Seminar: "Die Arche, die Schiffbruch erlitt". Apokalyptische Spuren in der Literatur

Verantwortlich: Prof. Barbara Hallensleben (in Zusammenarbeit mit Dario Colombo, Dipl.ass.)

Mittwoch, 13h30-15h00, Raum 4120, (BA und) MA - 4 CP

Beschreibung: „Schiffbruch mit Zuschauer“ nennt der Philosoph Hans Blumenberg eines seiner Werke. Der Titel betrifft das menschliche Denken: Mit Platons Sokrates plädiert Blumenberg für die „zweite Schifffahrt“, die gewagt wird, nachdem die logische Sicherheit verloren ist. Wer hier am Ufer bleibt, verweigert sich dem Wagnis des Lebens. Wer aufbricht, lässt den Begriff zurück und mag zu Mythos und Metapher gelangen – zu einer „Theorie der Unbegrifflichkeit“, in die Blumenbergs Werk mündet. Die Dichtung verzichtet auf die Theorie und gibt dem Unbegrifflichen Raum im Wort. Der eschatologische Vorblick, den die Bibel uns in der Offenbarung des Johannes und anderen „Apokalypsen“ gibt, kann der Sache nach nur in Bildern sprechen. Der Schriftsteller Edzard Schaper (1908-1984), der sein bewegtes Leben im literarischen Schreiben verarbeitete, deckt mit seinen Erzählungen – darunter „Die Arche, die Schiffbruch erlitt“ – apokalyptische Spuren in „vielen Leben“ auf. Bei ihm und in weiteren Zeugnissen der Weltliteratur gehen wir auf die Suche nach Spuren dessen, was die Dogmatik in der Eschatologie zu formulieren versucht.

Literatur: Edzard Schaper, Geschichten aus vielen Leben. Sämtliche Erzählungen, Zürich – München 1977; ders. (Hg.), Petter Moens Tagebuch, Frankfurt a.M. – Hamburg 1959; ders., Der Abfall vom Menschen, Olten – Freiburg i.Br. 1961; Hans Blumenberg, Schiffbruch mit Zuschauer, Frankfurt a.M. (1979) 1997.