnte der junge Student vermutlich zum ersten Mal Einblick nehmen in eine reichhaltige private Gelehrtenbibliothek. Der dabei gewonnene Eindruck wird wohl den Anstoß zu seiner eigenen Leidenschaft des Büchersammelns gegeben haben.
In seinem Rechenschaftsbericht "Ein Wörtlein über meine Bücher" schreibt Walter Nigg, er fühle sich nur einem einzigen theologischen Hochschullehrer verpflichtet: Professor Jakob Hausheer.
Als Jüngling war Walter Nigg häufig zu Gast in den Pfarrhäusern von Safenwil und Leutwil. Er lauschte aufmerksam den Lesungen des Ersten Römerbriefes und besuchte eifrig die Predigten der beiden Pfarrherren Karl Barth und Eduard Thurneysen.
Thurneysen war ihm während seiner CVJM-Jahre eine wichtige Bezugsperson gewesen. Aber schon im Theologiestudenten erwachte ein unüberwindbarer Widerwille gegen die dialektische Theologie. Die Veröffentlichung seiner Habilitationsschrift über Franz Overbeck vertiefte den Graben vollends, und der Privatdozent wetterte in den Dreissiger- und Vierzigerjahren in seinen Vorlesungen "Die religiösen Strömungen der Gegenwart" und "Theologen der Gegenwart" in sehr unwirschen Worten gegen Karl Barth, den führenden Vertreter der sogenannten Neuorthodoxie.
Der Zoologe Jean Strohl, dessen Interessen weit über sein Fachgebiet hinaus gingen, war Walter und Lily Nigg ein väterlicher Freund. Strohl plante mit Nigg ein gemeinsames Buchprojekt: "Naturwissenschaftliche Forschung und religiöser Glaube auf der Suche nach der Wahrheit". Weil der Forscher 1942 starb, wurde die Idee nicht verwirklicht.
Viele gemeinsame Interessen verbanden die beiden Kirchenhistoriker Ernst Benz und Walter Nigg.
Die jüdische Schriftstellerin Margarete Susman war dem Ehepaar Isabel und Walter Nigg eine der liebsten Freundinnen. Beide versuchten immer wieder, das schwere Los der zeitweise fast mittellosen Frau zu lindern.
Kaum ein Roman Kurt Guggenheims fehlte in der Bibliothek Walter Niggs, natürlich immer mit einer persönlichen Widmung versehen.
Der Holzschnitzer Wilhelm Lehmann berührte Walter Nigg durch seine einfache und zugleich tiefgründige Lebensweisheit.
Dem ursprünglich jüdischen und später zum Katholizismus übergetretenen Dichter José Orabuena bedeutete die Freundschaft mit Walter Nigg viel, und sie erschien ihm anfangs wie ein Traum. Nigg sah in Orabuena den echten Dichter, der trotz völliger Nichtbeachtung weiter schrieb, weil er schreiben musste.
Ein glücklicher Zufall ließ 59 Briefe wieder auftauchen, die Walter Nigg an den in S. Abbondio im Tessin lebenden Publizisten und Theologen geschrieben hatte. Aus der sich über zwanzig Jahre erstreckenden Korrespondenz spricht eine tiefe gegenseitige Sympathie. Eine ähnliche Denkweise zeigt sich vor allem in ihrer überkonfessionellen Anschauungsweise und in ihrer gemeinsamen Distanz zur offiziellen Theologie. Den von Merz geäußerten Satz „Wir wollen abseits weiter denken und trotzdem lieben" wollte Walter Nigg „freudig mit beiden Händen unterschreiben". Ernst Merz war nicht nur ein Weggefährte, sondern ein Wegbereiter Walter Niggs: er schrieb in verschiedenen Zeitungen überaus anerkennende Rezensionen der Neuerscheinungen des Hagiographen.
In "Maler des Ewigen II" stellte Walter Nigg den aus Flandern stammenden Albert Servaes als mystischen Maler dar, der zum Miterneuerer der religiösen Kunst der Gegenwart wurde.
Servaes konnte Nigg überreden, sich von ihm porträtieren zu lassen. So entstand 1958 das in den Katalogen als "Portret van een man" bezeichnete Gemälde.
Das Porträt von Walter Nigg
Auch der Toggenburger Maler Willy Fries erhielt in "Maler des Ewigen II" ein Denkmal, und auch er wollte Nigg porträtieren. Das 1969 entstandene Bild "Walter Nigg und seine Freunde" ziert den Umschlag der Nigg-Biographie "Das Geheimnis ist mein". Willy Fries war einer der ganz wenigen Freunde, mit denen Walter Nigg sich duzte.
Der Architekt und Lebensphilosoph August Künzel zeichnete dem Ehepaar Gert und Walter Nigg die Pläne für ihr eigenwilliges Haus in Dänikon, das 1963 gebaut wurde und in dem Walter Nigg die letzten fünfundzwanzig Jahre seines Lebens verbrachte.
Axel Springer hätte die Bibel auf die berühmte einsame Insel mitgenommen - aber auch die Bücher von Walter Nigg. Die Freundschaft zwischen den beiden äußerlich so verschiedenen Männern war vielen Zeitgenossen ein Rätsel. Der Zeitungskönig und Verleger suchte und fand bei Nigg etwas, was ihm die mondäne Welt nicht bieten konnte.
Mit dem Hamburger Fotografen Karl Gröning zusammen schuf Walter Nigg den wunderbaren Bildband "Bleibt, ihr Engel, bleibt bei mir".
