29.01.2013

Klinische Kompetenzen dank Schauspielpatienten


Drei Jahre nach der Einführung des 3. Studienjahres in Medizin zieht das Departement für Medizin der Universität Freiburg eine erfolgreiche Bilanz des Lehr- und Evaluationsprogrammes im Bereich der klinischen Kompetenzen. Ein grosser Teil dieser Lorbeeren geht dabei an die Männer und Frauen, die sich als "falsche" Patienten zur Verfügung stellen.



Das Programm der sogenannten Standardisierten Patienten (SPs) oder Schauspielpatienten wurde im Jahre 2009 gestartet mit dem Ziel, die Vorgaben der Lehre und Evaluation klinischer Kompetenzen zu erfüllen, welche sich aus der Einführung des 3. Studienjahres für Medizin ergaben. Zur Erreichung des Titels Bachelor of Medicine im Bereich Humanmedizin müssen alle Studierenden des 3. Studienjahres in Medizin an der Universität Freiburg ihre Kompetenzen an Standardisierten Patienten testen; dies im Rahmen von über 50 Lehrsitzungen von einer oder zwei Stunden Dauer. Am Ende des 3. Studienjahres werden die Studierenden an einer Examenssession evaluiert, welche verschiedene medizinische Diagnosestellungen an Schauspielpatienten umfasst. Die «falschen» Patienten werden darauf vorbereitet, eine breite Palette medizinischer Probleme simulieren zu können, dazu gehören sowohl physische Leiden (Rücken- oder Kopfschmerzen, Beschwerden im Abdomen etc.), psychologische Probleme, Altersbeschwerden oder auch eine Kombination daraus.

Bewährte Methode

Der Bedarf an Standardisierten Patienten ist seit der ersten Examenssession im Juni 2010 stetig angestiegen. Im Jahr 2012 wurden für 76 Studierende insgesamt 73 Standardisierte Patienten und rund 20 «richtige» Patienten (mit chronischen Erkrankungen) für die Lehre im Bereich der klinischen Kompetenzen eingesetzt. Eine kleine Anzahl an Standardisierten Patienten wurde auch zur Evaluation der erlernten Kompetenzen im Rahmen der Prüfungen aufgeboten. 2013 wird die Zahl der Schauspielpatienten noch höher sein, da aktuell rund 100 Abschlussanwärterinnen und -anwärter eingeschrieben sind für den Bachelor of Medicine, der seit seiner Einführung im September 2009 eine steile Erfolgsquote aufweist: 21 Studierende zählten die Studienjahre 2009-2010, 43 in den Jahren 2010-2011, 80 waren es 2011-2012 und 96 schliesslich 2012-2013.

Das Zurückgreifen auf Standardisierte Patienten ist eine aus den USA importierte Methode der 1960er Jahre. In der Schweiz und Europa wird seit den 1980er Jahren mit Schauspielpatienten gearbeitet. Anders als in den Staaten, sind sogenannt invasive Eingriffe an den Patienten in der Schweiz und Europa aber verboten, d.h. kein Patient darf beispielsweise einer gynäkologischen Untersuchung unterzogen werden und auch Blutabnahmen und Röntgenaufnahmen sind nicht erlaubt. Die Untersuchungen an den Standardisierten Patienten beschränken sich auf einfache und schmerzlose Gesten wie das Abhören des Herzens oder der Lunge, das Ertasten des Thorax, des Abdomens oder auch des Gesichts, das Durchführen von Reflextesten, das Pulsfühlen etc. Die Studierenden der Universität Freiburg seien mit dieser Ausbildung zu 100 Prozent zufrieden, wie eine unter den Medizinstudierenden durchgeführte Umfrage ergeben habe, so Dr. Maria Teresa Alfonso Roca, Medical Educator am Departement für Medizin der Universität Freiburg.

Mangel an deutschsprachigen Patienten

Die Universität Freiburg bietet den Studierenden die Möglichkeit, den Kursus in französischer oder deutscher Sprache oder auch zweisprachig zu absolvieren. Entsprechend muss die Rekrutierung der Schauspielpatienten ebenfalls in beiden Sprachen erfolge. Aktuell umfasst die Datenbank an Standardisierten Patienten um die 100 Personen, davon sind rund zwei Drittel französischsprachig. Es gelte nun, den Akzent bei der Rekrutierung auf deutschsprachige Patienten zu legen, da zwei Drittel der Studierenden deutscher Muttersprache sind, so Isabelle Schouwey, Verantwortliche des Programms Standardisierter Patienten.

Informationen und Kontakt:
Catherine Girard, Departement für Medizin, Universität Freiburg, Rue de Rome 2, 1700 Freiburg, 026 300 94 44, catherine.girard@unifr.ch