Forschungsprojekte
Naturschutzbiologie und Biogeographie von Reliktbäumen mit disjunktiver Verbreitung (Projekte Zelkova, Ulmaceae und Pterocarya, Juglandaceae)
Hauptziel dieser internationalen Projekten ist die Untersuchung und Erhaltung der Gattungen Zelkova (Ulmaceae) und Pterocarya (Juglandaceae) sowie weiterer Reliktbaumarten, die in vergangenen geologischen Epochen in ganz Europa weit verbreitet waren. Heute wachsen einige dieser Arten nur noch an ein paar isolierten Standorten wie auf Kreta (Z. abelicea) oder in Sizilien (Z. sicula).
Diese Reliktbäume sind Zeugen vergangener Zeiten. Als solche sind sie ein besonders interessanter Forschungsgegenstand für Biogeographinnen, Paläontologen und Spezialistinnen auf dem Gebiet des Arten- und Naturschutzes.
Naturschutzbiologie und Phylogeographie von alpinen und arktischen Mohnarten (Papaver sp., Papaveraceae)
Der Westliche Alpenmohn (Papaver occidentale) ist mit seinen weissen, weithin sichtbaren Blüten, die in kühlen und steilen Geröllhalden leuchten, , ein Wahrzeichen der westlichen und somit der Freiburger Voralpen. Dieses Glazialrelikt gehört zur grossen Gruppe des Alpenmohns (P. alpinum aggr.), die rund fünfzig Arten umfasst. Die meisten davon gedeihen endemisch in den arktischen Regionen der nördlichen Hemisphäre oder in den Hochgebirgen Eurasiens oder Nordamerikas.
Im Zuge der Klimaerwärmung sind diese Arten vom Aussterben bedroht. Der Kanton Freiburg trägt eine grosse Verantwortung, was den Schutz des Westlichen Alpenmohns anbelangt. Die Forschenden versuchen, Herkunft und verwandtschaftliche Beziehungen zwischen dem Westlichen Alpenmohn und Arten der Sektion Meconella zu ermitteln, bevor diese Art wegen den Auswirkungen des Klimawandels verschwinden könnte (Modellrechnungen zufolge).
Populationsgenetik und Verbreitung der Arve (Pinus cembra, Pinaceae) in den westlichen Voralpen
Die Arve ist eine borealer Reliktbaum der europäischen Flora. Im Kanton Freiburg bildet dieser Baum nur ganz selten Reinbestände, deswegen gehören die Arvenwälder zu den seltensten Waldgesellschaften der westlichen Voralpen. Diese isolierten Populationen besitzen aus wissenschaftlicher Sicht ein enormes Potenzial für die Erforschung der Biogeographie und der Naturschutzbiologie dieser Art. Der natürliche Charakter dieser Populationen muss jedoch nach der Pflanzung von hunderttausenden Setzlingen zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch bestätigt werden.
Naturschutzbiologie der Kleinen Teichrose (Nuphar pumila, Nymphaeceae), einer Reliktart
Die Verbreitung der Kleinen Teichrose (Nuphar pumila) ist in ganz Europa und insbesondere in der Schweiz stark rückläufig. Dies ist vor allem auf die Hybridisierung mit einer nahen Verwandten, der Gelben Teichrose (Nuphar lutea), zurückzuführen. In Zusammenarbeit mit weiteren Institutionen untersucht der Botanische Garten Freiburg die Mechanismen dieser Hybridisierung, um Erhaltungsmassnahmen zum Schutz dieser seltenen Wasserpflanzenart vorzuschlagen.
Naturschutzbiologie gefährdeter Eichenarten (Quercus sp., Fagaceae) in den Bergnebelwäldern Chinas und Südostasiens
Seit fast 10 Jahren erforscht der Botanische Garten der Universität Freiburg gefährdete Pflanzen im ostasiatischen Raum, insbesondere in China. 2020 ist diese Zusammenarbeit mit China in eine neue, intensivere Phase eingetreten: Gregor Kozlowski (Direktor des Botanischen Gartens) wurde am 1. Juli 2020 zum ausserordentlichen Professor am Forschungszentrum des Botanischen Gartens von Shanghai ernannt. Diese ehrenvolle Nomination soll die Zusammenarbeit zwischen dem Botanischen Garten von Shanghai und der Universität stärken. Geplant sind gemeinsame Master- und Doktorarbeiten, ein Studierendenaustausch, internationale Forschungsprojekte, Forschungsreisen und die gemeinsame Publikation von Forschungsartikeln. Eines der ersten gemeinsamen Projekte ist die Erforschung gefährdeter Eichenarten in Südchina (u.a. Quercus litseoides, Q. chungii, Q. arbutifolia).
Zusammenarbeit: Dr. Yi-Gang Song (Botanischer Garten von Shanghai, China).
Leben auf Reliktbäumen: Gehölze als Ökosysteme für andere Organismengruppen
Bäume gehören zu den grössten und langlebigsten Lebewesen auf unserem Planeten. Sie bieten Nahrung und Lebensraum für eine Vielzahl von Mikroorganismen, Pilzen, Epiphyten, Wirbellosen und Wirbeltieren. Dieses Projekt untersucht die Vielfalt bestimmter Gruppen von Organismen, welche verschiedene Reliktbäume besiedeln sowie die ökologische Rolle, welche diese Organismen in den Reliktwäldern spielen. Im Besonderen beschäftigt sich das Projekt mit Flechten, Moosen, Insekten und Milben, die auf Zelkova abelicea (Kreta, Griechenland) sowie auf Arve (Pinus cembra )und Bergahorn (Acer pseudoplatanus )in den Freiburger Voralpen leben.
Zusammenarbeit: Prof. Dariusz Gwiazdowicz (University of Life Sciences, Posen, Polen)