An Toni Schneider-Manzells Plastiken fesselte Walter Nigg die kraftvolle Aussage der biblischen Gestalten.
Zu Beginn des Jahres 1948 schickte Walter Nigg sein Buch "Große Heilige" Leopold Ziegler und durfte kurz darauf dem Dankesschreiben entnehmen, dass er mit diesem Werk den Grund zu einem neuen Stil der Hagiographie gelegt habe. Der daraus folgende Briefwechsel, der die gegenseitige Wertschätzung fast auf jeder Seite sichtbar macht, brach erst 1958 mit dem Tod des deutschen Kulturphilosophen ab.
Mit ihrer Rezension in den "Frankfurter Heften" verhalf Ida Friederike Görres den "Großen Heiligen" in Deutschland zum Durchbruch. Walter Nigg schätzte die "schöpferische Schriftstellerin" überaus hoch. Vierzehn Jahre nach ihrem Tod schloss er eine Würdigung mit dem Satz: "Die Gegenwart hat nur wenige Frauen von solchem Format aufzuweisen".
Die Bekanntschaft mit dem "Ritter des Glaubens" - so nannte Walter Nigg Reinhold Schneider im 1958 veröffentlichten Nachruf - gehörte nach eigenem Bekenntnis zu den bedeutendsten Begegnungen in seinem Leben. Beiden gemeinsam war die Liebe zur spanischen Mystik, und als Hagiographen gingen sie gemeinsame Wege in ihrer wirklichkeitsbezogenen Darstellung der Heiligen.
Trotz Verschiedenheit der Muttersprachen herrschte zwischen Julien Green und Walter Nigg tiefes Verstehen. Zahlreiche gegenseitige Besuche und ein über Jahre dauernder Briefwechsel zeugen davon. Bei den persönlichen Begegnungen halfen die Übersetzungskünste von Gertrud Nigg, die sich sowohl in französisch wie in englisch fliessend unterhalten konnte.
Hatte der Autor Walter Nigg in Friedrich Witz einen verständnisvollen Verleger (Artemis Verlag) gefunden, oder hatte der wirtschaftlich denkende Verlagsleiter einen zugkräftigen Autor aufgespürt? Die Antwort muss vermutlich lauten: Sowohl als auch. Aus der anfänglich rein interessenbedingten Zusammenarbeit erwuchs im Laufe der Jahre eine wahre Freundschaft. Höchst bemerkenswert ist, mit welch psychologischem Feingefühl Friedrich Witz seinen nicht immer pflegeleichten Autor zu behandeln wusste.
Walter Nigg lernte Bernhard Milt 1928 während seiner Vikariatszeit in Zürich-Enge kennen, wo der junge Mediziner kurz vorher seine Praxis eröffnet hatte. Nach dem Umzug Niggs nach Dällikon wurde er zum Hausarzt. Er war es, der ihm nach dem Suizid seiner ersten Frau Lily mit grösstem Feingefühl beistand, und er begleitete die Familie während der schweren Zeit der Krebserkrankung der zweiten Frau Isabel. Die Beziehung zwischen den beiden Männern wuchs weit über das gewöhnliche Arzt-Patient-Verhältnis hinaus, weil Milt ungemein regen Anteil an Niggs hagiographischer Tätigkeit nahm. Kaum eine Woche verging ohne ein langes, langes Telefongespräch zwischen beiden.
Die Freundschaft mit Theodor Keidel begann 1924 in Leipzig, wo beide studierten, und dauerte bis zum gemeinsamen Todesjahr 1988. Es waren die weit über die Juristerei hinausreichenden Interessen des Richters, die diese lebenslange Freundschaft nährten.
Der spätere bayerische Oberstlandesgerichtsrat wurde zum Paten von Niggs Tochter Sonja erwählt.
Zur schweizerischen reformierten Pfarrerschaft unterhielt Walter Nigg nur spärliche Beziehungen. Zu den wenigen Ausnahmen gehörten neben Artur Mettler, Carl Damour, Hans Brändli, Heinz Waser, Max Schoch, Hans Jakob Schäppi und Eduard Steiner vor allem Josef Böni und Paul Walser. Böni (Pfarrer in Trogen AR) war sein Mitherausgeber der Reihe "Religiöse Gegenwartsfragen" und er traute Niggs Ehe mit Isabel Tiefenthaler.
Paul Walser (Pfarrer in Hettlingen ZH) rezensierte viele seiner Bücher und gab der Ehe mit Gertrud Hättenschwiler den kirchlichen Segen.
Auf der Suche nach geeigneten Legenden für die Sammlung "Unvergängliche Legende" wurde Walter Nigg bei Gertrud von le Fort mit "Das Gericht des Meeres" fündig. Niggs Verehrung für die Dichterin tritt einem im sich über mehrere Jahre hinziehenden Briefwechsel entgegen. Sie bezeichnet ihn in ihrem ersten Brief nicht als Fremden, sondern als langjährigen Begleiter und Berater.
Am 13. Januar 1980 schrieb Gertrud Nigg in ihre Agenda: "Hugos Engel ist eingezogen!" Es handelte sich um den Posaunenengel, der später das Doppelgrab von Walter und Gertrud Nigg schmücken sollte. Nigg war ein grosser Bewunderer der Kunst des Skulpteurs und Malers Hugo Imfeld. Die beiden Männer fühlten sich vielleicht auch verbunden in der Erduldung von unendlich viel persönlichem Leid.