Hinweise zur "vorlesungsfreien Zeit" bis 30. April 2020
Die Vorlesung "Einführung in die Theologie der Ökumene" ist bereits weit fortgeschritten. Aus diesem Grunde schlage ich vor, dass wir bei den thematischen Einheiten der noch ausstehenden Vorlesungen bleiben: Luther - Calvin - Ökumenische Bewegung - Kirchliche Erneuerung in ökumenischer Perspektive.
Sie finden zu jedem "Vorlesungstermin" Arbeitsunterlagen und Fragen, die Sie bitte knapp schriftlich auf etwa einer Seite beantworten sollten.
Für die gemeinsame Evaluation werden wir uns in diesem Falle auf die Besprechung der Vorlesungsetappen konzentrieren.
Sobald die Vorlesungen wieder aufgenommen werden, biete ich Ihnen auch an, dass wir - ohne zusätzliche Studienleistungen - zur gewohnten Zeit die erarbeiteten Themen nachbesprechen (zumindest soweit Sie das wünschen).
Theologie der Ökumene - Westkirchen (FS 2020)
Verantwortlich: Prof. Barbara Hallensleben
Montag, 13h30–15h00 (7 x 2h) * Raum 4128 * BA – 1 oder 1,5 CP (je nach Studienprogramm)
Beschreibung: In Westeuropa bezeichnet das Wort „Ökumene” in erster Linie das Verhältnis zwischen der katholischen und der reformatorischen Ausprägung des Christseins, wie sie aus der Kirchenspaltung des 16. Jahrhunderts hervorgegangen sind. Doch hier handelt es sich eigentlich um eine „Familienstreitigkeit“ innerhalb der westkirchlich-lateinischen Tradition. Die Vorlesung öffnet den Blick dafür, dass die Christenheit vielgestaltiger ist. Der weiter gefasste ökumenische Dialog, der auch die altorientalischen und die orthodoxen Kirchen, die anglikanische Communio und die evangelikale und freikirchliche Welt einbezieht, bringt ungeahnte Aspekte im christlichen Zeugnis ans Licht und kann helfen, festgefahrene Debatten neu lebendig werden zu lassen. Zugleich fragt die Vorlesung nach den Kriterien, wie eine berechtigte und wünschenswerte Vielfalt des kirchlichen Zeugnisses von Spaltungen zu unterscheiden ist, die dem Gemeinschaft stiftenden Geist Jesu Christi widersprechen.
Studienziele: die Begriffe „Ökumene“ und „Katholizität“ theologisch bestimmen können; die Geschichte der Spaltungen und Entfremdungen und die Suche nach einem gemeinsamen Zeugnis für Einheit des Leibes Christi, insbesondere in der westkirchlichen Tradition, in ihren Grundzügen kennen; die ekklesiologische Grundfrage westkirchlicher Ökumene theologisch benennen sowie ihre Konsequenzen für die Ökumenische Bewegung durchdenken können.
Literatur: Handbuch der Ökumenik, hg. von Hans Jörg Urban / Harald Wagner, 3 Bde, Paderborn 1985 / 1986 / 1987; Dokumente wachsender Übereinstimmung. Sämtliche Berichte und Konsenstexte interkonfessioneller Gespräche auf Weltebene, 4 Bde (I: 1931–1982; II: 1982–1990; III: 1990–2001: IV: 2001–2010), 21991/1992/2003/2012; Päpstlicher Rat zur Förderung der Einheit der Christen, Direktorium zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus (25. März 1993) (= Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 110), Bonn 1993; Kleine Konfessionskunde, hg. vom Johann-Adam-Möhler-Institut, Paderborn 1996; Peter Neuner, Ökumenische Theologie. Die Suche nach der Einheit der christlichen Kirchen, Darmstadt 1997; Friederike Nüssel / Dorothea Sattler, Einführung in die ökumenische Theologie, Darmstadt 2008.
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Gemeinsame Evaluation: Datum wird gemeinsam gesucht!
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6. April 2020: Ökumenische Initiativen kirchlicher Erneuerung
Einblick in das "erweckliche Christentum" (Gastvortrag von Prof. Dr. Stefan Schweyer, STH Basel)
Frage zum Bearbeiten: Wie ändern sich in der "Charta Oecumenica" auf europäischer Ebene der Stil und die Zielsetzung ökumenischer Dialoge?
Kardinal Kurt Koch: Reform der Kirche durch die Identität stiftende Kraft des Wortes Gottes in ökumenischer Sicht (in: ders., Erneuerung und Einheit. EIn Plädoyer für mehr Ökumene, Ostfildern 2018, 127-149).
Fragen zum Bearbeiten:
- Wie verbindet Kardinal Koch in seinem Beitrag Reform, Reformation und das Streben nach kirchlicher Einheit?
