15.11.2005

Dies Academicus 2005


Freiburg, den 15. November 2005. Die Universität Freiburg feiert ihren 116. Dies Academicus und eröffnet damit das akademische Jahr 2005/06 offiziell. Sieben Personen erhalten akademische Preise und Ehrungen. Rektor Urs Altermatt setzt sich in seiner Rede zum Dies Academicus mit der Frage „Wie viel Englisch braucht die Schweiz?" auseinander.

In seinem Vortrag zum Dies Academicus fordert der Freiburger Rektor Urs Altermatt für die Schweiz die Formel „Erstsprache (Muttersprache) plus eine weitere Landessprache und Englisch als dritte Sprache". Damit plädiert er für ein additives Sprachenmodell, das Englisch neben den jeweiligen Landessprachen als selbstverständliche internationale Fremdsprache zusätzlich integriert. Ein subtraktives Verständnis, bei dem Englisch auf Kosten einer anderen Landessprache erworben würde, würde gemäss Urs Altermatt die viersprachige Schweiz in ihrer mehrsprachigen nationalen Identität gefährden.

Urs Altermatt spricht sich entschieden dagegen aus, Englisch als panhelvetisches Kommunikationsmittel einzuführen. Solange in Europa der Nationalstaat das Grundelement für gesellschaftspolitische Debatten und für den Rechtsstaat darstelle, würden öffentliche Diskussionen in den Ländern in den Landessprachen geführt. „Für die Res publica, das heisst für das politische Denken und Handeln der Bürgerinnen und Bürger ist die Pflege der Landessprachen - auch und gerade in der Schweiz - von existentieller Bedeutung", betont Altermatt.

Um das Ziel „2 plus Englisch" zu erreichen, sei die Schaffung einer Kultur der Mehrsprachigkeit fundamental, welche die Offenheit für andere Sprachen, vorab für die Landessprachen, stärke. In diesem Zusammenhang kommt laut Altermatt den Schulen auf allen Stufen eine steigende Verantwortung zu, für die Universitäten sei es entscheidend, dass die Mittelschulen die Sprachenkompetenzen in der Erst- wie auch in den Fremdsprachen fördern würden.

Die Universität Freiburg verleiht in diesem Jahr fünf Ehrendoktorate:

Rüdiger Bubner

Rüdiger Bubner, Professor der Philosophie an der Universität Heidelberg, erhält von der Theologischen Fakultät den Ehrendoktor. Er ist im klassischen philosophischen Denken verwurzelt, nimmt aber auch zu aktuellen Fragestellungen (Hermeneutik, Ethik, Politik, Ästhetik), die auch die Theologie unmittelbar betreffen, kompetent Stellung. Sein philosophischer Ansatz einer lebensweltlich orientierten Rationalität biete fruchtbare Anknüpfungspunkte für die Suche nach einer theologischen Rationalität, schreibt die Theologische Fakultät in ihrer Laudatio. Bubners Überlegungen zur „Dialektik als Topik" regen zu einer Neuformulierung der „loci theologici" im aktuellen Kontext an. Sein Versuch einer hermeneutischen Vermittlung zwischen der Kritischen Theorie (Habermas) und der eher überlieferungsgebundenen Hermeneutik Gadamers kann als die philosophische Vorzeichnung für eine theologische Hermeneutik betrachtet werden, die dem heilsgeschichtlichen Charakter der christlichen Offenbarung gerecht wird.

Ivo Fürer

Die Theologische Fakultät verleiht Ivo Fürer, dem Bischof von St. Gallen, den Titel eines Doctor honoris causa. Mit dieser Auszeichnung wird anlässlich des 40-jährigen Jubiläums des Zweiten Vatikanischen Konzils sein Einsatz für die Umsetzung von dessen Anliegen gewürdigt, auf Bistums-, auf gesamtschweizerischer und europäischer Ebene, wo er als Generalsekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen in der Zeit der Spaltung Europas mit ausserordentlichem Einsatz am Aufbau der Bistümer hinter dem Eisernen Vorhang gewirkt hat. Ivo Fürer habe mit grossem juridischen Fachwissen und seelsorgerischem Einfühlungsvermögen die Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen Konzils mitgeprägt, schreibt die Theologische Fakultät in ihrer Laudatio. Gewürdigt wird auch sein Engagement auf lokaler Ebene, wo er als Bischof das Gespräch mit allen sucht und pointiert Stellung nimmt zu gesellschaftspolitischen Fragen.

