Die Klassische Philologie befasst sich mit den Texten der griechischen und römischen Antike. Sie ist seit ihrer Gründung im Jahr 1889 an der Universität Freiburg vertreten. Tauchen Sie ein in das Herz eines der allerersten Departements unserer Fakultät.
Wo wir zu finden sind
Die Klassische Philologie ist seit ihrer Gründung im Jahr 1889 an der Universität Freiburg vertreten. Sie ist dem Institut für Antike und Byzanz (IAB) angegliedert und befindet sich seit 1985 an der Rue Pierre-Aeby 16, gegenüber dem Museum für Kunst und Geschichte, in einem schönen Patrizierhaus aus dem 17. Jahrhundert, ehemals Besitz der Familie von Louis d'Affry, dem ersten Landammann der Schweiz. Das Haus beherbergt die Büros der ProfessorInnen und Mitarbeitenden, einen Seminarraum, mehrere Lesesäle, eine kleine Küche (unabdingbar für geselliges Beisammensein!) und vor allem eine Bibliothek mit über 35'000 frei zugänglichen Büchern, die das Haus zu einem idealen Arbeitsort für Studierende, Lehrende und Forschende macht.
Dem Departement für Klassische Philologie gehören zwei ProfessorInnen an, Karin Schlapbach für Lateinische Sprache und Literatur und Thomas Schmidt für Griechische Sprache und Literatur, ein LFR zu 50% in Lateinischer Literatur der Renaissance, David Amherdt, und zwei Lektoren zu 75% in Latein und Griechisch, Orlando Poltera und Martin Steinrück, sowie zwei Diplomassistenten, Thibault Émonet und Solmeng-Jonas Hirschi. Hinzu kommen eine Sekretärin zu 25%, Nicole Papaux, eine von der SVAW (Schweizerische Vereinigung für Altertumswissenschaft) finanzierte wissenschaftliche Mitarbeiterin, Arlette Neumann-Hartmann, sowie mehrere Mitarbeitende im Rahmen von SNF-Projekten.
Die Klassische Philologie befasst sich mit den Texten der griechischen Antike von Homer bis zur byzantinischen Zeit und der römischen Antike von den Anfängen der Republik bis zu den Humanisten. Der Schwerpunkt liegt auf dem Erlernen und Vertiefen der griechischen und lateinischen Sprache sowie auf dem Studium und der Interpretation von Texten im weitesten Sinne (literarische Texte aller Gattungen, Papyri, Inschriften, Manuskripte). Besondere Aufmerksamkeit wird der Rezeption der klassischen Antike, ihres Wissens, ihrer literarischen Formen und ihrer Mythen in Spätantike, Mittelalter und der Renaissance sowie in den modernen Literaturen gewidmet.
Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, bietet das Departement für Klassische Philologie folgende Leistungen an:
Bachelor- (einschliesslich BASI), Master- und Doktoratsprogramme in griechischer und lateinischer Sprache und Literatur (jeweils als Haupt- oder Nebenfach);
Einführungskurse in Latein und Griechisch auf Französisch und Deutsch, die sich an Studierende aller Bereiche der Philosophischen Fakultät sowie der Theologischen Fakultät richten;
Allgemeine Vorlesungen wie Geschichte der griechischen Literatur, Geschichte der lateinischen Literatur, Griechisch-römische Mythologie und Antike Formen in den modernen Literaturen, welche auch die Bedürfnisse anderer Bereiche der Philosophischen Fakultät berücksichtigen;
Lehrveranstaltungen in lateinischer Literatur der Renaissance, welche insbesondere den Studierenden der modernen Literaturen und der Geschichte offenstehen.
Am Departement für Klassische Philologie werden z.Z. folgende Forschungsprojekte durchgeführt:
Bewegung und Ruhe: die Kinetik literarischer Praxis in Rom (Karin Schlapbach)
Dieses Projekt untersucht die Rolle des Körpers und insbesondere der Körperbewegung in der literarischen Kultur der Römer. Laufende Forschungen zum Tanz in Rom haben gezeigt, dass kinetische und choreographische Praktiken die römische Kultur viel stärker prägen, als gemeinhin angenommen wird. Eine genaue Lektüre literarischer Texte auf dieses Thema hin lässt die körperliche und motorische Dimension des Dichtens, wie es z.B. in den Oden des Horaz dargestellt wird, in den Vordergrund treten. Aktuelle tanz- und literaturwissenschaftliche Konzepte wie die kinästhetische Empathie erklären ausserdem, wie Texte erfahrbar werden. Ein internationaler Workshop des Projekts findet am 12. Mai 2023 statt.
Am Donnerstag 19. Januar 2023, von 14:00 bis 17:30 Uhr, organisiert das Departement für Klassische Philologie in Zusammenarbeit mit dem Festival Les Anciennes Terres, das der modernen Erzählkunst gewidmet ist, einen Studientag mit dem Titel "Antiquité et oralité: les arts du récit réécrivent le mythe" (Antike und Mündlichkeit: Neuinterpretation von antiken Mythen in der modernen Erzählkunst). Diese Veranstaltung richtet sich an die gesamte Universitätsgemeinschaft sowie an die Öffentlichkeit und an Schülerinnen und Schüler der Mittelstufe und zielt darauf ab, die Erzählpraktiken der Antike mit denjenigen der zeitgenössischen Erzählkunst in Beziehung zu setzen, mit Fokus auf die Mündlichkeit und die Rezeption antiker Mythen.
