Martina King
martina.king@unifr.ch
+41 26 300 8672
https://orcid.org/0000-0002-2608-0497
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Professeur·e ordinaire,
Section de médecine
PER 17 bu. 115
Ch. du Musée 18
1700 Fribourg
Biographie
Recherche et publications
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Publications
44 publications
Das Mikrobielle in der Literatur und Kultur der Moderne. Zur Wissensgeschichte eines ephemeren Gegenstandes 1880–1930
King, Martina (De Gruyter, 2021) | LivrePilger und Prophet : Heilige Autorschaft bei Rainer Maria Rilke
King, Martina (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2009), ISBN: 978-3-525-20603-4 | Livre -
Projets de recherche
Medikale Räume in der Erzählliteratur des langen 20. Jahrhunderts
Statut: En coursDébut 01.06.2023 Fin 31.05.2027 Financement FNS Voir la fiche du projet Projektthema ist, wie die Literatur des langen 20. Jahrhunderts medikale (Innen-)Räume erzählt. Zwei Raumtypen, die unterschiedliche Erlebnisbereiche des Menschlichen zum Ausdruck bringen, geben die Gliederung in zwei Teilprojekte vor: Teilprojekt 1 (Antragstellerin) widmet sich der Literatur des frühen 20. Jh. Es nimmt jene Expertenräume in den Blick, die im Kontext der sog. Wissenschaftsrevolution literaturfähig werden: u.a. Pathologieinstitute, Röntgenkammern, Laboratorien, Operationssäle. Teilprojekt 2 (Doktorandenstelle) ist das Komplementär zu Teilprojekt 1: Es geht um medikale Schauplätze in der auto(patho)biographischen Literatur zwischen Nachkriegszeit und Gegenwart, die aus Patientenperspektive als Räume des Leidens, Überlebens und Sterbens entworfen sind: Krankensäle, Warteräume, Klinikflure etc. All diese literarischen Schauplätze, darin liegt die Einheit des Projekts, entspringen den geschlossenen Institutionen der modernen Medizin – dem Krankenhaus, dem Großlazarett, den diagnostischen und therapeutischen Instituten. Insofern stellen sie in raumtheoretischer Hinsicht heterotope Zonen dar; das heißt, sie sind abgeschlossene Bereiche außerordentlicher, existentieller Erfahrung. Das Projekt steht im Zusammenhang mit einem wachsenden literaturwissenschaftlichen Interesse am Raum als kulturellen Bedeutungsträger: Er wird in der Literatur, so der gegenwärtige Konsens, auf ganz besondere, symbolische Weise modelliert. Doch trotz des Interesses der Literaturwissenschaften am spatial turn hat dies bisher nicht zu einer systematischen Beschäftigung mit medikalen Räumen geführt – obwohl sie die Literatur des langen 20. Jh. in markanter Weise durchsetzen, vom Lazerettzug bei Leonhard Frank bis zum Bestrahlungsraum in Arbeit und Struktur. Diese Forschungslücke will das Projekt schließen, das sich erstens der erzählerischen Darstellung dieser literarischen Schauplätze widmet, zweitens nach ihrer allgemeinen kulturellen Funktion fragt. Den methodischen Rahmen geben Ansätze der aktuellen Erzählforschung vor: Wie medikale Räume für den Leser entstehen – etwa als statische Panoramen oder als subjektive Erlebnisbereiche – wird im Dialog mit einer spezialisierten Projektmitarbeiterin (Senior Researcher) untersucht und auf extraliterarische Raumdarstellungen bezogen. Was die kulturelle Funktion der erzählten Räume betrifft, so ist unsere Leithypothese, dass sie – vor dem Hintergrund der rasanten biomedizinischen Ausdifferenzierung – unterschiedliche historische Krisensymptome zeichenhaft zum Ausdruck bringen; seien das medikale Expertenräume bei Thomas Mann, Arthur Schnitzler, Ernst Weiß oder Leonhard Frank, in denen sich die klassische Subjektkrise der Moderne zur abgründigen epistemologischen Orientierungslosigkeit zuspitzt; oder seien das die labyrinthischen Klinikräume in der Autopathobiographik seit 1945, von Thomas Bernhard bis zu Ruth Schweikert. Sie führen das Weltverhältnis des Individuums als ein nicht minder krisenhaftes vor, zerrissen zwischen allgemeinem Machbarkeitsglauben und persönlicher Endlichkeit. Das Projekt hat zwei Ziele: Zum einen soll die aktuelle literaturwissenschaftliche Raumforschung, in der der Symbolbereich der modernen Medizin notorisch unterrepräsentiert ist, um genau diesen Bereich erweitert werden; dadurch ist eine Forschungslücke im Fachgebiet geschlossen. Zum anderen soll gezeigt werden, dass Literatur einen ganz eigenständigen Beitrag zum vieldiskutierten Prozess der Medikalisierung leistet, der die Gesellschaft im 20. und 21. Jh. grundlegend prägt. Dieses Projektziel reicht über das Fachgebiet Germanistik hinaus in die breiteren Interessensbereiche der Medical Humanities. Literatur wird als wichtiger Impulsgeber im Kontext von Gesundheitsgeographie, Weltbildern und Wertsetzungen der Wissenschaftsgesellschaft verstanden. Mit Blick auf dieses allgemeine Interesse wird die wissenschaftliche Projektarbeit von einer öffentlichen Vortragsreihe begleitet, die sich dem Thema 'Krankenhaus' widmet. Namhafte Redner*innen aus Medizingeschichte (Alfons Labisch), Krankenhausbau (Hans Nickl), Medical Humanities (Brian Hurwitz), Literatur (Ruth Schweikert, David Wagner) und Medizinethik (Samia Hurst) werden aus unterschiedlichen Perspektiven über diesen wichtigsten und komplexesten Schauplatz der modernen Medizin sprechen.