Forschungsprojekte an der Philosophischen Fakultät

Urban Bricolage. Extrahieren, Entwerfen und Bauen mit wiederverwendeten Baumaterialien

Eine vom BAFU (Bundesamt für Umwelt) in Auftrag gegebene Studie hat 2020 festgestellt, dass die Wiederverwendung von Baumaterialien zur Reduktion von CO2-Emissionen zur Erreichung des Klimaziels 2050 und zur Energiestrategie 2050 beitragen kann. In der Bauwirtschaft wird bereits viel über kreislauffähige Materialien und Prozesse gesprochen, aber die Umsetzung ist herausfordernd: Während Recycling von Materialien insbesondere für den Strassenbau sehr verbreitet ist, findet eine Wiederverwendung/Reuse von ganzen Bauteilen aus abgerissenen Häusern immer noch selten statt.

Das von ass. Prof. Madlen Kobi geleitete Forschungsprojekt «Urban Bricolage» an der Einheit für Sozialanthropologie (Departement für Sozialwissenschaften) untersucht die notwendige Arbeitskraft und das Wissen, welche für die Wieder­verwendung zentral sind. Baumaterialien in der Kreis­lauf­wirtschaft zirkulieren nämlich nicht einfach so, sondern ihre Zirkulation entsteht durch menschliche Arbeit und Engagement. Das Projekt arbeitet mit ethnographischen Daten zur Wiederverwendung aus vier europäischen Ländern: Schweiz, Österreich, Italien und Polen. Indem die Alltagspraxis auf Ab­bruchstellen, Baustellen, in Architekturbüros und Beratungsfirmen untersucht wird, beschäftigt sich die For­sch­ungs­gruppe mit den praktischen Problemen, mit denen Schrott­­händler_innen, Architekt_innen, Ingenieur_innen, Digi­tal­­­expert_innen, Geschäftsinhaber_innen und Zimmerleute bei der Wiederverwendung konfrontiert sind.

Die intensive Auseinandersetzung mit den Menschen, die Bauteile bewerten, vermitteln und ausbauen, generiert Erkenntnisse zu Mensch-Material-Beziehungen in der Architektur. Diese sozialwissenschaftliche Perspektive auf die Weiternutzung von Bauten und Bauteilen erweitert eine mehr technikorientierte Forschung in den Architekturwissenschaften. Türen, Fenster, Stahlträger und Holzböden sind nicht einfach Materialien, sondern Objekte, die durch ihre Verarbeitungstechniken in einem räumlichen und historischen Kontext stehen. Neben dem monetären Wert spielen auch ökologische, soziale und kulturelle Gründe eine Rolle für die Weiternutzung von Bauteilen. Die Resultate aus den Bereichen Logistik, Design, Arbeit und Wissensvermittlung fliessen als anwendungsorientierte Forschung auch in Netzwerke und Diskussionen zur Verbesserung von Wiederverwendungspraktiken in der Schweiz ein.

Titel: Urban Bricolage. Mining, Designing and Constructing with Reused Building Materials
Projektleitung: ass. Prof. Dr. Madlen Kobi, Einheit für Sozialanthropologie, Departement für Sozialwissenschaften, Universität Freiburg
In Zusammenarbeit mit: Dr. Elena Sischarenco, Dr. Adam Przywara, MA Vanessa Feri
Finanzierung: SNSF-PRIMA
Dauer: 2022–2026


La ville ornée. Pour une histoire des façades peintes à l’époque moderne

Entre les XVe et XVIIIe siècles, un grand nombre de villes européennes comportait des façades peintes réunissant des scènes historiées, des figures monumentales, des ornements et des structures architecturales feintes. Or, en dépit de la renommée des artistes qui ont conçu et exécuté ces ensembles décoratifs, ce phénomène artistique majeur demeure encore très largement méconnu. Sur un méridien stylistique reliant le Nord au Sud de l’Europe (Allemagne, Suisse, Italie), le phénomène de la façade peinte constitue pourtant un merveilleux laboratoire de la représentation au double sens transitif et réflexif du terme. Le projet de recherche qui leur est dédié par le Professeur Jérémie Koering entend analyser les enjeux identitaires, politiques, sociaux et artistiques qui traversent cette pratique décorative. Plus largement, il s’agit de mesurer la contribution de ce phénomène à la définition de «l’espace public» dans les sociétés urbaines européennes.


