17.08.2006

Personalmanagement: Wenn Mitarbeitende innerlich kündigen


Freiburg, den 18. August 2006. Personalmanager in der Deutschschweiz schätzen, dass in den Unternehmen, in denen sie tätig sind, im Schnitt 14 % der Angestellten innerlich gekündigt haben. Hauptursache für die inneren Kündigungen sind nach Meinung der Befragten Probleme mit dem direkten Vorgesetzten. Zu diesem Ergebnis gelangt eine Befragung, die von Freiburger Wirtschaftswissenschaftlern bei Personalverantwortlichen in der Deutschschweiz durchgeführt worden ist.

Generell spricht man von der inneren Kündigung eines Mitarbeiters, wenn dieser zwar seine Stelle behalten will, jedoch beabsichtigt, sich aufgrund der von ihm als frustrierend empfundenen Arbeitssituation in keiner Weise mehr zu engagieren und simultan seine Leistungsverweigerung zu tarnen versucht. Zu diesem Sachverhalt wurden im Rahmen einer schriftlichen Befragung insgesamt 109 Personalverantwortliche in der Deutschschweiz interviewt.

Die befragten Personal-Manager vermuten, dass im Schnitt 14 % der Angestellten in ihren Unternehmen bereits innerlich gekündigt haben. Allerdings sind kleinere Unternehmen (bis zu 50 Angestellte) mit einem geschätzten Anteil von 7.1 % weniger von diesem Problem betroffen als mittlere (bis 500 Angestellte) und grosse (mehr als 500 Angestellte) Unternehmen mit Anteilen von 15.5 % respektive 14.2 %. „Es kann sein, dass in Kleinbetrieben eine Reduzierung der erwarteten Pflichterfüllung und eine abnehmende Leistungsbereitschaft seitens des Arbeitnehmers schneller erkannt werden als in der Anonymität eines Mittel- bzw. Grossbetriebes und entsprechende Massnahmen schneller ergriffen werden", meint der Freiburger Wirtschaftsprofessor Bernd Helmig. Auch zwischen den verschiedenen Branchen gibt es starke Unterschiede: So sind es vor allem öffentliche Verwaltungen sowie Versicherungen und Banken, die weit über dem Durchschnitt liegen. Die tiefsten Werte weisen Pharma- und Chemiefirmen sowie Beratungsunternehmen auf.

Ursachen

Die Hauptursachen der inneren Kündigungen liegen nach Meinung der Personalverantwotlichen in erster Linie bei der Mitarbeiterführung durch den direkten Vorgesetzten sowie dem Klima innerhalb des Teams. „Dieses Ergebnis veranschaulicht, dass zwischenmenschliche Beziehungen im Arbeitsalltag eine wichtige Rolle spielen", sagt der Projektleiter der Studie Pascal Schumacher. Weitere wichtige Gründe, die zu einer inneren Kündigung führen können, liegen in der Ausgestaltung des Arbeitsinhalts, den mangelnden Karriereaussichten sowie generell im Arbeitsumfeld.

Massnahmen zur Vermeidung von inneren Kündigungen

Nur 40 % der befragten Unternehmen gaben an, Instrumente zu besitzen, welche einen Mitarbeiter, der innerlich gekündigt hat, enttarnen könnten. „Angesichts der hohen Kosten, welche innere Kündigungen verursachen, liegt dieser Wert unerwartet tief“, so der Freiburger Projektmitarbeiter Lukas Bucheli. Als Instrument wurde am häufigsten das Mitarbeitergespräch aufgeführt, welches in nahezu allen Firmen in regelmässigen Abständen abgehalten wird. Des Weiteren wurden das Umhergehen im Betrieb (Wandering Around) sowie die Mitarbeiterumfrage und die Leistungsbeurteilung von ungefähr einem Drittel der befragten Personalverantwortlichen als Instrument zur Aufdeckung von inneren Kündigungen angegeben. In mehr als 50 % der Organisationen gelangen Massnahmen zur Anwendung, um der inneren Kündigung vorzubeugen. So wurden als häufigste Massnahmen in erster Linie die Weiterbildung sowie das Coaching von Führungskräften genannt.

Lukas Bucheli hat sich im Rahmen seiner Bachelor-Arbeit am Lehrstuhl für Nonprofit-Management und Marketing unter der Leitung von Pascal Schumacher und Professor Bernd Helmig mit dem Thema der inneren Kündigungen auseinandergesetzt.

Information

Pascal Schumacher, Departement für Betriebswirtschaftslehre/VMI, Tel. 026 300 82 92;
E-Mail: pascal.schumacher@unifr.ch

Quelle

Quelle: Dienst für Kommunikation&Marketing, Tel. 026 300 70 34, e-mail: marcom@unifr.ch