14:00, Aula Magna
Zunächst wird die Erzählerin Stéphanie Bénéteau (Montreal) ihr Stück Perseus (Dauer: ca. 1 Stunde) vortragen. Anschliessend findet ein Podiumgespräch über Fragen der Mündlichkeit, der Erzählkunst und der zeitgenössischen Neuinterpretation antiker Mythen statt, unter Mitwirkung der ErzählerInnen Catherine Gaillard (Freiburg), Stéphanie Bénéteau (Montreal) und Michel Hindenoch (Paris), sowie mit zwei kurzen Beiträgen von David Bouvier, emeritierter Professor der Universität Lausanne, und Martin Steinrück, Lektor und Privatdozent an der Universität Freiburg.
Abendveranstaltung Mythique! im Theater LeNouveau Monde
Interessierte TeilnehmerInnen können sich anschliessend ins Theater Le Nouveau Monde begeben, um an der Abendveranstaltung Mythique! mit Michel Hindenoch (Paris) und Marien Tillet (Brüssel) teilzunehmen, die ihre Stücke Astérios ou la légende du Minotaure (19 Uhr) und Ulysse nuit gravement à la santé (21 Uhr) vortragen werden. Details sind auf der Website des Festivals Les Anciennes Terres zu finden.
Die Papyri des BIBEL+ORIENT Museums (Thomas Schmidt et Solmeng-Jonas Hirschi)
Die aus zwei Privatschenkungen hervorgegangene griechische Papyrussammlung des BIBEL+ORIENT Museums der Universität Freiburg umfasst mehr als 1.500 antike Texte und Dokumente vom 2. vor- bis zum 6. nachchristlichen Jahrhundert. Nach umfangreichen Restaurierungsarbeiten durch ein spezialisiertes Atelier in Nyon konzentriert sich das Projekt zunächst auf die Katalogisierung der Sammlung - ein unerlässlicher Schritt vor dem eigentlichen Studium dieser inhaltlich vielfältigen Texte, welche die zahlreichen Facetten des Alltagslebens im hellenistischen und römischen Ägypten veranschaulichen.
Edition der Pindar-Scholien (Arlette Neumann-Hartmann / Orlando Poltera)
Ziel dieses Editionsprojekts ist es, eine neue Referenzausgabe mit deutscher Übersetzung und Anmerkungen aller antiken Scholien zu den Epinikien (Triumph-Oden) des berühmten griechischen Lyrikers Pindar (6.-5. Jh. v. Chr.) zu erstellen. Die auf vier Bände angelegte Ausgabe, die der traditionellen Einteilung in Isthmien, Nemeen, Pythien und Olympien folgt, soll zu einem besseren Verständnis der Werke Pindars und der Arbeitsweise antiker Exegeten beitragen und wird all jenen, die sich für die archaische Dichtung und die griechische Literatur im Allgemeinen, aber auch für die Sozialgeschichte, die Mythologie und das kulturelle Erbe der griechischen Welt interessieren, ein wertvolles Hilfsmittel bieten.
Humanistica Helvetica (David Amherdt, Kevin Bovier, Clemens Schlip)
Das SNF-Projekt Humanistica Helvetica hat zum Ziel, die lateinische Literatur der Schweizer Humanisten des 16. Jahrhunderts mithilfe eines zweisprachigen deutsch-französischen Internetportals besser bekannt zu machen. Neben der Vorstellung von sechs wichtigen, für die humanistische Literatur der Schweiz repräsentativen Autoren bietet das Portal eine umfangreiche Datenbank mit edierten, übersetzten und kommentierten Texten, begleitet von verschiedenen Suchinstrumenten und einer Bibliografie. Ziel ist es, ForscherInnen und der breiten Öffentlichkeit diesen oft unbekannten Teil der Literatur- und Kulturgeschichte der Schweiz mit seinen überraschend modernen Akzenten zugänglich zu machen.
Das SNF-Projekt Lectures de Jean Bollack, unter der Leitung von Martin Steinrück, ist aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Departement für Klassische Philologie und der Schweizerischen Nationalbibliothek hervorgegangen und zielt darauf ab, den Nachlass des grossen Philologen, Philosophen und Literaturkritikers Jean Bollack (1923-2012) zu untersuchen und zu erschliessen. Mittels verschiedener Studien werden Bollacks Lektüren und Interpretationen (zu Homer, Empedokles, Heraklit, Parmenides, Aischylos, Sophokles und Euripides, aber auch zu Paul Celan, Rainer Maria Rilke und Saint-John Perse) in den Kontext ihrer Entstehung gestellt und auf ihre zeitgenössische Bedeutung hin untersucht.