20.05.2009

Europa im Exil. Jerzy Giedroyc und die Zeitschrift Kultura.


Unter dem Titel "Europa im Exil. Jerzy Giedroyc und die Zeitschrift Kultura." präsentieren die Universität Freiburg und die Stiftung Archivum Helveto-Polonicum vom 26. Mai bis zum 4. Juni 2009 eine Ausstellung sowie eine Vortragsreihe über das aussergewöhnliche redaktionelle, kulturelle und menschliche Abenteuer des Literarischen Instituts und dessen Gründer Jerzy Giedroyc, Ehrendoktor der Freiburger Alma mater.



Nach dem französischen Senat und dem Europäischen Parlament ist es die Universität Freiburg, die die Ausstellung über Jerzy Giedroyc (1906-2000) vom 26. Mai bis zum 4. Juni 2009 in ihrer Ehrenhalle Miséricorde zeigt. Als polnischer Herausgeber im Exil gründete Jerzy Giedroyc während des Zweiten Weltkrieges 1946 in Rom das Literarische Institut und die Zeitschrift Kultura. Das in der ersten Ausgabe bestimmte Ziel war ein dreifaches: die Kultur der polnischen Emigration zu entfalten; die in Polen lebenden Polen zu erreichen und "ihre Überzeugung zu verstärken, dass die ihnen nahestehenden Werte unter den harten Schlägen der nackten Gewalt nicht zusammengebrochen sind" sowie nachzuweisen, dass nach diesem mörderischen Krieg die westliche Zivilisation den notwendigen "Willen zum Leben" für das Überleben Europas besitzt.

Das im Jahre 1947 in das Maison-Laffitte in einem Pariser Vorort verlagerte Institut war nicht nur der Verlag der vom kommunistischen Regime verbotenen politischen Literatur, sondern auch ein Zentrum des unabhängigen politischen und kulturellen Denkens. Offenheit, Pragmatismus und Ablehnung jeglichen Kompromisses waren die Grundsätze seiner politischen Linie. Während seiner redaktionellen Aktivität von über einem halben Jahrhundert veröffentlichte das Literarische Institut 647 Nummern der Zeitschrift Kultura und über 500 Buchtitel (politische, historische, Romane, Essays). Es gab den besten polnischen Schriftstellern seiner Zeit, wie Gombrowicz oder Milosz, das Wort und es übersetzte Autoren wie Koestler, Huxley, Camus, Aron, Orwell, Sacharow und Solschenizyn ins Polnische.

Die Ausstellung ermöglicht es, dieses ausserordentliche Abenteuer eines Mannes, eines Teams, eines Verlags und eines Kultur- und Literarkreises zu verfolgen. Sie hebt auch die alten und die noch immer bestehenden Beziehungen zwischen Freiburg und dem Literarischen Institut, zwischen Freiburg und Polen, hervor.

Am Nachmittag vom 27. Mai wird vor der Vernissage der Ausstellung eine Vortragsreihe (ausschliesslich auf Französisch) stattfinden. Die Vorträge berichten, wie das Literarische Institut und die Zeitschrift Kultura zum freien Denken in Polen und in Europa beigetragen haben und werden die bedeutende Persönlichkeit von Jerzy Giedroyc sowie die von ihm und seinen engen Mitarbeitern einzigartig im Maison-Laffitte entwickelte Stimmung wieder aufleben lassen.


Ausstellungsort : Ehrensaal der Universität Miséricorde, Av de l’Europe 20, 1700 Freiburg
Öffnungszeiten : Mo – Fr 8 bis 22 Uhr, Sa 8 bis 18 Uhr (31.05.09 und 01.06.09 geschlossen)

> Programm der Vorträge [pdf]

Kontakte :
Universität Freiburg, Interfakultäres Institut für Ost- und Ostmitteleuropa :
Prof. Edward Swiderski, 079 750 43 57, edward.swiderski@unifr.ch; Prof. Jens Herlth, 078 904 96 77, jens.herlth@unifr.ch
Stiftung Archivum Helveto-Polonicum : Jacek Sygnarski, 079 821 20 40