Die Universität Freiburg feiert am 15. November 2008 ihren 119. Dies Academicus und eröffnet damit offiziell das akademische Jahr 2008/09. Fünf Persönlichkeiten werden dieses Jahr mit der Ehrendoktorwürde geehrt und eine Person erhält den Titel des Ehrenmitglieds der Alma Mater. Die Festansprachen halten Erziehungsdirektorin Isabelle Chassot, der Präsident des Nationalen Forschungsrats Prof. Dieter Imboden und Liliane Sticher, Mitglied des Komitees der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Freiburg. Der Festvortrag von Rektor Guido Vergauwen trägt den Titel «zufällig geworden – nés à l’aventure – Darwin revisited».

Akademische Würdigungen


Die Universität Freiburg verleiht fünf Ehrendoktorate an folgende Persönlichkeiten:

Rotraud Wielandt
Die Theologische Fakultät ehrt Rotraud Wielandt, Professorin für Islamwissenschaft und Arabistik an der Universität Bamberg. Prof. Wielandt gehört zu den Ersten, die sich für das Gedankengut der modernen Muslime und für den gegenwärtigen Islam als pluriformer, denkender Glaube interessierte und dabei stets den christlich-muslimischen Dialog und die Suche nach dem Konsens in den Vordergrund stellte. Als Gründerin und Leiterin des DFG-Graduiertenkolleg «Anthropologische Grundlagen und Entwicklungen in Islam und Christentum» in Bamberg hat Rotraud Wielandt auch das Centrum für interreligiöse Studien CIS, ebenfalls im bayrischen Bamberg, mitbegründet. In ihrer akademischen Qualifikation ist Prof. Wielandt eine gefragte Beraterin und Gutachterin für Einrichtungen der Bundesrepulik Deutschland, wie der Islamkonferenz, den Gerichten ode auch der Deutschen Bischofskonferenz. Seit mehreren Jahren gilt Rotraud Wielandt als die gefragteste Gerichtsgutachterin in Anti-Terror-Prozessen mit islamistischem Hintergrund.


Willi Morger
Dr. Willi Morger erhält von der Rechtswissenschaftlichen Fakultät die Ehrendoktorwürde für seine Pionierrolle in der beruflichen Wiedereingliederung von Unfallopfern. Willi Morger begründete das sehr erfolgreiche New Case Management NCM der Schweizerischen Unfallversicherungsanstalt SUVA. Er hat erkannt, dass eine gelungene Wiedereingliederung menschlicher ist als die Berentung und wichtiger als die dadurch bewirkte finanzielle Entlastung der Versicherer. Das NCM leistet einen nachhaltigen Beitrag zur Entlastung des Rechts. Es vermag langwierigen Streitigkeiten um Geldleistungen vorzubeugen und stattdessen die Unfallopfer rasch in die Erwerbstätigkeit und damit in das gesellschaftliche Leben zurückzuführen.


Stefan Reichelstein
Die Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Fakultät verleiht Prof. Stefan Reichelstein die Ehrendoktorwürde für seine grundlegenden Forschungsbeiträge zur ökonomischen Theorie der Unternehmensrechnung sowie für sein hervorragendes Engagement für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Nach dem Wirtschaftsstudium an der Universität Bonn, erhielt Prof. Reichelstein 1984 den Doktortitel der Kellogg School of Management an der Northwestern University. Es folgten Lehrtätigkeiten an der Haas School of Business (UC Berkeley), der Universität Wien wie an der Stanford University. Die Theorien dieses international anerkannten Wirtschaftswissenschafters werden von zahlreichen Unternehmen und Regierungs-organisationen angewandt.


