12.10.2005

Physik schafft neue Perspektiven in der Lebensmittelproduktion


Freiburg, den 12. Oktober 2005. Physiker der Universität Freiburg haben zusammen mit Forschern des Nahrungsmittelkonzerns Nestle in der Oktober-Ausgabe des renommierten Wissenschaftsmagazins „Nature Materials" aufgezeigt, dass viele in der Forschung der weichen Materie erworbene Erkenntnisse für die Nahrungsmittelproduktion von hohem Nutzen sind. Dank dem physikalischen Hintergrundwissen kann zum Beispiel die Qualität eines Produktes in Zukunft verbessert werden.

„Ultramoderne Konzepte, die derzeit in den Materialwissenschaften erarbeitet werden, lassen sich eigentlich direkt auf Lebensmittel übertragen", sagt Prof. Peter Schurtenberger, einer der vier Co-Autoren des „Nature Materials"-Beitrags. Der Forscher, der an der Universität Freiburg vor sechs Jahren den Fachbereich „Physik der weichen kondensierten Materie" gegründet hat, freut sich darüber, dass die in der Grundlagenforschung entdeckten Gesetzmässigkeiten bald direkt in der Lebensmittelindustrie Anwendung finden werden.

Insbesondere die an der Universität Freiburg erworbenen Erkenntnisse über Kolloide - nano- bis mikrometergrossen Teilchen, die fest, flüssig oder gasförmig sind und sich unter mechanischem oder thermischen Druck leicht verformen lassen - dürften für die Nahrungsmittelproduktion und -verarbeitung interessant sein. Kolloide tauchen in nahezu allen Bereichen des Lebens auf, so etwa als kleine Teilchen dispergiert in einer Flüssigkeit wie Milch, Mayonnaise, Butter oder Bier.

Erfolgten gewisse Produkteentwicklungen in der Nahrungsmittelindustrie bislang eher nach dem „cook and look"-Prinzip, kann fortan auf viel präzisere Instrumente zur Beeinflussung von Struktur, Geschmack und Wirkung zugegriffen werden: Dank den in den Freiburger Physiklabors von Raffaele Mezzenga und Peter Schurtenberger entwickelten Konzepten wird es möglich sein, die strukturellen Eigenschaften und die Stabilität bzw. die Lagerfähigkeit der Nahrungsmittel entscheidend zu verbessern, Prof. Schurtenberger: „Das Design eines Produktes kann dank dem physikalischen Hintergrundwissen optimiert werden - insbesondere lassen sich Additive und Zusatzmittel gezielter einsetzen, weil die Funktionen der einzelnen Komponenten nun besser verstanden werden".

Brückenschlag zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung

Die Zusammenarbeit zwischen den Grundlagenforschern und Industrieforschern

bezeichnet Prof. Schurtenberger als gewinnbringend für beide Seiten: Die Physiker der Universität Freiburg dringen damit im experimentellen Bereich in neue, im Alltagsleben relevante Gebiete vor, die Industrie ihrerseits profitiert von Modellen zum besseren Verständnis von komplexen Systemen. Die Zusammenarbeit zwischen den Freiburger Physikern und den Nestle-Forschern soll in den nächsten Jahren fortgeführt werden. Der Austausch ist auch durch eine Förderprofessur des Schweizerischen Nationalfonds gewährleistet, einem Instrument, mit dem hoffnungsvolle Nachwuchswissenschaftler unterstützt werden: Prof. Raffaele Mezzenga, der zuvor als Wissenschaftler am Nestle- Forschungszentrum gearbeitet hat und seit Januar 2005 an der Universität Freiburg im Einsatz ist, wird während der nächsten vier Jahre an dieser Schnittstelle zwischen Grundlagenforschung und angewandter Forschung tätig sein. Mit ihm wird auch der Bereich der Polymerwissenschaften besonders gefördert werden.

Artikel unter: http://www.nature.com/nmat/journal/v4/n9/index.html

Bilder unter: http://www.unifr.ch/main/news/detail.php?nid=rs25nq17ap

Kontakt: Prof. Peter Schurtenberger, Tel.: 079 282 15 18; Email: peter.shurtenberger@unifr.ch; Prof. Raffaele Mezzenga; Tel.: 079/ 201 99 53; E-Mail: raffaele.mezzenga@unifr.ch

Quelle: Dienst für Kommunikation & Marketing, Tel. +41 26 300 70 34, E-Mail: marcom@unifr.ch