Migration04.09.2023

Zwei Freiburger Hochschulen setzen sich für den Hochschulzugang für Geflüchtete ein


Die Universität Freiburg und die Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg bauen dank einer dreijährigen Finanzierung aus dem Fonds «Hochschulprojekte» von Perspektiven – Studium den Hochschulzugang für Geflüchtete aus. Mit dem Projekt «Hérodote Plus» wird an der Universität Freiburg eine spezifische Zulassungsmöglichkeit für Geflüchtete mit Universitätshintergrund aufgebaut und langfristig verankert. Das Brückenangebot «AlterEgauZ» der Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg ermöglicht die Vorbereitung auf ein Studium der Sozialen Arbeit und plant die Ausweitung auf andere Fachrichtungen der HES-SO Freiburg.

Jedes Jahr suchen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Verfolgung Schutz in der Schweiz. Einige von ihnen haben vor dem Exil einen Hochschulabschluss erworben, der in der Schweiz jedoch nicht immer anerkannt ist. Andere mussten ihr Studium fluchtbedingt unterbrechen und suchen nach Möglichkeiten, ihre Ausbildung fortzusetzen. In beiden Fällen müssen diese Personen ihr Studium oft neu absolvieren, um ihr Potenzial auf dem lokalen Arbeitsmarkt entfalten zu können. Doch das Studium in der Schweiz bedeutet eine grosse Umstellung und erfordert in der Regel das Erlernen einer neuen Studiensprache. Um den Zugang zum Studium für Geflüchtete bestmöglich zu begleiten, bieten immer mehr Hochschulen in der Schweiz Vorbereitungs- oder Integrationsjahre an.

Das Projekt Perspektiven – Studium des Verbands der Schweizer Studierendenschaften VSS hat im Februar 2023 eine Ausschreibung für den neu geäufneten Fonds «Hochschulprojekte» publiziert. Mitte Juni wählte die Auswahlkommission bestehend aus Mitgliedern der Eidgenössischen Migrationskommission EKM, HEKS MosaiQ, Allianz Chance+, einer geflüchteten Studentin sowie Perspektiven – Studium die zu unterstützenden Projekte aus. Unter den insgesamt neun geförderten Projekten befinden sich mit den Projekten der Universität und der Hochschule für Soziale Arbeit zwei Angebote von Freiburger Hochschulen. Beide werden durch den Fonds von 2023 bis 2026 mit je CHF 60‘000 unterstützt mit dem Ziel, die Projekte über den Finanzierungszeitraum hinaus institutionell zu verankern.

Spezifische Zulassungsmöglichkeiten für Geflüchtete für die Universität Freiburg

Mit dem Projekt Hérodote Plus will die Universität Freiburg die Zulassung zum Studium für Geflüchtete gezielt begleiten. Parallel zur bereits bestehenden Zulassungsmöglichkeit «30+» soll eine Zulassung ohne anerkannte Vorbildungsausweise spezifisch für Personen mit Fluchthintergrund entwickelt werden. Das Angebot besteht aus Sprachkursen, dem Zugang als Gasthörer_in und einem Mentorat sowie einer Vorbereitung auf ein Zulassungsverfahren für die Aufnahme ins Regelstudium. In der dreijährigen Pilotphase soll das Zulassungsverfahren entwickelt, und rechtlich verankert werden.

Das Angebot wird zunächst an der philosophischen Fakultät eingeführt, mit dem Ziel, das Zulassungsverfahren dann auf weitere Fakultäten auszuweiten. «Chancengleichheit ist eines der strategischen Ziele der Universität – mit Hérodote Plus möchten wir uns diesem Ziel annähern und gesellschaftliche Veränderungen proaktiv begleiten», erklärt Anne Crausaz, akademische Direktorin der Universität Freiburg. Nach einer Aufbauphase startet das erste Vorbereitungsjahr im Herbstsemester 2024. Geplant ist eine Teilnehmendenzahl von jährlich zehn bis fünfzehn Personen, doch die Anzahl Plätze ist nicht begrenzt.

Brückenangebot für ein Studium der Sozialen Arbeit
Das Programm «AlterEgauZ» der Hochschule für Soziale Arbeit Freiburg besteht seit 2021. Es richtet sich an Personen, die ein Studium im Bereich der Sozialen Arbeit aufnehmen oder fortsetzen möchten. Durch Sprachkurse, den Zugang als Gasthörer_in, ein Praktikum bei einer Partnerorganisation der HETS-FR sowie Coaching und Mentoring durch reguläre Studierende erhalten die Teilnehmenden einen Einblick in den Hochschulalltag, bauen ein wertvolles Netzwerk auf und können sich auf die Zulassung zum Studium der Sozialen Arbeit vorbereiten. Jährlich nehmen bis zu fünf Personen am Programm teil. Für die dritte Ausgabe begrüsst die HETS-FR fünf Teilnehmer_innen aus Israel, Afghanistan, der Türkei und der Ukraine.

Im Rahmen der Unterstützung durch den Fonds werden Gespräche mit anderen Fachbereichen der HES-SO Freiburg geführt, um eine Erweiterung dieses Programms anzuregen. Dabei kann die HETS-FR auf die Unterstützung der HES-SO zählen. Für eine ehemalige Teilnehmerin am Angebot, die heute im ersten Jahr ihres regulären Bachelors in Sozialarbeit studiert, war das Brückenangebot eine «echte Chance, die es mir ermöglicht hat, mir echte Zukunftsaussichten in dem Beruf zu schaffen, den ich ausüben möchte».

Gemeinsam mehr erreichen
Beide Projekte arbeiten intensiv zusammen und nutzen Synergien – beispielsweise besuchen die Teilnehmenden von «AlterEgauZ» bereits seit 2022 Französischkurse am Sprachenzentrum – auf strategischer Ebene verstärken sie gemeinsam ihre Kontakte mit dem Kantonalen Sozialamt (KSA), dem Amt für Ausbildungsbeiträge und anderen Organisationen, welche im Kanton Freiburg für die Betreuung von Geflüchteten zuständig sind. Durch eine breite Vernetzung soll die nachhaltige Verankerung der Projekte in Freiburg sichergestellt werden. Bei dieser Arbeit werden die Hochschulen durch das Projektteam von Perspektiven – Studium unterstützt und begleitet.


Weitere Informationen:
Perspektiven – Studium
> Universität Freiburg – «Hérodote Plus» 
> Hochschule für Soziale Arbeit – «AlterEgauZ»