Wolfgang Schäuble

Wolfgang Schäuble wird von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät für seine aussergewöhnlichen Verdienste um die Verständigung der Völker Europas und die europäische Einigung gewürdigt. Er hat sich nicht nur auf politischer Ebene mit viel Sachverstand und Einsatz engagiert, sondern auch grundlegende Konzepte entwickelt. Insbesondere prägte er das im EU- und EG-Vertrag aufgegriffene Konzept der sogenannten flexiblen Integration und stellte grundlegende Überlegungen zur Kompetenzverteilung zwischen Europäischer Union und Mitgliedstaaten an. In seinen politischen Ämtern, insbesondere als deutscher Bundesminister und als stellvertretender Fraktionsvorsitzender für Aussen-, Sicherheits- und Europapolitik, konnte Schäuble seine vielfältigen und originellen Ideen auch in die politische Praxis einfliessen lassen. Auch beteiligte er sich aktiv an den rechtlichen und politischen Überlegungen zum Europäischen Verfassungsvertrag. In zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen hat er sich grundlegenden europarechtlichen Fragen gewidmet und einen bleibenden Beitrag zur Reflexion über die Entwicklung der Europäischen Union geleistet.

Dominique Strauss-Kahn

Dominique Strauss-Kahn ist ein Wirtschaftswissenschaftler, der mit Kompetenz und Erfolg ministerielle Verantwortlichkeiten in den Bereichen Industriepolitik, Aussenhandel und Staatsfinanzen wahrgenommen hat. Mit dem Ehrendoktor würdigt die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät den am Institut für politische Wissenschaften in Paris tätigen Professor vor allem für sein europäisches Engagement, das von einem offenen Geist, Toleranz und Dialogbereitschaft zeugt. Dominique Strauss-Kahn hat immer in pragmatischer Weise den regulierenden Staat ins Zentrum seines Handelns gestellt, wobei er gleichzeitig eine liberale Grundhaltung beibehielt, und sich in internationalen Wirtschaftskreisen Respekt verschaffte. Seine wissenschaftlichen Publikationen wie auch sein politisches Engagement stehen im Zeichen der angewandten Wirtschaft und der Wirtschafts- und Sozialpolitik, wobei der Mensch immer im Zentrum seiner Bemühungen steht.

Felix Rosenberg

Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät verleiht Felix Rosenberg den Ehrendoktortitel. Er hat als Politiker im Kanton Thurgau und in leitender Funktion in mehreren staatlichen und privaten Betrieben im Bereich der Kommunikation sein Wissen und Können in den Dienst des öffentlichen Wohls gestellt und sich als langjähriges Mitglied des Hochschulrates der Universität Freiburg sowie als Vize-Präsident der Stiftung Pro Universitate Friburgensi für den Ausbau der universitären Institution, und die Verbesserung der Bedingungen der wissenschaftlichen Arbeit an der Universität eingesetzt. Felix Rosenberg habe sich mit ungeheurem persönlichem Engagement  und vorzüglicher Kenntnis der Bedürfnisse und Möglichkeiten im Bereich der Telekommunikation für die Schaffung und Entwicklung des Internationalen Institutes für Technologiemanagement (iimt) an der Universität Freiburg eingesetzt, heisst es in der Laudatio. Der an der Universität Freiburg diplomierte Jurist ist seit 1998 als delegiertes Mitglied des Verwaltungsrates der Swisscom AG im Einsatz.

Preis von Fürst Franz Josef II von Liechtenstein

Der Preis von Fürst Franz Josef II von Liechtenstein für wissenschaftliche Forschung an der Universität Freiburg 2005 geht an Bernard N. Schumacher, Privatdozent an der Philosophischen Fakultät, für sein Werk „Der Tod in der Philosophie der Gegenwart" und an Sascha Bischof für seine an der Theologischen Fakultät verfasste Dissertation „Gerechtigkeit - Verantwortung - Gastfreundschaft, Ethik-Ansätze nach Jacques Derrida".

Mit dem Preis werden vorrangig wissenschaftliche Arbeiten ausgezeichnet, welche sich mit dem christlichen Welt- und Menschenbild befassen.

Informationen:

Bilder können ab 13.00 Uhr unter http://www.unifr.ch/spc/alb/thumbnails.php?album=33  heruntergeladen werden. Bitte beachten Sie den Copyright-Hinweis (Charly Rappo).

Quelle: Dienst für Kommunikation & Marketing, Tel. 026 300 70 34, E-mail: marcom@unifr.ch