Material zur Vorlesung und Hinweise zur Evaluation
Die Materialien für diese Vorlesung, die als Grundlage für die Evaluation/Prüfung dienen, sind inzwischen auf dieser Seite vollständig hochgeladen. Zur Erläuterung:
- Die ersten thematischen Einheiten folgen der wöchentlichen Vorlesungsstruktur (bis 21. April 2020).
- Anschließend folgen zwei Lektüreaufgaben: 1) ein größerer Abschnitt aus Erich Przywaras Überlegungen zur "Analogia entis", 2) (mindestens) ein Text (nach Ihrer Wahl) als Einblick in die gegenwärtige neue Debatte um die Analogielehre im Kontext theologischer Grundfragen im englischen Sprachraum.
- Zu den beiden Lektüreaufgaben erwarte ich jeweils eine schriftliche Rückmeldung von 2-3 Seiten unter Berücksichtigung der Fragen: Was sind die Hauptgedanken des Textes? Was sagt der Text über die Bedeutung der Analogielehre für die Theologie?
Die Vorlesung wird in der Regel durch folgende Studienleistungen abgeschlossen:
- Erarbeitung des Inhalts aller Vorlesungstexte (bis 21. April).
- Bearbeitung der beiden Lektüreaufgaben; schriftliche Zusendung an barbara.hallensleben@unifr.ch; Sie erhalten zu Ihrem Text eine schriftliche Rückmeldung.
- Wenn die schriftlichen Statements als angenommen gelten, kann die Vorlesung durch ein Abschlussgespräch evaluiert werden: Wenn die Prüfung bis Beginn des Herbstsemesters warten kann, findet das Evaluationsgespräch (so hoffen wir!) wie üblich als mündliche Prüfung im Büro statt; wenn Sie die Vorlesung zu Semesterende abschließen wollen, kann die Evaluation als telefonisches Auswertungsgespräch erfolgen. Sie können dabei Ihre Vorlesungsunterlagen als Grundlage benutzen; das Gespräch beginnt mit einer Darstellung Ihres Lernweges, Ihrer Lernergebnisse und Ihrer offenen Fragen. Termine können per e-mail mit mir verabredet werden. Evaluationsgesprächs sind auch während des Sommers möglich.
- Andere Absprachen unter Wahrung der Studienziele bleiben möglich. Bitte kontaktieren Sie mich mit Ihren Vorschlägen per e-mail: barbara.hallensleben@unifr.ch
Vorlesung Dogmatik: Die Neuentdeckung der Analogie
Verantwortlich: Prof. Dr. Barbara Hallensleben
Dienstag, 10h15 - 11h00 * Raum MIS 3025 * 1 oder 1,5 CP (je nach Studienprogramm)
Beschreibung: Nach ihrer Vorgeschichte in der griechischen Mathematik und Philosophie wird die Rede von der Analogie in der Scholastik zu einem Element theologischer Erkenntnislehre: Mit ihrer Hilfe wird darüber nachgedacht, inwieweit menschliche Begriffe die Wirklichkeit Gottes erfassen und ausdrücken können. In ihrem sprachlichen Aspekt ist die Analogielehre eine Weise der Prädikation, bei der die Analogie die Mitte zwischen der Univokation (Eindeutigkeit) und Äquivokation (Vieldeutigkeit) einnimmt. Auf ontologischer Ebene ist die Analogielehre mit der Partizipationsmetaphysik verbunden und zeigt auf, wie die geschöpfliche Wirklichkeit in Einheit und Differenz im göttlichen Sein gründet. Die Analogielehre findet eine wegweisende Formulierung bei Thomas von Aquin (STh I,13). Die Vorlesung zeigt die Entstehung, die theologische Bedeutung, die kontroverse Rezeption und die heutige Neuentdeckung der Analogielehre im Anschluss an Erich Przywaras Werk „Analogia Entis“ auf.