Joseph Jurt
Die Philosophische Fakultät verleiht die Ehrendoktorwürde an Joseph Jurt, ermeritierter Professor für Romanistik an der Universität Freiburg im Breisgau. Der ehemalige Student in Französisch und Geschichte der Universität Freiburg (im Üechtland) hat stets den interkulturellen Dialog ins Zentrum seiner Lehre und Forschung gestellt, mit einem besonderen Interesse für die französisch-deutsche Beziehung. Joseph Jurt war Mitbegründer des Frankreich-Zentrums an der Universität Freiburg im Breisgau. Mit dem Aufbau dieses Forschungs- und Begegnungszentrums hat er aktiv zu einem besseren Verständnis zwischen der französischen und der deutschen Kultur beigetragen - Kulturen, welche auch den Kanton Freiburg prägen.
Im weiteren hat der Professor der Schweizer Romanistik international zu grossem Ansehen verholfen. Bis 2007 war Joseph Jurt Mitglied und Vizepräsident des Schweizerischen Wissenschafts- und Technologierats, dem Konsultativorgan des Bundesrates in allen Fragen der Wissenschaftspolitik.

Urs Glutz von Blotzheim
Die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät ehrt Urs Glutz von Blotzheim mit der Ehrendoktorwürde für seinen umfassenden und äusserst wichtigen 
Beitrag zur Kenntnis der Vögel und deren Schutz 
in der Schweiz und in ganz Europa. Der Doktor der Universität Freiburg und Titularprofessor der Universität Bern ist Autor des Referenzwerks «Handbuch der Vögel Mitteleuropas». Dieses 14-bändige Handbuch ist dem Verhalten und der Biologie der Vögel gewidmet und gilt unter Ornithologen als das Standard-nachschlagewerk, an dem sich auch zukünftige Generationen von Forschern inspirieren werden. Als Verfasser zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen zur Vogelkunde knüpfte Urs von Blotzheim ein Bande zwischen der Wissenschaft und den Hobbyornithologen. Er hat es verstanden, die zahlreichen Beobachtungen dieser Vogelkundler mit der Wissenschaft zu verbinden, indem er sie zu gezielten Beobachtungen anregte und damit die Entwicklung im Bereich der Biodiversität förderte.


Ehrenmitglied der Universität Freiburg

Prof. Ruedi Imbach
Auf Vorschlag des Rektorats, verleiht der Senat der Universität Freiburg Prof. Ruedi Imbach die Ehrenmitgliedswürde des Dies Academicus 2008. Seit 2000 lehrt Ruedi Imbach als Professor für mittelalterliche Philosophie an der Universität Paris-Sorbonne. Seine Studienzeit sowie einen grossen Teil seiner akademischen Karriere verbrachte Prof. Imbach an der Universität Freiburg. Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft dankt die Alma Mater Ruedi Imbach für seine bemerkenswerte Unterstützung der Universität Freiburg. Im Laufe der letzten 32 Jahre trug Prof. Imbach zweimal das Amt des Vizerektors und verteidigte die Interessen der Universität in zahlreichen nationalen, kantonalen und universitären Kommissionen. Ausserdem hat er aktiv zur Umsetzung des neuen Universitätsgesetzes beitgetragen. Die Vielzahl an Publikationen wie der Erhalt des Marcel-Benoist-Preises im 2001 haben einen wesentlichen Beitrag zur Ausstrahlung der Alma Mater geleistet.


