03.11.2003

Wanderausstellung des studentenhistorischen Museums Assens - Frauen an der Universität


Seit wann dürfen Frauen in der Schweiz studieren? Trifft es zu, dass Studentinnen keine akademische Karriere machen? Wie viele Professorinnen gibt es in der Schweiz? Wer war die erste Studentin? Antwort auf diese Fragen erteilt die seit Mitte Mai 2003 eröffnete Ausstellung "Frauen an der Universität" im Studentenhistorischen Museum Assens. Ein als Wanderausstellung konzipierter Ausschnitt davon war Bestandteil des Zentralfests des StV in Freiburg und wurde anschliessend während der Herbstsession von National- und Ständerat im Bundeshaus West in Bern gezeigt. Vom 20. Oktober bis zum 15. November wird die Exposition an der Universität Freiburg (Miséricorde) gezeigt. Für das kommende Jahr sind weitere Auftritte an Schweizer Universitäten und Mittelschulen vorgesehen.

Die Universität Zürich war 1864 eine der ersten Hochschulen in Europa, die Frauen zum Studium zuliess. Vor allem Russinnen nahmen die Möglichkeit wahr, in der Schweiz Medizin zu studieren, weil ihnen im eigenen Land der Zugang zu den Hochschulen verwehrt war. Als erste Frau in der Schweiz und im deutschsprachigen Raum erwarb die Russin Nadežda Suslova 1867 den Doktorhut der Medizin in Zürich. Ein Jahr später öffnete die Universität Bern ihre Tore den Frauen. Da ein Gymnasium für Mädchen in der Schweiz zu diesem Zeitpunkt noch nicht existierte, mussten sich die Schweizerinnen die nötige Vorbildung für den Eintritt in eine Hochschule durch Privatlehrer und eigenes Studium aneignen. Marie Heim-Vögtlin war die erste Schweizer Frau, die den Sprung an die Hochschule wagte. Sie bestand 1872 an der Universität Zürich das Staatsexamen in Medizin und eröffnete in der gleichen Stadt 1874 eine gynäkologische Praxis. Heute erinnert das nach ihr benannte Marie Heim-Vögtlin Stipendium an sie. 1905 nahm Freiburg i. Ue. als letzte Schweizer Universität Studentinnen auf. Heute hat sich die Situation grundlegend gewandelt: Im akademischen Jahr 2001/02 betrug der Anteil der Frauen an den Studierenden an Schweizer Universitäten rund 46.45 %. Je nach Fakultät sind bis zu 63.10 % (Geistes- und Sozialwissenschaften) der Studierenden Frauen. Im Lehrkörper herrschen allerdings andere Verhältnisse: Im Jahr 2001/02 waren durchschnittlich 32.5% des Mittelbaus Frauen. Bei den Dozierenden verringert sich diese Zahl auf 23.4% und bei der Professorenschaft auf 9.6%. Den geringsten Frauenanteil weist der Bereich der Maschinen- und Elektroingenieurwissenschaften (4.5%) auf, während in der Humanmedizin und den Sozialwissenschaften die meisten Frauen lehren (18% Professorinnen). Damit liegt die Schweiz im internationalen Vergleich der Universitätsprofessorinnen knapp unter dem Durchschnitt der OECD-Länder (10%). Förderprofessuren, Mentoringprogramme und Subventionen für Krippenplätze stellten einen Teil der Anstrengungen dar, die der Bund zur Behebung dieses Ungleichgewichts und zur Förderung des akademischen Nachwuchses machte. Das studentenhistorische Museum von Assens leistet mit dieser Ausstellung einen anderen, wichtigen Beitrag zur Frauenförderung. Nicht nur die Geschichte des Frauenstudiums wird aufgezeigt, bei der die Schweiz zur europäischen Avantgarde gehörte. Junge Frauen erhalten durch die bis heute kaum bekannten Frauenporträts Einblick in das Leben eindrücklicher Protagonistinnen, die als Vorbilder wirken. Catherine Bosshart-Pfluger Notiz: Die Ausstellung ist vor dem Saal Jäggi zu sehen, am 15. November (Dies Academicus) wird sie in der Ehrenhalle aufgestellt. Die vollständige Ausstellung „Frauen an der Universität" befindet sich im studentenhistorischen Museum Assens. Die vom Verein des Museums Assens geleitete kulturelle Stätte widmet sich dem Schweizer Studenten- und Akademikertum. Ausgehend von allgemeinen Bildungsfragen werden Ausstellungen gestaltet, die dem Publikum die Möglichkeit geben, sich eigenverantwortlich mit ausgewählten Themen zu beschäftigen. Das Museum auf zwei Ebenen beinhaltet einen Empfangsraum mit einer Bibliothek, den eigentlichen Ausstellungsraum und eine Galerie. Schlanke Fahnen, Text- und Bildtafeln sowie Bildschirme oder Leinwände zu den verschiedenen Themenkomplexen sind so platziert, dass sie dem Raumgefühl der Besucherinnen und Besucher emotional entsprechen und nicht als aufdringliche Fremdkörper wahrgenommen werden. Das studentenhistorische Museum befindet sich am Ausgang des Waadtländer Dorfes Assens in einer idyllischen, natürlichen Umgebung. Assens liegt zwischen dem Genfer- und Neuenburgersee. Es kann problemlos über die Autobahnverbindungen Bern - Lausanne wie auch über die öffentlichen Verkehrsmittel erreicht werden. Oeffnungszeiten: Donnerstag/Freitag: 16-18 Uhr; Samstag/Sonntag: 11-17 Uhr (jeweils von Ende April bis anfangs Oktober) Zusätzliche Informationen: sekretariat@lanfranconi.ch; Tel: 031 838 68 68