15.11.2006

Freiburger Umweltforschungspreis 2006


Der in diesem Jahr erstmals verliehene Freiburger Umweltforschungspreis geht an den Biologen Thomas Spiegelberger. In seiner Dissertation untersucht er die Auswirkungen von menschlichen Eingriffen auf alpine Ökosysteme und stellt neue Methoden für die Wiederherstellung des Artenreichtums vor.

Die Dissertation „Land use, soil nutrient availability and conservation of biodiversity on mountain grassland" von Thomas Spiegelberger leiste einen gesellschaftlich relevanten Beitrag zum besseren Verständnis von Umweltproblemen bzw. deren Lösung, begründet die Jury ihren Entscheid. Sie würdigt insbesondere den gelungenen Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung. Der mit CHF 10'000 dotierte Umweltforschungspreis wird von der Vereinigung Freiburger Industrie (VFI) finanziert und am diesjährigen Dies academicus der Universität Freiburg zum ersten Mal verliehen.

Empfindliche Ökosysteme

Zurzeit wird in der Schweiz noch rund ein Viertel der Landesfläche als Berg-Grünland in traditioneller Weise bewirtschaftet. Während sich in den meisten Tallagen der Artenreichtum in den letzten Jahren stark verringert hat, ist die Pflanzen-Vielfalt des Berg-Grünlands nach wie vor gross.

Dieses alpine Ökosystem kann durch menschliche Eingriffe aber massiv und über lange Zeitspannen gestört werden, wie die an der Abteilung für Ökologie & Evolution der Universität Freiburg eingereichte Dissertation von Thomas Spiegelberger darlegt. Versuche in fünf alpinen Regionen zeigten, dass die Artenvielfalt auf intensiv beweideten, gedüngten Weiden im Vergleich zu traditionell bewirtschafteten Flächen deutlich geringer war. Auch das Sich-selbst-Überlassen des Terrains wirkt sich nachteilig auf Artenzusammensetzung und -reichtum aus.

Mittels eines weltweit einzigartigen ökologischen Langzeitversuchs auf der Schynigen Platte bei Interlaken liess sich belegen, dass eine Kalkung - ein Mittel zur Steigerung der oftmals geringen landwirtschaftlichen Produktivität in den alpinen Gebieten – für Jahrzehnte die chemischen und mikrobiellen Bodeneigenschaften, und dadurch auch die Artenzusammensetzung, verändert. In der vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützten Studie (Nationales Forschungsprogramm „Landschaften und Lebensräume der Alpen“) konnte Spiegelberger nachweisen, dass in den 1930-er Jahren ausgebrachter Kalk nach mehreren behandlungsfreien Jahrzehnten bis heute den natürlichen Säuregehalt des Bodens reduziert. Die veränderte Mikroflora des Bodens begünstigt nährstoffbedürftigte Pflanzen, typische alpine Pflanzenarten wie die Arnika verschwinden hingegen fast gänzlich.

Einfache Methode – grosse Wirkung

Auf der Suche nach Mitteln, um dem Verlust des Artenreichtums Einhalt zu bieten, versetzte Spiegelberger den Boden mit Sägemehl. Mit dieser Zugabe von Kohlenstoff zum Boden gelang es, den Nährstoffgehalt im Boden zu reduzieren. Dank dieser neuen, einfach anwendbaren und kostengünstigen Methode kann der Artenreichtum auf ehemals gedüngtem Berg-Grünland mittel- bis langfristig wieder erhöht werden. Eine experimentelle Gewächshausuntersuchung zeigte überdies, dass eine Sägemehlzugabe eine günstige Zusammensetzung der Arten fördert.

Die im Frühjahr 2006 eingereichte und approbierte Dissertation kann für Landwirte, Behörden und wirtschaftliche Akteure eine wichtige Grundlage sein, um die Bedeutung des Gründlands der Voralpen besser einzuschätzen, die verfügbaren Mittel effizienter einzusetzen und die Artenvielfalt in alpinen Ökosystemen wiederherzustellen.

Kontakt:

Dr. Thomas Spiegelberger, Tel.: 0033 4 76 76 28 19, E-mail: thomas.spiegelberger@grenoble.cemagref.fr
Prof. H. Müller-Schärer, Dissertationsleiter Tel.: +41 26 300 88 35, E-mail: heinz.mueller@unifr.ch
Prof. Adrian Holderegger, Jurypräsident, Tel.: + 41 26 300 74 18, E-Mail: adrian.holderegger@unifr.ch

Quelle: Dienst Kommunikation & Marketing, Tel. 026 300 70 34, E-mail: marcom@unifr.ch