30.09.2010

9. Vortragsreihe des Vereins Les 4 Vents: «Ich grenze aus, also bin ich?»


Der Verein Les 4 Vents der Universität Freiburg präsentiert in Partnerschaft mit der Direktion für Gesundheit und Soziales des Kantons Freiburg (GSD) seine 9. Vortragsreihe zum Thema «Soziale Ausgrenzung». Damit sollen Probleme der Praxis erkannt und so Stellung genommen werden zu: «Ich grenze aus, also bin ich?»

Das Jahr 2010 ist zum europäischen Jahr der Bekämpfung von sozialer Ausgrenzung und Armut ernannt worden. Was bedeutet diese grosse Herausforderung konkret? Soziale Ausgrenzung ist im alltäglichen Leben überall anzutreffen, sie beeinflusst die menschliche Kommunikation und definiert schlussendlich auch die Gesellschaft, in der wir leben. Ist die soziale Ausgrenzung daher wirklich schädlich und ihre Bekämpfung notwendig? In Partnerschaft mit der Direktion für Gesundheit und Soziales des Kantons Freiburg bietet der Verein Les 4 vents während des Monats Oktober eine Reihe von 4 Vorträgen an. Ziel ist es, die Probleme dieser Thematik besser zu identifizieren und sich mit dieser Realität zu konfrontieren.

Dienstag, 5. Oktober

Sozialpsychologischer Ansatz: «Moi et les Autres. Paradoxes de l'exclusion», von Jean-Luc Lambert, Professor des Heilpädagogischen Instituts der Universität Freiburg.

Die Schaffung der persönlichen und sozialen Identität ist das Ergebnis von Austausch und Kommunikation mit der Aussenwelt. Ich brauche andere, um meine Identität zu bejahen, bin aber gleichzeitig nur mich selbst, wenn ich mich von anderen abgrenze. In unserem Umgang mit der Gesellschaft verwenden wir die Ausgrenzung, indem wir normenbasierende Unterscheidungen treffen. Der Vortrag erklärt die verschiedenen Formen der Abgrenzung und versucht aufzuzeigen, wie der mit der Ausgrenzung verbundene Widerspruch gelöst werden könnte.

Dienstag, 12. Oktober

Wirtschaftspolitischer Ansatz: «Vaincre la pauvreté renforce notre démocratie», von Anne-Claude Demierre, Staatsrätin, Leiterin Gesundheit und Soziales.

Armut und soziale Ausgrenzung führen zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft, welche unsere demokratische Gesellschaft gefährdet. Die Entwicklung und Umsetzung einer Strategie zur Bekämpfung der Armut trägt daher zur Stärkung des sozialen Zusammenhalts und schliesslich auch der Demokratie bei. Der Vortrag beleuchtet die Bemühungen, welche zur Verhinderung einer sozialen Ausgrenzung bereits unternommen worden sind und versucht dabei Faktoren aufzuzeigen, welche zum Gelingen dieser Strategie von entscheidender Bedeutung sind.

Dienstag, 19. Oktober

Interkultureller Ansatz: «L’exclusion sociale : ses multiples facettes, les causes et les conséquences qui en découlent. L’exemple d’un pays africain : le Togo», von Franck Agbekponou Komi, Menschenrechtsaktivist und nationaler Koordinator der «Front Patriotique pour la Démocratie au Togo (FPD)».

Es ist nicht immer eindeutig, was unter dem Begriff «soziale Ausgrenzung» zu verstehen ist. Fest steht jedoch, dass der Begriff in den letzten Jahren trotz seiner Unbestimmtheit einen prominenten Platz in der Debatte um die politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklung erhalten hat. Um den Konturen und dem Inhalt dieses Begriffs näher zu kommen, zeigt der Vortrag am konkreten Beispiel des westafrikanischen Landes, welche Ursachen und Wirkungen die soziale Ausgrenzung in der Gesellschaft hat.

Dienstag, 26. Oktober

Philosophischer Ansatz: «Les droits culturels, premiers facteurs d'inclusion sociale ?», von Patrice Meyer-Bisch, Koordinator des Interdisziplinären Instituts für Ethik und Menschenrechte (IIEDH).

Die Kultur ist zu schön, zu intim, zu frei und zu vielfältig, um ein Gegenstand des Rechts zu sein, und doch kann ohne Zugang zu den kulturellen Ressourcen und ohne kulturelle Freiheit der Mensch keine seiner grundlegenden Rechte und auch Pflichten wahrnehmen. Dass die soziale Bindung in erster Linie aus einer kulturellen Bindung besteht, wird uns gerade angesichts des Problems der sozialen Ausgrenzung bewusst. Warum ist es so schwierig, die kulturellen Rechte wahrzunehmen und sie in den Mittelpunkt der gesellschaftlichen und politischen Debatte zu stellen?

Als Abschluss der Vortragsreihe findet im Anschluss an den letzten Vortrag am 26. Oktober eine Diskussion am runden Tisch statt. Diskutiert wird: «J’exclus donc je suis – Comment agir maintenant ?»


2007 von 5 Studenten der Universität Freiburg gegründet, entstand der Verein Les 4 vents aus der Beobachtung heraus, dass die sozialen Probleme, mit welchen wir uns konfrontieren müssen, immer komplexer werden. Gleichzeitig werden die durch die öffentliche Meinung vermittelten Antworten zunehmend verschönert dargestellt. Les 4 vents will gegen fast-information und ready-to-think kämpfen und möchte das konstruktive Denken eines jeden stärken, indem er einen Rahmen für Reflexion und Meinungsaustausch schafft.

Die Vortragsreihe ist Teil der Ausstellung über die Sozialhilfe mit dem Namen «Si jamais». Mehr Informationen finden Sie auf: www.si-jamais.ch/fr

Ort und Zeit: Alle Vorträge finden um 19 Uhr in Pérolles II statt, Raum F130. Jeder Vortrag dauert 45 Minuten, darauf folgt eine Diskussion mit anschliessendem Apéro und Weiterführung des Gesprächs.

Informationen: www.les4vents.ch

Kontakt: Lionel Alvarez, 079 531 53 20, association.les4vents@gmail.com

Quelle: Dienst für Kommunikation und Medien, 026 300 70 34, communication@unifr.ch