25.11.2004

Neue Perspektiven für Alzheimer und Nanotechnologie


Die renommierte britische Wissenschafts-Zeitschrift „Nature" präsentiert in ihrer jüngsten Ausgabe wichtige Forschungsergebnisse von Physikern der Universität Freiburg. Die neuen Erkenntnisse tragen zum Verständnis von Krankheiten wie Alzheimer bei und sind von grosser Bedeutung für die Nanotechnologie.

Verschiedene Krankheiten, so unter anderem Alzheimer und Grauer Star, lassen sich auf ein gleiches Phänomen zurückführen: Proteine, winzig kleine Bausteine des Lebendigen, ziehen sich gegenseitig an und schliessen sich zu Klümpchen, so genannten Aggregaten, zusammen. Was genau diese Aggregation auslöst und wie sie abläuft, lässt sich nur auf indirektem Weg erforschen, denn die Proteine sind so klein, dass man diesen Prozess selbst mit dem Elektronenmikroskop oft nicht beobachten kann. Physiker der Universität Freiburg sind unter der Leitung von Professor Peter Schurtenberger von einer grundsätzlichen Seite an die Frage herangegangen. Sie haben in einer langen Reihe aufwändiger Experimente untersucht, welche Kräfte generell zwischen den Proteinen spielen. Dabei konnten sie nachweisen, dass die einzelnen Vorgänge elementaren physikalischen Gesetzmässigkeiten unterliegen. Selbst bei diesen kleinsten Eiweiss-Elementen wirken zum Beispiel Kräfte der Anziehung oder der Abstossung, die je nach Umgebungsbedingungen (Temperatur, Salzgehalt, etc.) stärker oder schwächer ausgeprägt sind. Die Freiburger Physiker konnten nachweisen, dass diese Erkenntnisse nicht nur für Proteine, sondern generell für kleinste Teilchen gelten. „Wir konnten so gewissermassen eine Brücke von der Physik des Lebendigen zur Physik von modernen Materialien schlagen", stellt Professor Peter Schurtenberger fest, „unsere Ergebnisse sind für die Nanotechnologie mindestens so interessant wie für die Medizin." Der Medizin eröffnen die neuen Erkenntnisse vielleicht dereinst neue Wege, um die Bildung der Protein-Klümpchen bei Alzheimer oder Grauem Star zu verlangsamen oder gar zu verhindern. Für die Nanotechnologie ist die Kenntnis der Gesetze, denen die Kleinstteile unterworfen sind, von entscheidender Bedeutung. Es ist die Voraussetzung, um gezielt auf das Verhalten der Teilchen Einfluss zu nehmen und so Materialien mit massgeschneiderten Eigenschaften zu produzieren. Professor Schurtenberger und sein Freiburger Team forschen im Rahmen eines internationalen Netzwerkes. Am von der EU mitfinanzierten Projekt sind namhafte Universitäten aus Europa und Amerika beteiligt, der Universität Freiburg wurde die Hauptverantwortung für den wichtigen Bereich „Proteine" übertragen. Quelle: Dienst für Presse und Kommunikation, Ruedi Helfer, Tel. 026 300 70 34 Informationen : Prof. Peter Schurtenberger, Physikabteilung, Tel. 026 300 91 15, e-mail : peter.schurtenberger@unifr.ch