Ruhe Und Bewegung
Die Körperbewegung in der römischen Dichtung von Catull bis Ovid
Dieses Projekt erforscht die Rolle der Körperbewegung in der römischen Dichtung von Catull bis Ovid, und zwar besonders im Hinblick auf das Dichten selbst. Wie wirkt Körperbewegung auf den Prozess des Dichtens ein? Welchen Ausdruck findet Körperbewegung in der Dichtung?
Inhalt und Ziel des Forschungsprojekts
Die Dichtung der ausgehenden Republik und der beginnenden Kaiserzeit zeigt uns singende oder dichtende Figuren in Bewegung: die Parzen (Schicksalsgöttinnen) lassen ihren Körper bei der Arbeit hin- und herschwingen, während sie den Schicksalsfaden spinnen und dazu ihr Lied singen (Catull 64); der schlaflose Dichter wälzt sich im Bett hin und her, bevor er endlich ein Gedicht dichtet (Catull 50); bei Horaz tritt uns der Dichter als Gladiator oder Rennpferd, als Seiltänzer oder Pantomime entgegen, bei Properz wird das Gedicht selbst als Körper einer tanzenden Frau vorgestellt (Prop. 2.1). Diese ikonischen Figuren und Motive werden nun erstmals zusammen untersucht. Dabei wird das Verhältnis zur griechischen Dichtung neu beleuchtet: wie werden lyrische Modelle aufgenommen, die ursprünglich musikalisch und zum Teil auch tänzerisch aufgeführt wurden? Wie fliesst die Erinnerung an diese Praktiken in den römischen Kontext ein, wo die Gedichte nicht mehr aufgeführt werden? Inwiefern bleibt der Körper und seine Bewegungen trotzdem in der Dichtung präsent, wie gibt er Emotionen eine konkrete und erfahrbare Gestalt? Indem das Projekt den Körper ins Zentrum stellt, geht es über die Dichotomie von Stimme und Schrift hinaus, die in der Forschung lange privilegiert wurde und die den Blick auf den Körper verdeckte.
Das Projekt umfasst verschiedene Forschungsvorhaben zur bukolischen, lyrischen, elegischen, satirischen und epigrammatischen Dichtung sowie zum philosophischen Konzept des animi motus, der inneren Regung oder Emotion.