Studienziele: die Entstehungsgeschichte der Analogielehre kennen; Grund und Form ihrer Rezeption in der Theologie verstehen; die umstrittene Rezeption der Analogielehre nachvollziehen können; die heutige Neuentdeckung der Analogielehre in ihrer Bedeutung für das theologische Arbeiten würdigen können.
Literatur: Wolfgang Kluxen u.a., Art. „Analogie“ in: Historisches Wörterbuch der Philosophie, Band 1, Basel 1971, 214-229; Wolfhart Pannenberg, Analogie und Offenbarung. Eine kritische Untersuchung zur Geschichte des Analogiebegriffs in der Lehre von der Gotteserkenntnis (1955), Göttingen 2007; Lorenz Bruno Puntel, Analogie und Geschichtlichkeit, Freiburg i.Br. 1969; Erich Przywara, Analogia entis. Metaphysik, Einsiedeln 1962; Johannes Hoff, The Analogical Turn. Rethinking Modernity with Nicholas of Cusa, Grand Rapids, Michigan 2013.
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Arbeitsaufgabe bis Semesterende: Zur neuen Rezeption der Analogielehre im englischen Sprachraum
Wie Sie sicher gemerkt haben, sind die Werke von Erich Przywara eine anspruchsvolle, aber auch bereichernde Lektüre. Um so erstaunlicher ist es, dass Przywara seit einigen Jahren im anglophonen Bereich intensiv rezipiert und diskutiert wird, nicht nur als einzelner Autor, sondern im Rahmen einer neuen Debatte um die Analogielehre. Diese Debatte ist verbunden mit der Grundsatzfrage nach der Aufgabe und Methode der Theologie. Zusammengefasst werden unter der Abkürzung "TADt" drei Problemkreise: Transzendentalien (transcendentals, d.h. transkategoriale Bestimmungen des Seins, wie "sein", "gut", "wahr", "schön"), Analogie (analogy) und göttliche Transzendenz (divine transcendence). Die Analogielehre wird auf neue Weise mit der Gottesfrage verbunden: Wie und unter welchen Bedingungen können wissenschaftlich relevante Aussagen über Gott gemacht werden? Aber auch die innergeschöpfliche Analogie wird unter dem Aspekt der "Transzendentalien" neu thematisiert: Welche Gemeinsamkeit fundiert die Aussagen über alles Seiende, um im Raum von Ähnlichkeit und Unähnlichkeit die Dinge/Wirklichkeiten vom Ganzen her in ihrer einzigartigen Besonderheit zu bestimmen?
Unter den zahllosen Artikeln habe ich einige wenige ausgewählt und erwarte zur Vorbereitung der Evaluation der Vorlesung, dass Sie (mindestens) einen dieser Texte lesen. Dazu steht Ihnen eine Auswahl zur Verfügung:
1) Meine Empfehlung: Lesen Sie den Beitrag von William Desmond für das renommierte "Oxford Handbook of Catholic Theology" 2019 zum Thema "Analogie und das Schicksal der Vernunft" (Analogy and the Fate of Reason). Diesen Artikel habe ich für Sie vollständig ins Deutsche übersetzt. In dem Zwei-Spalten-Druck können Sie aber auch einen Blick auf den englischen Text werfen.
Download eines Interviews mit John Milbank über das Denken von William Desmond
2) John Betz, The Analogia Entis as a standard of Catholic engagement: Erich Przywara's Critique of Phenomenology and Dialectical Theology (2019):
Dieser Beitrag knüpft ausdrücklich an Erich Przywara an (Betz gehört zu den Initiatoren und Herausgebern der englischen Übersetzung) und würdigt seine Gestalt im historischen Kontext. Der Autor zeigt darüber hinaus auf - wie der Titel besagt -, dass die Analogielehre eng mit der Frage nach dem Rationalitätsverständnis für eine heutige Theologie verbunden ist.
Download des Artikels von Przywara "Sein im Scheitern - Sein im Aufgang", auf den Betz Bezug nimmt, um die Widerstandsfähigkeit der Analogielehre gegen totalitäre Konzepte aufzuweisen.
