29.01.2007
Freiburger Fayence: Produkte von höchster Qualität
Freiburg, den 25. Januar 2007. Die Freiburger Fayenceprodukte aus dem 18. Jahrhundert standen den Erzeugnissen aus den renommierten französischen Ateliers aus dieser Epoche in nichts nach, was Verarbeitung, Aussehen und Qualität anbelangt. Eine interdisziplinäre Forschergruppe aus Freiburg konnte nachweisen, dass Dutzende qualitativ hochwertige Objekte, die bei Auktionen bislang als französisch deklariert wurden, in Tat und Wahrheit Freiburger Wurzeln haben.
Fayence - eine Form von Keramik aus Ton, die von einer mit Zinnoxid getrübten Bleiglasur bedeckt ist – wurde im Kanton Freiburg ab Mitte des 18. Jahrhunderts produziert. Aus historischen Dokumenten geht hervor, dass die Kantonsregierung einem gewissen François Camélique im Jahr 1758 grünes Licht zur Erstellung der Fayencemanufaktur in der „Auberge du Sauvage" gab und ihm im Kanton Freiburg schliesslich das exklusive Recht zur Fayenceherstellung und zum Verkauf einräumte. Überreste dieser Manufaktur kamen Anfang der 1990-er Jahre während Bauarbeiten in der Nähe des Pertuis-Platzes zum Vorschein.
Auf Spurensuche in ganz Europa
Ein vom Schweizerischen Nationalfonds unterstütztes interdisziplinäres Forscherteam unter der Leitung von Prof. Marino Maggetti (Departement für Erdwissenschaften, Universität Freiburg) nahm im Oktober 2003 die Arbeit auf, um das Grabungsmaterial und die Sammlungsobjekte zu untersuchen. Ziel war es, Erkenntnisse über den damaligen technologischen Stand der Fayenceproduktion im Kanton zu erlangen und die Hypothese zu bestätigen, dass gewisse Objekte aus Sammlungen, die insbesondere beim Auktionshaus „Christie's“ als französisches Fayence auserlesenster Qualität veräussert wurden, in der Freiburger Manufaktur erzeugt worden waren.
Dienten bislang Wappen, Signaturen und Formen zur Bestimmung der Herkunft von Fayence, gelangte diesmal mit systematischen Ausgrabungen eine Methode zur Anwendung, die in der Schweiz in diesem Ausmass erstmalig ist und in Europa erst in wenigen Fällen angewandt wurde. Zum Vorschein kamen zwei Fayenceöfen mit Zubehör, ein Kalzinier-Ofen, viel Töpferabfall und Teile der Stadtmauer. Anhand der Fayencescherben wurde in der Folge ein Katalog mit mehr als 80 Formen zusammengestellt, der zur Identifikation von diversen Objekten diente. Im gleichen Zug untersuchten die Forscher Fayence in Museen und Sammlungen in ganz Europa, um zu prüfen, ob es sich dabei um Erzeugnisse aus Freiburg handeln könnte.
Die Archäometrie im Dienste der Geschichte
In einem nächsten Schritt wurden Proben aus der Sauvage-Manufaktur wie auch Objekte aus diversen Sammlungen mineralogisch und chemisch analysiert. Dabei zeigte sich, dass sich die Freiburger Fayence aufgrund ihrer Zusammensetzung klar von anderen schweizerischen oder ausländischen Produkten unterscheidet. In der Folge liessen sich rund zehn Objekte aus Sammlungen, die bislang als französisch deklariert wurden, und rund 20 Stücke aus archäologischen Ausgrabungen in der Stadt und im Kanton Freiburg der Freiburger Manufaktur zuordnen. Charakteristisch bei diesen Produkten ist die feine und homogene Scherbenstruktur, was auf eine sorgfältige Verarbeitung schliessen lässt. Häufig sind Wappenmotive oder florale Dekors auf den Erzeugnissen zu finden.
Im Zusammenhang mit diesen Forschungsresultaten findet im Museum für Kunst und Geschichte in Freiburg im Mai 2007 eine Fayenceausstellung statt, die später im Schweizerischen Landesmuseum in Zürich zu sehen sein wird. Auch ein Buch wird zu diesem Zeitpunkt erhältlich sein.
Der interdisziplinären Gruppe unter der Leitung von Prof. Maggetti gehören die Doktorandin Claire Blanc (Durchführung der archäometrischen Analysen), Dr. Marie-Thérèse Torche (Kunsthistorikerin), Prof. Rudolf Schnyder (Kunsthistoriker, Zürich), Prof. Gaëtan Cassina (Kunstgeschichte, UNIL), Gilles Bourgarel vom kantonalen archäologischen Dienst (Grabungsleiter ) und Ing. Pierre Zwick (heraldische Aspekte) an.
Bild unter www.unifr.ch
Kontakt: Prof. Marino Maggetti, Departement für Erdwissenschaften, Universität Freiburg, Tel. 0041 26 300 89 30 oder 0041 26 493 29 53, E-mail. marino.maggetti@unifr.ch
Quelle: Dienst für Kommunikation und Marketing, Tel. 0041 26 300 70 37, E-mail: marcom@unifr.ch