DiplomfeiernPublikationsdatum 11.07.2024

Enthüllung des Homonculius der Rechtswissenschaftlichen Fakultät


Anlässlich ihrer Diplomfeiern am 6. Juli 2024 hat die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg ihren "HOMONCULIUS" enthüllt.

Dabei handelt es sich um eine kleine, rund 30 cm hohe menschliche Figur nach dem Vorbild des berühmten Homunkulus von Penfield, welche das intellektuelle Porträt eines Juristen oder einer Juristin darstellt, der oder die in Freiburg Rechtswissenschaft studiert hat (lateinisch "ius").

In den 1930er-Jahren hatte der kanadische Neurochirurg die Oberfläche des Gehirns kartografiert - zumindest glaubte man das jahrzehntelang - und dabei den Ort lokalisiert, den jede sensorische und motorische Funktion einnimmt. Um seine Entdeckung anschaulich zu dokumentieren, hatte er eine kleine Figur (Homunkulus) gestalten lassen, deren einzelne Körperteile entsprechend der ihnen zugeordneten Gehirnfläche dimensioniert waren (z. B. grosse kortikale Fläche in Verbindung mit der Zunge = grosse Zunge).

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät der Universität Freiburg hat dasselbe getan und die Künstler Gregory Beaussart, Valériane Ligney und Shoko Rosti, welche die Figuren der Animationsfilme von Claude Barras ("Ma vie de Courgette" [2016], "Sauvages" [2024]) geschaffen haben, gebeten, eine Figur zu modellieren, deren verschiedene Körperteile im Verhältnis zu ihrer Bedeutung für die Ausbildung und für die Ausübung des Rechts bemessen sind. Der Homonculius der Unifr stellt also in gewisser Weise die berufliche Deformation der Rechtsgelehrten dar, indem er sich der künstlerischen Technik der Anamorphose, also der verzerrten Darstellung, bedient. So hat zum Beispiel der Homonculius riesige Ohren und einen winzigen Mund. Seine Disziplin besteht vor allem darin, gut zu hören und zuzuhören (statt zu sprechen): Eine "ad-vocata" ist etymologisch eine Person, die man zu Hilfe ruft.

Die Rechtswissenschaftliche Fakultät beabsichtigt, die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit auf die Rolle des Rechts und der Juristinnen und Juristen in der Gesellschaft zu lenken, indem sie auch das klassische Verfahren der Allegorie anwendet. Als Personifikation der Freiburger Rechtsstudierenden vollführt der Homonculius eine Geste, die den unverzichtbaren Beitrag des Rechts für die Gesellschaft darstellt: die prudentia im historischen Sinne der Tätigkeit oder Tugend, die darin besteht, abzuwägen, was zu tun ist, je nachdem, ob es gut oder schlecht erscheint (erst denken, dann handeln). Seine rechte Hand zeigt auf eine neue Situation, die sich ihm präsentiert, während seine linke Hand auf die Lehren aus der Vergangenheit verweist, sei es in Form von zuvor festgelegten Werten, Prinzipien oder Regeln oder, falls es keine gibt, in Form von Bräuchen oder Präzedenzfällen.

Die Fakultät wird aus Karton gefertigte Exemplare des Homonculius den Studierenden mitgeben,  die im Rahmen der über 100 internationalen Austauschabkommen, welche die Rechtswissenschaftliche Fakultät weltweit abgeschlossen hat, ins Ausland gehen. Diese Studierenden können ihr Maskottchen dann über die sozialen Netzwerke auf die Reise schicken, ganz wie Amélie Poulains Gartenzwerg.