23.11.2010

Preis für Frauen- und Geschlechterforschung 2010 der Universität Freiburg


Am 27. November wird im Rahmen der Promotionsfeier der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg der Preis für Frauen- und Geschlechterforschung 2010 zu gleichen Teilen an zwei Nachwuchsforscherinnen verliehen: Isabelle Zinn für ihre Lizentiatsarbeit, in der sie Frauenkarrieren und deren Repräsentationen soziologisch analysiert und Edith Maienfisch, die sich in ihrer Lizentiatsarbeit geschichtlich mit Lebensläufen von Frauen, die zwischen 1892 und 2002 im Technikum Burgdorf studiert haben, auseinandersetzt.

Der Preis für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Freiburg zeichnet hervorragende Freiburger Arbeiten aus dem Bereich der Frauen- und Geschlechterforschung aus. Der Preis ist mit 3000 Franken dotiert, wird vom Hochschulverein gestiftet und in der Regel jährlich von der Kommission für Gleichstellung vergeben. Die Auszeichnung soll dazu beitragen, das Interesse an der Forschung im Bereich der Frauen- und Geschlechterstudien zu fördern und diesem wissenschaftlichen Ansatz eine grössere Sichtbarkeit zu verleihen. Dieses Jahr wird der Preis für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Freiburg zu gleichen Teilen an Isabelle Zinn und an Edith Maienfisch überreicht.

Karrierefrauen im Fokus

Im Rahmen ihrer Lizentiatsarbeit «Carrières au féminin: entre adaptation stratégique et valorisation d'une différence» beschäftigte sich Isabelle Zinn mit Diskursen von Kaderfrauen über Karriere und Geschlechterbilder. Die Autorin ermittelte, wie diese Frauen ihre Rolle und Arbeit in Führungspositionen beurteilen und wie sie damit umgehen, dass sie sich oft in der Minderheit befinden und wie sie Weiblichkeit mit Positionen vereinen, welche früher ausschliesslich mit Männern assoziiert wurden. Anhand von Geschlechtertheorien untersuchte die Autorin die Bedeutung, welche die Befragten Karrierestrategie, Macht oder Leadership zuordnen. Isabelle Zinns Arbeit zeigt auf, wie die interviewten Frauen solche stark mit männlichen Bildern behafteten Konzepte neu definieren, um sich damit identifizieren zu können. Die Lizentiatsarbeit überzeugt insbesondere durch eine sehr feine Analyse der geführten Interviews, ihre interdisziplinäre Ausrichtung und aufgrund der hohen Aktualität der aufgegriffenen Themen.

Frauen in typischen Männerberufen

In ihrer Lizentiatsarbeit «Das spezifisch frauliche Element: Die Studentinnen des Technikums Burgdorf: eine Spurensuche 1892-2002» stellte Edith Maienfisch ein ausserordentlich grosses Sample von schweizerischen Berufsfrauen aus dem technischen Bereich über das ganze 20. Jahrhundert hinweg zusammen und analysierte dieses. Die Autorin untersuchte die Hindernisse, welche diesen Frauen beim Ergreifen eines Technikstudiums und der späteren Ausübung des entsprechenden Berufs im Wege standen. Andererseits zeigte sie Faktoren auf, welche den beruflichen Werdegang der Burgdorfer Technikstudentinnen positiv beeinflusst haben. Damit erforschte die Autorin auch den Einfluss des sozialen Wandels der vergangenen 30 Jahre und der damit verbundenen Veränderungen bezüglich Geschlechterbildern, Geschlechterarrangements, Rechtsnormen und beruflicher Strukturen. Edith Maienfischs Arbeit zeichnet sich neben den umfangreichen und akribischen biographischen Recherchen in zahlreichen Archiven durch ihre Originalität aus und bildet einen wichtigen Beitrag zu einem kaum erschlossenen Bereich der Geschlechtergeschichte: Die Geschichte von Frauen in typischen Männerberufen wurde sowohl in der Schweiz als auch im internationalen Kontext bisher wenig erforscht.

Gender Studies im Aufwind

In den letzten Jahren baute die Universität Freiburg erfolgreich ein Lehrangebot in Gender Studies auf. Neben deutsch- und französischsprachigen Einführungsveranstaltungen auf Bachelor-Stufe wurde 2009 das Neben- oder Spezialisierungsprogramm auf Master-Stufe: «Gender, Gesellschaft, Sozialpolitik» lanciert. Dieser interdisziplinäre Lehrgang steht unter der akademischen Leitung des Studienbereichs Soziologie, Sozialpolitik und soziale Arbeit. Zudem startete 2009 das Folgeprojekt des vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten ProDoc «Gender: Scripts and Prescripts» der Universitäten Bern und Freiburg.

Der Preis wird am 27. November, im Rahmen der Promotionsfeier der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg verliehen (http://lettres.unifr.ch/de/home/news.html). Die Laudatio wird von Helen Füger, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Freiburg, gehalten.

Am 20. Dezember werden die Preisträgerinnen ihre Lizentiatsarbeiten im Rahmen eines «Lunch égalité» präsentieren. Dieser Anlass ist öffentlich.

Datum und Ort: Promotionsfeier der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg: 27. November 2010
«Lunch égalité»: 20. Dezember 2010, 12.15 Uhr, Cafeteria der Kinderstube, Rue de l’Hôpital 4, 1700 Freiburg, Öffentlicher Anlass

Informationen: www.unifr.ch/fem, www.unifr.ch/gender

Kontakt: Helen Füger, Gleichstellungsbeauftragte der Universität Freiburg, 026 300 70 40, helen.fueger@unifr.ch / Emilienne Kobelt, Koordinatorin Gender Studies, Universität Freiburg, 026 300 70 44, emilienne.kobelt@unifr.ch
Dienststelle für Gleichstellung der Universität Freiburg, 026 300 70 40/44, egalite@unifr.ch

Quelle: Dienst für Kommunikation und Medien, 026 300 70 34, communication@unifr.ch