- Nennen Sie aus Ihrer Erfahrung Beispiele von Begegnungen mit Christen anderer Traditionen, die Sie als Bereicherung und Vertiefung Ihres eigenen Glaubens erfahren haben.
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30. März 2020: Kleine Geschichte der Ökumenischen Bewegung – Öffnung der Horizonte auf andere christliche Traditionen
Diagramm zur Geschichte der Ökumenischen Bewegung seit etwa 1900 ...
Selbstdarstellung der Geschichte des Weltrates der Kirchen auf dessen Webseite ...
Toronto-Erklärung der Weltrates der Kirchen von 1950
Aktuelle Verfassung und Satzung des Weltrates der Kirchen vom 30. Oktober 2013 (während der 10. Vollversammlung des ÖRK in Busan, Korea, geändert)
Homepage des Weltrates der Kirchen
Fragen zur Bearbeitung:- Welche Gründe haben zur Entstehung des Weltrates der Kirchen geführt?
- Wie stellt der Weltrat der Kirchen seine ekklesiologische Bedeutung dar - angesichts der Tatsache, dass er die Einheit der Kirche(n) fördern will, selbst aber keine Kirche ist und sein will?
- Wenn Sie die Webseite des Weltrates der Kirchen anschauen: Welche aktuellen Schwerpunkte im Selbstverständnis und bei den Aktivitäten entdecken Sie?
- Schauen Sie die Unterseite mit den "Mitgliedskirchen" an und öffnen Sie die Darstellungen von einigen Kirchen, von denen Sie noch nie gehört haben ...
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23. März 2020: Jean Calvins Profil als Reformator / Die neue Verfassung des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes
Ein wenig geschichtlicher Hintergrund: Johannes Calvin und die Reformation in Genf, aus: Erwin Iserloh, Geschichte und Theologie der Reformation im Grundriss, Paderborn 21982, 138-148.
Johannes Calvin - eine Einführung
Calvins Werke online (einschließlich der "Institutio")
Frage zur Bearbeitung: Was ist charakteristisch für Calvin als Reformator? Was unterscheidet ihn nach Ihren Kenntnissen von Martin Luther? Welches Anliegen finden Sie in Calvins Schriften besonders betont?
Die neue Verfassung der "Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz" (EKS; seit 1. Januar 2020 - bislang "Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund", SEK)
Frage zur Bearbeitung: Woran lässt sich besonders gut erkennen, dass die EKS aus einem "Kirchenbund" zur "Kirche" im Singular übergegangen ist? In welchem Verhältnis steht das "spezifisch Reformierte" zum "verbindend Christlichen"? (Beachten Sie vor allem die ersten 17 Paragraphen, weniger die restlichen, eher organisatorischen Regelungen).
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16. März 2020: Martin Luthers reformatorisches Erlebnis – Die Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre (1999)
Quellen zur lutherischen "Rechtfertigungslehre"
Frage zur Bearbeitung: Was bedeutet "Rechtfertigung" im Selbstzeugnis Luthers? (die übrigen Texte können Sie aus Interesse ebenfalls lesen)
"Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" (1999)
Frage zur Bearbeitung: Mit welcher Methode wird im Abschnitt 4. nach einem Konsens gesucht (Wir bekennen gemeinsam - Katholiken sagen ... - Lutheraner sagen ...)? Wie beurteilen Sie die Tragfähigkeit dieser Methode?
Suchen Sie sich eine Fragestellung (aus 4.1 bis 4.7) aus und überlegen Sie, ob Sie diesen Abschnitt unterschrieben hätten, wenn Sie Mitglied der Dialogkommission gewesen wären? Wenn ja, warum? Wenn nein, warum nicht?
Wenn Sie mehr über Luther wissen wollen, suchen Sie sich einen der Aufsätze des katholischen Lutherexperten Erwin Iserloh aus:
Link zu den Aufsätzen von Erwin Iserloh zur Reformationsgeschichte
... und noch ein Preisrätsel (mit Auflösungen): Katholisch oder lutherisch? (von Prof. Vinzenz Pfnür zusammengestellt)
Ergänzender Kommentar:
1) Wenn Sie Luthers Text nochmals lesen, dann fällt dort eine Sprache auf, die über die biblische Terminologie des Paulus hinausgeht: Luther "hasst" Gott, "zürnt" ihm etc. Hier geht es um mehr als um die Entdeckung des gnädigen, den Menschen beschenkenden Gott: Luther ist einer der ersten "modernen" Menschen, die sich als "starkes Subjekt" mit "freiem Willen" empfinden und ebenso von Gott zu denken beginnen. Dadurch entsteht das Gefühl einer Konkurrenz und einer Bedrohung: Wenn Gott so frei und willkürlich entscheidet wie ich potenziell es könnte, dann bin ich nicht sicher, ob er nicht auch mit mir/mit uns willkürlich umgeht.
