Tierversuche12.12.2024
Zweiter Jahresbericht zu Tierversuchen an der Universität Freiburg
Die Universität Freiburg veröffentlicht ihren zweiten Bericht zum Einsatz von Tieren in der Forschung. Dabei wurden 2023 knapp 4000 Tiere verwendet, insbesondere Nager, die hauptsächlich in der Krebsforschung und den Neurowissenschaften zum Einsatz kommen. Auf nationaler Stufe hat swissuniversities einen Jahresbericht verfasst zu den Ergebnissen der Umfrage bei allen Mitgliedern der Schweizerischen Transparenzvereinbarung STAAR.
Für viele Forschungsbereiche bleiben Tierversuche weitgehend alternativlos, zum Beispiel zum Verständnis des Zusammenhangs zwischen Gehirnfunktion und Verhalten oder zur Entwicklung neuer Therapiemethoden. Dabei schenken die Forschenden und das Tierpflegepersonal der Universität dem Tierwohl besondere Aufmerksamkeit. Als Unterzeichnerin der Schweizerischen Transparenzvereinbarung (Swiss Transparency Agreement on Animal Research, STAAR) verpflichtet sich die Institution zudem, proaktiv über ihre Tierversuche zu kommunizieren.
Deutlicher Rückgang in den letzten fünf Jahren
Die Anzahl in Versuchen eingesetzten Tiere ist seit 2019 zurückgegangen, von 5670 (2019) auf 3909 (2023). 82% aller Versuche finden mit Mäusen statt, die in Freiburg auf vielfältige Weise eingesetzt werden, z.B. um die Entwicklung verschiedener Krebsarten zu untersuchen, um Tagesrhythmen zu verstehen, das Immunsystem, das Down-Syndrom, Stoffwechsel- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen und die Leberregeneration, um nach Behandlungsmöglichkeiten für neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose zu suchen und vieles mehr.
Tierversuche werden in sogenannte Schweregrade eingeteilt. 71% aller Versuche fanden demnach in den Schweregraden 0 (keine Belastung) oder 1 (leichte Belastung) statt, 24% im Schweregrad 2 (mittlere Belastung) und 5% im Schweregrad 3 (schwere Belastung, z.B. Verpflanzung von aggressiven Tumoren in Tiere).
Bedingungsloses Bekenntnis zum 3R-Prinzip
Die Universität Freiburg setzt sich für einen ethischen Umgang mit Versuchstieren ein, indem sie das 3R-Prinzip (replace – reduce – refine) konsequent anwendet. Dies bezieht sich nicht nur auf die experimentellen Eingriffe, sondern auch auf die Unterbringung und den Umgang mit den Tieren.
Der Jahresbericht erwähnt auch Freiburger Forschungserfolge im Geiste des 3R-Prinzips. Da wäre zum einen ein Gewebemodell im 3-D-Biodruck-Verfahren zum besseren Verständnis von Eierstockkrebs zu erwähnen, das Forschende des Adolphe-Merkle-Instituts in Zusammenarbeit mit drei weiteren Schweizer Institutionen entwickelt haben. Zum anderen haben Primatenforschende des an der Universität angesiedelten Swiss Primate Competence Center for Research (SPCCR) eine Methode entwickelt, die das Wohlbefinden der Versuchsmakaken während kognitiver Tests (visuelle Aufgaben) dank einer Kinnstütze anstelle eines umständlicheren Systems zur Einschränkung der Kopfbewegungen erheblich verbessert.
Zweiter Schweizer Transparenz-Jahresbericht
Die Schweizerische Transparenzvereinbarung zur Forschung mit Tieren STAAR wurde 2022 mit dem Ziel lanciert, die Transparenz über den Einsatz von Tieren in der Forschung zu verbessern. Die Universität Freiburg ist mitunter Erstunterzeichnende. Von den 26 Organisationen führen 14 selbst Tierversuche durch, während 12 weitere, wie Branchen- und Wirtschaftsverbände, Tierversuche unterstützen. Der zweite STAAR-Jahresbericht ist soeben erschienen.
Sämtliche Institutionen mit Tierversuchen haben 2023 Aktivitäten für Mitarbeitende durchgeführt und gaben Medien auf Anfrage Auskunft. Die meisten veröffentlichen auch Informationen zur Forschung und Zahlen zu den in Versuchen verwendeten Tieren. Für die Universität Freiburg ist die Mitgliedschaft bei STAAR Verpflichtung und Ansporn zugleich, die Öffentlichkeit über die Bedeutung der Versuche mit Tieren zu informieren und aufzuklären.
Foto: Jean-Paul Guinnard