Publikationsdatum 09.02.2023
Guter Schlaf, schlechter Schlaf
Wenn sich das Schlafverhalten von Kindern durch äussere Faktoren verändert, kann dies Folgen haben. Zu diesem Schluss kam eine Studie der Universität Freiburg, die sowohl den Schlaf von Kindern während der Pandemie wie auch deren Verhalten sechs Monate später untersuchte.
Der Lockdown im Frühjahr 2020 hat nachweislich das Schlafverhalten von Babys und Kleinkindern beeinflusst. Zu diesem Schluss kam eine im Frühjahr 2021 erschienene Online-Studie des Baby-Schlaflabors des Departements für Psychologie der Universität Freiburg. Und diese aufgrund von veränderten Gewohnheiten verkürzte Schlafzeit kann Folgen haben in Bezug auf die Entwicklung der Kinder, wie eine kürzlich erschienene Folgestudie nun zeigt. Diese hält fest, dass Kleinkinder, die eine Zunahme des nächtlichen Erwachens aufgrund des Lockdowns erlebten, sechs Monate später eine signifikant niedrigere hemmende Selbstkontrolle aufweisen.
Insgesamt wurden 45 Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren untersucht respektive deren Eltern befragt. Der Fragebogen befasste sich einerseits mit dem Schlafverhalten und andererseits mit sogenannt exekutiven Funktionen, das heisst mit höheren kognitiven Prozessen, die das Denken und Handeln regulieren. Konkret wurden Fragen gestellt in Bezug auf Hemmung und Impulsivität, Flexibilität, emotionale Kontrolle, Arbeitsgedächtnis sowie Planung und Organisation. Es wurde festgehalten, wie die Kinder vor und während des Lockdowns schliefen und wie die Verhaltensregulierung sechs Monate später war.
Nächtliches Erwachen mit Folgen
Die Ergebnisse unterstreichen, dass speziell akute Veränderungen des nächtlichen Schlafs von Kindern während sensibler Entwicklungsperioden mit Folgen für das Verhalten verbunden sein können. Dies, weil die neuroanatomischen Schaltkreise der emotionalen Verarbeitung in den Vorschuljahren reifen und die exekutiven Funktionen von der Entwicklung des präfrontalen Kortex abhängen. Die grössten Veränderungen konnten in Zusammenhang mit gehäuftem nächtlichem Erwachen festgestellt werden respektive mit einer damit zusammenhängenden signifikant niedrigeren hemmenden Selbstkontrolle, die sich durch Unruhe oder Zappeligkeit äusserte. Ebenfalls vermindert im Zusammenhang mit vorausgehend schlechterem Schlaf war die Kontrolle der Emotionen. So hatten die Kinder beispielsweise häufiger explosive Wutausbrüche.
Der Schlaf als Schutzschirm
Zusammenfassend bestätigt diese Studie die Hypothese, dass das Schlafverhalten grundlegend ist um kognitive Entwicklungsprozesse bei Vorschulkindern unter schwierigen kontextuellen Bedingungen – wie etwa einem Lockdown – zu schützen. Stress wurde als einer der Hauptfaktoren für schlechten Kinderschlaf identifiziert und dies kann, wie die vorliegende Studie zeigt, Auswirkungen auf die Entwicklung haben. Andererseits kann Schlaf auch ein Schutzfaktor sein. So kann ausreichender Schlaf beispielsweise die negativen Folgen von familiärem Stress auf die kognitiven Fähigkeiten verringern. Zu den Faktoren, die mit einer besseren Schlafqualität von Kindern in Zusammenhang stehen, gehören körperliche Bewegung; die elterliche Bildung; die Haushaltsstruktur, etwa das Vorhandensein von Geschwistern oder Haustieren und das Engagement der Betreuungsperson bei der Kinderbetreuung sowie das Ausüben von Achtsamkeitstechniken.