Wissenschaftliche Preise

Umweltforschungspreis
Der mit 10'000 Franken dotierte und alle zwei Jahre durch die Vereinigung Freiburger Industrie (VFI) verliehene Umweltforschungspreis der Universität Freiburg geht an Martine Poffet für ihre Dissertation mit dem Titel «Thermal runaway of the dried sewage sludge in the storage tanks : From molecular origins to technical measures of smouldering fire prevention».
Aus Martine Poffets Forschung resultiert eine Lösung zu einem grösseren Umweltproblem im Bereich der Wiederverwertung von Klärschlamm. In der Schweiz werden jährlich bis zu 200'000 Tonnen Klärschlamm produziert. Wegen dessen Gehalt an Schwermetallen und anderen organischen Schadstoffen ist die Verwendung von Klärschlamm als Dünger in der Landwirtschaft seit 2006 untersagt. Der Schlamm wird verbrennt, um so die Schwermetalle zu rezyklieren und die restlichen Schadstoffe zu neutralisieren. Diese Entsorgungsart ist aber mit Problemen behaftet, da getrocknetes Klärschlammgranulat in grösseren Lagerbehältern zur Selbstentzündung neigt. Als Ursachen für diese Selbsterwärmung hat das Forschungsprojekt von Martine Poffet eine Kaskade von chemischen Reaktionen eruiert, ausgelöst durch die Oxydation des enthaltenen Eisensulfids und anderer Eisenverbindungen sowie einer exothermen Hydratisierung des trockenen Granulats bei Luftzutritt.
Martine Poffet hat mit der Abwasserreinigungsanlage Bern, dem Bundesamt für Umwelt und dem Verband der Schweizerischen Cementindustrie cemsuisse zusammengearbeitet. An der Umsetzung des Forschungsprojekts beteiligt waren die Universität Freiburg und die Hochschule für Technik und Architektur Freiburg mit der Unterstützung der Förderagentur für Innovation KTI.


Chorafas-Preis
Die 1992 gegründete Stiftung Dimitris N. Chorafas zeichnet jährlich herausragende Forschungsarbeiten des wissenschaftlichen Nachwuchses aus. 2008 geht der mit 4000 Franken dotierte Preis an einen Forscher der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät: Dr. David Ardia erhält den Chorafas-Preis für seine Dissertation in quantitativer Wirtschaftsforschung mit dem Titel «Bayesian Estimation of Single-Regime and Regime-Switzching GARCH Models».

Vigener-Preis
Mit den 1908 gestifteten Joseph Vigener-Preisen, die mit 2'000 Franken dotiert sind, werden jährlich herausragende Diplom-, Master- oder Doktorarbeiten ausgezeichnet. Am Dies Academicus 2008 verleihen drei Fakultäten Vigener-Preise:
- Der Vigener-Preis der Rechtswissenschaftlichen Fakultät geht an Daniela Ivanov für ihre Dissertation mit dem Titel «Die Harmonisierung des Baupolizeirechts unter Einbezug der übrigen Baugesetzgebung». 
- Der Vigener-Preis der Philosophischen Fakultät geht an Caroline Schuster Cordone für ihre Doktorarbeit "Le crépuscule du corps. Images de la vieillesse féminine dans l'art italien à l'aube de l'époque moderne".
- Der Vigener-Preis der Mathematisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät geht an zwei Laureaten: Angèle Monney für ihre Masterarbeit in Chemie «Synthesis of Fluorinated Carbohydrate Analogues, Novel Methodologies based on Gold and Phosphine Catalysis» und Sylvie Chappuis für ihre Masterarbeit in Biochemie «Defective thermogenesis im mPer2Brdml mutant mice & A role of Per2 in circannual thermoregulation».

Preis Jean-Louis Leuba
Die Theologische Fakultät verleiht den mit 1000 Franken dotierten Preis an zwei Laureaten: Alexander Nazarenko für seine Masterarbeit «Der Begriff der Person in der Theologie von Archimandrit Sophrony Sacharov» und Dr. Richard A. Sokolovski für seine Dissertation «Matrix omnium conclusionum. Den Augustinus des Jansenius lesen». Der vom 2005 verstorbenen Pastor Jean-Louis Leuba ins Leben gerufene Preis zeichnet theologische Arbeiten im Bereich Ökumene aus.

Fotos: Die Fotos zur Veranstaltung, der Ehrendoktoren und der PreisträgerInnen können am 15. November ab 17 Uhr unter http://www.unifr.ch/spc/alb/thumbnails.php?album=46  heruntergeladen werden. 
Bitte Copyright Charly Rappo anbringen.

Quelle: Dienst für Kommunikation & Marketing, Tel.: 026 300 70 34, E-mail: marcom@unifr.ch