Publikationsdatum 10.10.2023

Drei neue Ambizione-Grantees an der Universität Freiburg


Der Schweizerische Nationalfonds gab letzten Monat die neuen Empfängerinnen und Empfänger der Ambizione-Karrierebeiträge 2023 bekannt. Diese hochkompetitiven Stipendien ermöglichen es Nachwuchsforschenden, ein eigenes Forschungsprojekt während bis zu vier Jahren zu leiten und damit ihr Profil zu schärfen. Drei der diesjährigen Grantees haben die Universität Freiburg als Gastinstitution gewählt. Werfen wir einen Blick auf ihre faszinierenden Projekte !

Das Ambizione-Projekt von Lena Kaufmann (links im Bild) befasst sich mit der sich rasch entwickelnden Welt der digitalen Landwirtschaft und insbesondere mit dem Einsatz von Multitasking-Drohnen. China ist weltweit führend in der Entwicklung solcher Drohnen, die nun auch vermehrt nach Europa exportiert werden, wo sie im Ackerbau zum Einsatz kommen. Diese Digitalisierung der Landwirtschaft birgt im Zusammenhang mit der globalen Herausforderung, die schnell wachsende Weltbevölkerung zu ernähren, grosse Chancen, aber auch schwer kalkulierbare Risiken. Denn digitale Technologien sind immer anfällig für Missbrauch und Hackerangriffe.

Kaufmann wird dieses Thema aus einer anthropologischen Perspektive untersuchen und die ländlichen Akteur_innen, die mit chinesischer Drohnentechnologie vor Ort in China und Europa arbeiten, in den Mittelpunkt stellen. In zwei Unterprojekten, die sich auf deutsch-chinesische bzw. schweizerisch-chinesische Fälle konzentrieren, wird sie die Ströme von Menschen, Technologien, Wissen und Ideen zwischen China und Europa untersuchen.

Ein solch innovatives Projekt, das vielfältige sprachliche und wissenschaftliche Kompetenzen erfordert, kann nur von einer Forscherin mit einem ebenso vielfältigen Hintergrund konzipiert und durchgeführt werden. Lena Kaufmann hat Sozialanthropologie und Sinologie in Rom, Berlin, Shanghai und Peking studiert, bevor sie nach Zürich kam, um ihre Doktorarbeit zu schreiben. Sie war Gastwissenschaftlerin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte und an der Universität Konstanz sowie Gastdozentin für Chinesische Gesellschaft an der Universität Bern.

Kaufmann teilt ihr Interesse an Sprache und Geopolitik mit Anne-Frédérique Schläpfer (Bildmitte), die mit ihrem Ambizioneprojekt ebenfalls nach Freiburg kommen wird, um verschiedene Formen des politischen Handelns in der französischen Literatur in der Schweiz von 1910 bis 2010 zu untersuchen.

Schläpfer hat in Lausanne Anglistik, Französisch und Politikwissenschaft studiert, bevor sie sich ganz auf die Literaturwissenschaft spezialisierte. Ihr Forschungsinteresse gilt heute der globalen Dimension von Literatur. In ihren bisherigen Forschungsprojekten, die sie an der Universität Genf, der New York University, der École des hautes études en sciences sociales und dem Institut für moderne und zeitgenössische Geschichte in Paris durchführte, untersuchte sie die Idee der Weltliteratur in internationalen Organisationen und schlug einen transnationalen Ansatz für die Untersuchung von französischer Literatur in der Schweiz vor. Sie will nun eine Grundannahme der Forschung in Frage stellen, die besagt, dass die literarische Produktion der Romandie im langen zwanzigsten Jahrhundert grundsätzlich nicht an sozialen und politischen Fragen interessiert war.

Anne-Frédérique Schläpfer konzentriert ihre Untersuchung auf drei historische Schlüsselmomente: den Ersten Weltkrieg, die Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg sowie den Kalten Krieg. Für jede dieser Perioden wird sie die literarische Produktion verschiedener Kollektive wie Zeitschriften, literarische Gruppen und Institutionen untersuchen. Ihr Projekt wird das literarische Schaffen in der Romandie im langen zwanzigsten Jahrhundert neu bewerten und einen wichtigen Beitrag zur europäischen Geschichte des politischen Handelns in der Literatur leisten.

Die Frage, wie sich Medien und politisches Handeln gegenseitig beeinflussen, steht auch im Mittelpunkt des Ambizione-Projekts von David Zagoury (rechts im Bild), welches sich mit der Kunst der Reformation im sechzehnten Jahrhundert auseinandersetzt. Zagoury wird umkehrbare Bilder untersuchen, die im Zuge von reformatorischen Polemiken produziert wurden, um so unser Verständnis der Rhetorik der Subversion der frühen Protestanten zu verfeinern. Die betreffenden Bilder enthüllen neue Bedeutungen, wenn die Betrachtenden sie auf den Kopf stellen und involvieren auf diese Weise ihr Publikum in eine Subversionsdynamik. Zagoury möchte herausfinden, welchen Einfluss solche Bilder auf die Vorstellungen von politischem Wandel während der Reformationszeit und darüber hinaus hatten.

Vor seinem Aufenthalt an der Universität Freiburg war David Zagoury als Postdoktorand an der Bibliotheca Hertziana - Max-Planck-Institut für Kunstgeschichte in Rom, am Getty Research Institute in Los Angeles und an der Universität Zürich tätig und forschte als Gastwissenschaftler an der New York University und der University of Toronto. Ursprünglich hat er Jura, Kunstgeschichte und Philosophie in Genf und Oxford studiert, bevor er für seine Doktorarbeit an die Universität Cambridge wechselte.

Wir freuen uns sehr, drei so herausragende Forschende an der Universität Freiburg zu begrüssen, und wir sind gespannt darauf, in den kommenden Jahren mehr über ihre Forschungsergebnisse zu erfahren. Wenn auch Sie sich für die Ambizione-Beiträge (der diesjährige Eingabetermin ist der 1. November 2023) oder ein anderes Karriereförderungsprogramm des SNF interessieren, dann kontaktieren Sie die Dienststelle Forschungsförderung – wir können Sie mit Ihrem Antrag unterstützen.