3) Lexi Eikelboom (University of Oxford), Erich Przywara and Giorgio Agamben: Rhythm as a Space for Dialogue Between Catholic Metaphysics and Postmodernism:
Eikelboom vergleicht die "klassische" Position von Erich Przywara und benennt unerwartete Übereinstimmungen mit dem von ihm als "postmodern" eingestuften Denken des italienischen Philosophen Giorgio Agamben.
4) John Betz, Christian Metaphysics
2018 und 2019 hat John Betz - im Kontext der englischsprachigen Przywara-Rezeption - Beiträge zur Bedeutung der Metaphysik im Kontext einer ökumenisch verantworteten Theologie verfasst
John Betz, After Heidegger and Marion: The Task of Christian Metaphysics (2018)
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Arbeitsaufgabe bis 30. April: Lektüre eines Textes von Erich Przywara SJ zur "Analogia entis"
Nach einigem Nachdenken schien es mir besser, in der Zeit der suspendierten Präsenzveranstaltungen nicht einer "Vorlesungsstruktur" folgen, sondern Ihnen einen Schlüsseltext zur persönlichen Erarbeitung zur Verfügung zu stellen. Dafür habe ich Erich Przywaras grundlegenden Beitrag über die "Analogia entis" von 1926 (vor seinem Buch "Analogia entis" von 1932) ausgewählt. Sie haben mit der Erarbeitung dieses Beitrags von Przywara mehrere Vorteile:
- Sie werden mit einem Klassiker der Theologiegeschichte des 20. Jahrhunderts vertraut.
- Przywara selbst situiert sich in der Geschichte der Philosophie und der Theologie und gibt in Abschnitt III.1 einen geschichtlichen Überblick.
- Sie erhalten von Przywara eine Erläuterung über die Notwendigkeit, die Bedeutung und die Tragweite der Analogie im theologischen Arbeiten.
- Wenn Sie sich diesen Text sorgfältig erarbeitet haben, können wir uns ohne größere Mühe die neuen Ansätze zur Rezeption der Analogielehre erarbeiten.
Fragen zur Bearbeitung (bitte formulieren Sie die Ergebnisse Ihrer Lektüre auf 2-3 Seiten schriftlich):
- In welchem Rahmen situiert Przywara seine Darstellung der Analogielehre?
- Von welchem anderen Denkformen grenzt Przywara die Analogia entis ab?
- Was ist nach Przywara die besondere Leistungsfähigkeit der Analogia entis?
Sie können mir den von Ihnen erarbeiteten Text zusenden, sobald er fertiggestellt ist - und Sie werden von mir eine Rückmeldung erhalten.
- 21. April 2020: "Gott in uns und Gott über uns": Einführung in Erich Przywara SJ
- 7. April 2020: Thomas de Vio Cajetan - der "Doctor analogiae"
- 31. März 2020: Der große Umbruch: Duns Scotus und das Plädoyer für die Univozität
- 24. März 2020: Die Definition der Analogie durch das IV. Laterankonzil
- 17. März 2020: Analogielehre bei Thomas von Aquin (2)
- 10. März 2020: Analogielehre bei Thomas von Aquin
- 3. März 2020: Zur geschichtlichen Entwicklung der Analogielehre
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25. Februar 2020: Eine Erfindung des Antichrist? Hans Urs von Balthasar im Dialog mit Karl Barth
- verbunden mit der Lektüre des Textes von Hans Urs von Balthasar (vgl. Vorlesung vom 18. Februar)
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18. Februar 2020: Einführung in die Fragestellung
Arbeitspapier zur Vorlesung ...
Ausführlichere Darstellung ...
Karl Barth, Vorwort zur "Kirchlichen Dogmatik", Band I ...
Vgl. Benjamin Dahlke, Balthasar im Dialog mit Barth: IKZ 48 (2019) 438-446: online
- Arbeitsmaterial zur Vorlesung