07.06.2010

Universität Freiburg erforscht Musik aus Schweizer Klöstern


Der Lehrstuhl für Musikwissenschaft der Universität Freiburg präsentiert im Rahmen eines internationalen Kongresses neueste Ergebnisse aus dem Gebiet der geistlichen Musik. Es handelt sich einerseits um eine Untersuchung des Repertoires der Schweizer Stifts- und Klosterkirchen und andererseits um die Edition unbekannter Musikschätze aus Schweizer Klöstern.



Vom 9. bis 12. Juni findet an der Universität Freiburg unter dem Titel «European Sacred Music, 1550–1800: New Approaches» ein internationaler Kongress statt, organisiert vom Lehrstuhl für Musikwissenschaft der Universität Freiburg in Zusammenarbeit mit der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft sowie Universitätsinstituten und Stiftungen aus Italien und Deutschland. Über 50 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zwölf Ländern präsentieren Forschungsergebnisse und diskutieren neueste Erkenntnisse aus dem Bereich der geistlichen Musik Europas für die Zeit zwischen 1550 und 1800. Auch die Universität Freiburg hat in diesem Bereich Neues zu berichten und stellt die Resultate der beiden unter der Leitung von Prof. Luca Zoppelli am Lehrstuhl für Musikwissenschaft angesiedelten und vom Schweizerischen Nationalfonds finanzierten Forschungsprojekte auf dem Gebiet der geistlichen Musik vor.



Im Projekt «Musical Repertoire in Swiss Collegiate and Monastic Churches» (2009-2010) wurden zwei einzigartige Quellen zur geistlichen Musik in der Schweiz im 17., 18. und frühen 19. Jahrhundert ausgewertet: der Beromünster «Bonus ordo» und das Einsiedler «Kapellmeisterbuch». Für die Untersuchung der Kirchenmusik im frühen 19. Jahrhundert besitzt die Benediktinerabtei Einsiedeln eine einzigartige Quelle, das sogenannte Kapellmeisterbuch. Es handelt sich um ein Tagebuch, das jedes einzelne Musikstück aufzeichnet, das 1805-1884 während der Festtage vom jeweiligen Kapellmeister aufgeführt wurde. Das traditionelle Repertoire umfasste einerseits klostereigene Komponisten und andererseits auch oberitalienische Musik. Mailänder Komponisten wie Fioroni, Sammartini, Galimberti und vor allem Johann Christian, der „Mailänder“ Bach, sind stark präsent. Während nur relativ wenig Musik aus dem Beromünster-Bestand des 17. Jahrhundert überliefert ist, besitzt das Stiftsarchiv eine einzigartige Quelle zum Repertoireaufbau und zum Einsatz der Musik in der Liturgie aus dem Jahre 1696, den «Bonus Ordo», geschrieben vom interimistischen Kapellmeister Bernhard Späni nach jahrelanger Arbeit. Eine Publikation auf der Webseite der Arbeitsstelle Schweiz des Répertoire International des Sources Musicales der aus den Quellen gewonnenen Daten, sowie der vollständigen, digitalisierten Quellen, ist in Vorbereitung.

Der Schwerpunkt des Projekts «Musiques des Monastères suisses / Musik aus Schweizer Klöstern» (2005-2010) ist die Edition einer Reihe von Partituren, die hauptsächlich in den Archiven der Innerschweizer Klöster verwahrt werden. Ziel ist es, eine beachtliche Anzahl von musikalischen Quellen aus dem 17., 18. und 19. Jahrhundert, die sich in Schweizer Klöstern erhalten haben, zu sichten und zu untersuchen und in ihrem historischen und liturgischen Kontext zu deuten. Das Projekt will mittels einer philologisch korrekten Edition die musikalischen Dokumente Forschern und Musikern zugänglich machen. Der Reichtum an Dokumenten und die teilweise hohe musikalische Qualität zeugen von der internationalen Vernetzung der Schweizer Klostermusiker. Die Partituren werden von der Schweizerischen Musikforschenden Gesellschaft beim Verlag Kunzelmann (Adliswil) veröffentlicht. Ausserdem finden seit 2007 Konzerte mit verschiedenen Schweizer Ensembles für alte Musik zu verschiedenen Anlässen statt. Die Konzerte wurden unter anderem von DRS2, Espace 2, RSI Rete Due und Radio Oesterreich 1 ausgestrahlt.

Mittwoch, 9. Juni, 19.30 Uhr, Universität Miséricorde, Saal 2033, Avenue de l’Europe 20, 1700 Freiburg: Präsentation der Ergebnisse und des weiteren Verlaufs der beiden Forschungsprojekte.

Donnerstag, 10. Juni, 20.00 Uhr, Kapelle des Bürgerspitals, Rue de l'Hôpital 2, 1700 Freiburg: «Barocke Solo-Motetten aus Schweizer Klöstern». Zu hören sind Werke, die im Rahmen des Forschungsprojekts untersucht wurden.


Informationen: http://www.unifr.ch/musicologie/musicasacra2010.html

Quelle: Dienst für Kommunikation und Medien, 026 300 70 34, communication@unifr.ch