Die spätmittelalterliche Theologie, die sehr stark Gottes freien Willen betonte, bestärkte Luther in dieser Sicht. Dort unterschied man zwischen der "potentia absoluta" Gottes, der souveränen, "absoluten" Vollmacht, in der Gott alles zu tun vermag, und der "potentia ordinata", in der Gott sich auf eine bestimmte Heilsordnung festlegt. Natürlich bleibt immer die Angst, Gott könne auf seine "absolut Vollmacht" zurückgreifen.
Im Hintergrund der Debatte um die Rechtfertigung steht also nicht nur eine "schlechte Religionspädagogik", die den strafenden Gott hervorhebt, sondern ein neues Lebensgefühl, das erst noch theologisch verarbeitet werden muss:
- einerseits der als Konkurrenz verstandene Gott
- andererseits der Mensch, der seine Existenz als freien, selbstbezogenes, "ich" sagendes Subjekt selbst als "Sünde", als "gottwidrig" erfährt und nicht recht weiß, wie er diesem Lebensgefühl entkommen kann.
2) Die "Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre" ist ein großer Schritt im katholisch-lutherischen Dialog. Schon formal bestand allerdings die Schwierigkeit zu klären, wer eigentlich die Partner des Dialogs sind: Die "Katholische Kirche" kann das Dokument für die gesamte Kirche als verbindlich annehmen. Auf lutherischer Seite war der Partner der "Lutherische Weltbund", der kein Weisungsrecht für seine Mitgliedskirchen hat. So haben einzelne Mitgliedskirchen die GE nicht unterschrieben ... Andererseits hat ganz offenbar die neue Rolle des "Lutherischen Weltbundes" zu einer Art "Verkirchlichung" dieses Zusammenschlusses gefunden.
Interessant ist auch, dass eine große Zahl von protestantischen Theologen gegen die GE "protestiert" haben. Sie hatten wohl die Furcht: Wenn die Rechtfertigungslehre der Kernbestand der Reformation ist und darin Einigkeit besteht, dann gibt es keinen Grund mehr für die Trennung ...
Dass dann doch eine Unterschrift erfolgte, zeigt einen Vorrang der "kirchlichen" vor der "theologischen" Perspektive.
3) Die Methode des differenzierten Konsenses ist in der Tat ein sehr fruchtbarer Weg des Dialogs. Doch es gibt auch Grenzen: Wenn neben der Gemeinsamkeit die verschiedenen Aussagen auf "katholische" und "protestantische" Weise formuliert werden, dann muss überprüft werden:
- Ist die jeweilige konfessionelle Formulierung wirklich mit der gemeinsamen Formulierung kompatibel?
- Werden die Partner nicht beruhigt weiterhin zu ihrer eigenen Formulierung zurückkehren und im Grunde keinen Wandeln auf Versöhnung hin vollziehen?
Oft wurde bemängelt, dass die GE nicht zu einem wirklichen Schritt gemeinsamen Kirche-Seins geführt hat, sondern eher historische Debatten theologisch aufgearbeitet hat.
Die neue, künftige Aufgabe für den ökumenischen Dialog wird wohl darin liegen, die theologische Einigung umzumünzen in Schritte zum gemeinsamen kirchlichen Leben ...
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9. März 2020: Fallstudien: 1) Die Freude der Gemeinschaft - 2) Der Schmerz der Trennung - 3) Unausgeschöpfte Möglichkeiten: der „Austausch der Gaben“
Aufgabe zur Vorbereitung auf diese Vorlesung:
1) Wählen Sie eine Frage zur Gemeinschaft der Christen verschiedener christlicher Tradition in den Sakramenten aus Ihrem Erfahrungsbereich aus.
2) Versuchen Sie, anhand des "Direktoriums zur Ausführung der Prinzipien und Normen über den Ökumenismus" (25. März 1993) herauszufinden, wie man vom katholischen Standpunkt aus diese Situation beurteilen müsste. Sie finden den Text(auszug) unter dem 24. Februar.
3) Formulieren Sie (knapp schriftlich) einen theologische begründeten Lösungsversuch aus Ihrer Perspektive. (Sie dürfen dabei vom Direktorium abweichen - bitte begründet).
- 2. März 2020: Weltanschauliche Divergenzen im Eucharistieverständnis. Möglichkeiten, Grenzen, Aufgaben auf dem Weg zum gemeinsamen Abendmahl
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24. Februar 2020: Grundlegung des katholischen Verständnisses der Ökumene
Dokumente für das katholische Verständnis des ökumenischen Engagements :
Enzyklika "Mortalium animos" von Papst Pius XI. (6. Januar 1928)
II. Vatikanisches Konzil, Dekret über den Ökumenismus (Unitatis Redintegratio) (21. November 1964)
II. Vatikanisches Konzil, Konstitution über die Kirche (Lumen Gentium) (21. November 1964) (Auszug)
- 17. Februar 2020: Ökumene – biblische Hinführung