In Kürze

  • Comment des familles régnantes sont-elles parvenues à assurer une progéniture assez importante en bonne santé pour perpétuer la ligne dynastique à l’époque moderne? Le projet de la Professeure assistante Nadine Amsler explore les discours sur la reproduction dynastique et les pratiques en lien avec celle-ci, en combinant des perspectives européennes et globales. En se penchant sur les grossesses dynas­tiques et les soins médicaux pour les jeunes princes, il analyse l’histoire dynastique du point de vue du corps.

  • Das EU-finanzierte Forschungsprojekt PIONEERED (Pioneering policies and practices tackling educational inequalities in Europe), das von Prof. Andreas Hadjar koordiniert wird, hat zum Ziel, Wege zu finden, um Bildungsungleichheiten zu bekämpfen. Im Rahmen des Mixed-Method-Projekts, an dem neun europäische Länder beteiligt sind, werden innovative Politiken und Praktiken in formalen, non-formalen und informalen Bildungsumwelten identifiziert und dahingehend analysiert, inwieweit diese Benachteiligungen im Bildungserwerb abbauen können.

  • Le projet interdisciplinaire «Instruction and Conversion in the World of Iberian Exempla: Pillars of Christian Morality», dirigé par le Professeur Hugo Bizzarri en partenariat avec l’Université de São Paulo, vise à présenter le potentiel moralisateur des exempla en portugais et en castillan du XIIIe au XVIe siècle. L’accent est mis sur les récits brefs qui traitent la garde du corps et de l’âme et le maintien du groupe social. Les analyses se concentrent sur les utilisations pédagogiques de ce matériel au sein de la société ibérique.

  • Schlaf ist für unsere Gesundheit von grosser Bedeutung – er fördert die Hirnfunktion und kognitive Leistungsfähigkeit. Wir verstehen zunehmend, dass Schlaf auch mit der Hirnreifung und der Darmflora verknüpft ist. Im SNSF Projekt von ass. Prof. Salome Kurth wird mittels Neurowissenschaften und Mikrobiologie untersucht, wie Schlaf, Entwicklung und Darmbakterien zusammenwirken. Dabei werden Schlaf-Wach-Muster, Neurophysiologie, Ernährung sowie Mutter-Kind-Interaktionen und der Schlaf des ungeborenen Kindes betrachtet.

  • Le projet Humanistica Helvetica, dirigé par le Docteur David Amherdt, vise à faire connaître la littérature latine humaniste du XVIe siècle en Suisse par le biais d’un portail Internet bilingue. Une introduction générale, ainsi que l’étude de six auteurs représentatifs et d’une douzaine de thèmes ou genres littéraires, révèlent aux chercheurs·euses et au grand public un pan méconnu de l’histoire littéraire et culturelle de la Suisse. Le portail comprend aussi une riche base de données de textes (aux accents souvent étonnamment modernes) édités, traduits et commentés.

  • Im Projekt «QuaTexD» von Prof. Regula Schmidlin wird die Textkompetenz von Deutschschweizer Schüler_innen der Sekundarstufe II erstmals mithilfe korpuslinguistischer Methoden untersucht. Fokussiert wird auf Konnexion, argumentative Qualität, Wortschatz und orthographisch-­grammatische Korrektheit. Die Texte der Schweizer Jugendlichen werden verglichen mit Texten von Studierenden auf Bachelorstufe sowie von Jugendlichen aus anderen Regionen des deutschen Sprachgebiets. Somit ermöglicht das Projekt Erkenntnisse zur Entwicklung der Textkompetenz im regionalen Vergleich.
Drittmittel für die Forschung (Aufgewendete Mittel in Mio. Franken)